Was soll denn aus ihr werden?
zeigt und etwas davon versteht, wenn doch der Niki Sami ein Auge auf sie hat, wie meine Frau sagt.«
»Ich meine, Dori macht sich wenig aus dem, was anderefür Pflicht und Recht ansehen, vielleicht ist sie's auch nie gelehrt worden«, sagte die Nonna mit einem wohl zu verstehenden Blick auf Dorothea.
»Kreuz-Fahnen-Donnerwetter, wie hast du denn auch dein Kind dressiert, Base?« fuhr jetzt der Pate los. »Hast du denn auch einen völligen Heiden und Türken zum Manne gehabt, und habt ihr dort unten unter lauter Kannibalen gelebt, bis dich ein unverdientes Glück wieder zu Christenmenschen gebracht hat?« Er schnaubte seinen Rauch in völligen Gewitterwolken heraus, und unter den dicken Brauen hervor schoß er vernichtende Blitze auf Dorothea. Sie durfte kein Wort erwidern.
Jetzt ging die Tür auf und Dori trat herein, in der Hand einen großen Strauß der schönsten, wilden Rosen tragend, die in ihrem lieblichen Hellrot wie ein Abglanz von den glühenden Wangen des Mädchens schimmerten.Doris braune Augen funkelten vor Wonne. Aller Blicke trafen sie, wie sie hereintrat. Welche Blicke! Wie lauter Blitze und Gewitter waren sie anzuschauen. Die Mutter sah aus, als wolle sie zusammenbrechen vor Angst und Not. Dori stutzte. Die Nonna schaute auf Dorothea, ihr Blick sagte deutlich: Es ist an dir, zu reden. Dorothea brachte kein Wort hervor.
Nun fing die Nonna zu sprechen an: »Es ist nicht schön, wie du dich zeigst, Dori. Du wirst von den Verwandten eingeladen und freundlich behandelt und du läufst von allem weg, als ob es nichts wäre, und gebärdest dich ganz wild, unerzogen und undankbar. Besonders gegen den gastfreundlichen Paten, den du schon um des Alters willen ehren solltest, und der dir mehr Freundlichkeit erwiesen hat, als du verdient und, wie es scheint, empfunden hast. Du hast mit Undank und Rücksichtslosigkeit seine Güte gegen dich zurückbezahlt.«
Dori ging schnell zu dem Paten heran, faßte ihn ganz zärtlich um den Hals und hielt ihn fest: »O seid doch nicht bös auf mich, Pate«, bat sie mit herzlichem Ton, »ich habe Eure Freundlichkeit wohl empfunden und wollte gewiß nicht undankbar gegen Euch sein. Aber Ihr wißt ja wohl, Ihr selbst habt es mir erlaubt, wenn ich wiederkomme, so dürfe ich zur Ruine von Steinsberg hinauf und die wilden Rofen holen. Da habe ich gedacht, am besten könne ich gehn, wenn nun die Nonna und die Mutter das Haus und alle die Sachen ansehn wollen, dann vermisse mich gewiß niemand, und so bin ich denn schnell gelaufen, und es war so schön. Aber es ist mir so leid, wenn es Euch nicht recht war, undankbar bin ich gewiß nicht gegen Euch, Pate, seid doch nur wieder gut mit mir!«
Da schmolz das alte Soldatenherz wie Wachs an der warmen Sonne. »Ja, ja, das ist wahr, ich habe es ihr selbst erlaubt, daran hab' ich nicht mehr gedacht, aber es ist ganz wahr«, sagte er, und seine Stimme klang so herzlich, daß Dorothea wieder aufatmen konnte. »Man muß auch dem Kinde nicht alles so übel nehmen«, fuhr er fort,»sie hat nun einmal ihre eigenen Freuden, die soll man ihr lassen. Und wenn die Sache krumm geht, so ist sie nicht schuld daran. Komm, junge Base, wir stoßen an. Hätt' ich meine vierzig Jahre weniger aufgeladen, so würde alles anders gehn. Und Ihr auch, Nonna, kommt, wir stoßen noch einmal auf den allgemeinen Frieden an.«
Die Nonna war aufgestanden. Ein wenig steif sagte sie: »Es ist Zeit, daß wir heimfahren. Ich trinke nicht mehr, Niklaus. Man könnte wirklich denken, Ihr wäret heute um einige Jahrzehnte zurückgekommen; daß nicht die Vernunft um so viel zurückgeht, wenn es die Jahre nicht tun wollen, darauf sollte einer achten.«
Der Abschied wurde allerseits kurz abgetan, die Heimfahrt wurde angetreten und ohne Unterhaltung zurückgelegt. Als Dorothea mit der Tochter an der Halde ausstieg, sagte die Nonna zu der letzteren: »Komm zu mir herunter morgen, ich habe noch einmal mit dir zu sprechen.«
»Mutter«, sagte Dori, als sie in die Stube eingetreten waren, »sonst war die Nonna immer so freundlich und gut mit mir, jetzt ist sie wie verändert, sie mag mich, glaube ich, gar nicht mehr.«
»Doch, doch, sie möchte ja nur dein Glück, das weiß ich«, versicherte die Mutter, »und ich muß froh sein, wenn sie noch einmal mit dir reden will. Siehst du, Dori, ich kann nichts mehr sagen, ich weiß nicht, was das Rechte ist, was man tun soll, daß nicht nachher die Vorwürfe uns quälen und verfolgen.«
Dori wurde von der Nonna, bei der sie der
Weitere Kostenlose Bücher