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Was soll denn aus ihr werden?

Was soll denn aus ihr werden?

Titel: Was soll denn aus ihr werden? Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: ekz.bibliotheksservice GmbH
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etwas zu sagen, was er sagt, ist mir immer ganz gleichgültig, oder dann ärgert es mich. Ich mag ihn nur so leiden, weil er gutmütig ist.«
    »Siehst du, Dori, die Nonna und die Basen meinen, das verändere sich dann schon, wenn ihr zusammenlebt, da werdet ihr euch dann nach und nach wohl verstehen, weil ihr dann von vornherein einen gemeinsamen Boden habt und an den gleichen Dingen teilnehmt, denn es trifft ja dann alles, Freud' oder Leid, euch beide miteinander.«
    »Mutter, könntest du denn Freude haben, wenn du mich an den Niki Sami geheftet sähest, so daß er mein Allernächster sein sollte für immer, für immer!« rief Dori in verzweiflungsvollem Ton aus, »könntest du das?«
    »Ach nein, das ist es ja, das ist ja, was ich immer in mir hin und her drehen muß«, jammerte die Mutter, »ich könnte keine Freude haben, ich meine, ich könnte es fast nicht begreifen. Aber sieh, Dori, dann sag ich mir wieder: >Wenn die Nonna recht hätte, wenn du doch einmal anders denken könntest!< Und dann muß ich auch denken: >Wenn ich nun sterben sollte, zu wem gehörtest du dann, Dori? Wem könnte ich dich denn hinterlassen? Die Verwandten sind alle wider dich, zu wem gehörtest du denn auch noch?<«
    »Du hast recht, Mutter, ich gehöre zu niemand«, sagte Dori, »jetzt sind sie alle wider mich, auch die Nonna, die sonst so freundlich mit mir war. Sie ist es nicht mehr, ich habe es ganz gut gefühlt, sie will nun nichts mehr von mir. Aber daß ich zu ihnen gehöre, habe ich nie gefühlt, auch vorher nicht, ich gehöre wirklich zu niemand, Mutter. Siehst du, wenn ich mit dem Herrn Doktor lese, und wir sprechen dann manchmal zusammen über das Gelesene, wie wir so von diesem und jenem denken und empfinden, dann bin ich ganz wie daheim beim Vater, und es ist ganz, als ob ich dahin gehörte, bis wir fertig sind; und wenn ich auf einmal wieder den Herrn Doktor vor mir sehe, dann merke ich, daß ich zu solchen Leuten gar nichtgehören kann. Und denk' ich erst an seine Frau, wie sie so schön und stolz und verächtlich auf mich niederschaute, dann fühle ich's erst recht, wie himmelweit weg und wie hoch oben über mir solche Menschen stehen. Ich denke dann oft, wie kann nur der Herr Doktor so mit mir sprechen, wie mit seinesgleichen? Das kann er nie fühlen, er muß doch eine Art Verächtlichkeit gegen einen Menschen haben, der nichts weiß und nichts ist, wie ich bin.«
    »Das glaube ich doch nicht, er weiß ja, daß es keines Menschen Schuld ist, wenn er so in der Einfachheit geboren und erzogen wird, wie du«, sagte die Mutter. »Nun habe ich dir ja auch noch etwas zu sagen, Dori, ich tu' es so ungern, ich weiß wohl, wie leid es dir tun wird:der Herr Doktor war bei mir und hat mir angezeigt, daß er von zu Hause eine Nachricht erhalten hat, die ihn heimruft. In zwei Tagen will er uns verlassen. Es macht ihm selbst Mühe, ich habe es wohl gesehen.«
    Dori schaute die Mutter erst an, als wollten ihr die Worte nicht verständlich werden; dann kam ein Ausdruck so trauriger Ergebung in ihre Augen, wie Dorothea ihn noch nie gesehen hatte. Endlich sagte sie: »So, Mutter, nun können wir singen:
    Und die Freude, ja die Freude
Verweht wie ein Traum.
    Nun gibt's nichts mehr, sich darauf zu freuen von einem Tag auf den andern, und nichts mehr zu tun, das der Mühe wert ist, das ganze Engadin ist leer.« Dori ging nach ihrer Kammer hinüber. Sie stellte sich an ihr Fenster, wo der dunkle Pisoc hereinschaute. Der Abendwind jagte die grauen Wolken darüber hin. Sie schaute ihnen nach: »Könnt' ich doch mit euch über den Berg, weit fort von hier!« sagte Dori halblaut; dann wischte sie sich eine Träne aus den Augen.

Fünfzehntes Kapitel
    Zwei Tage waren vergangen. Der Wagen, der Doktor Strahl das Tal hinunter nach Landeck bringen sollte, stand vor der Tür. Der Doktor stand noch drinnen in der Stube und schüttelte Dorothea beide Hände. »Die Tage, die ich in Ihrem Hause zugebracht habe, Frau Maurizius, gehören zu meinen angenehmsten Erinnerungen«, sagte er mit großer Freundlichkeit.
    »Wenn doch ein anderes Jahr Sie wieder in unsere Berge brächte, wie wollten wir uns freuen!« entgegnete Dorothea, seinen Händedruck erwidernd.
    »Ach, so etwas kommt nicht zum zweitenmal, wir hören gewiß in unserm Leben nie mehr etwas von Ihnen«,sagte Dori, deren Hand jetzt der Doktor zum Abschiednehmen ergriffen hatte.
    »Woher kommt Ihnen denn diese Gewißheit?« fragte er lächelnd.
    »Ach, Sie wissen ja schon, Herr Doktor, zweimal

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