Was Soll Ich Tun
Erzählungen der Evangelien ganz deutlich. Jesus hat die Schönheit der Schöpfung wahrgenommen und konnte wunderbare Gleichnisse erzählen. Er konnte die Menschen offensichtlich fesseln mit seinen Erzählungen. Er hat sie geheilt und aufgerichtet. Er hat ihnen vermittelt, dass sie bedingungslos angenommen sind. Er hat denen, die sich schuldig fühlten, Gottes Barmherzigkeit erwiesen und mit ihnen Gemeinschaft gepflegt, hat mit ihnen gegessen und getrunken. Bei diesen Gastmählern ging es sicher nicht nur ernst zu. Da war Leichtigkeit und Fröhlichkeit. Und Jesus – so sagt es uns das Johannesevangelium – hat uns bis zur Vollendung geliebt. Es war eine echte und tiefe Freundesliebe. Er selbst sagt uns: „Es gibt keine größere Liebe, als wenn einer sein Leben für seine Freunde hingibt.“ (Joh 15,13)
„Dies habe ich euch gesagt,
damit meine Freude
in euch ist und damit
eure Freude angefüllt wird.“
(Joh 15,11)
Sicher ist jedes Jesusbild immer auch zeitbedingt. Sie haben strenge Jesusbilder mitbekommen, weildamals, in Ihrer Kindheit, die Frömmigkeit oft lebensverneinend und asketisch bestimmt war. Oft genug war sie auch von der Haltung geprägt, dass der Mensch schlecht sei. Jesus hat den Menschen, die ihm begegnet sind, etwas Entscheidendes vermittelt: dass Gott ihn liebt, dass er einen göttlichen Kern in sich trägt, eine unantastbare Würde. Jesus hat sicher auch strenge Worte gesagt. Aber mit ihnen wollte er uns nicht Angst machen, sondern uns die Augen öffnen, damit wir uns nicht einfach von den Illusionen einlullen lassen, die wir uns über unser Leben gemacht haben. Aber Jesus will mit seinen Worten immer in uns Leben wecken. Er sagt von sich: „Ich bin gekommen, dass sie das Leben haben und es in Fülle haben.“ (Joh 10,10) Zu diesem Leben in Fülle gehört sicher auch Leichtigkeit und Freiheit, Humor und Lachen. Aber wie jeder Einzelne dieses Leben in Fülle erlebt, das hängt auch von seiner inneren Struktur ab. Und wir sollten uns im Übrigen auch davor hüten, zu sagen: Wir müssen alle fröhlich sein. Denn damit würden wir den depressiv veranlagten Menschen ein schlechtes Gewissen vermitteln. Jesus hat mit seinen Worten Freude vermittelt, nicht indem er aufgerufen hat, dass wir uns freuen sollen, sondern indem seine Worte uns mit der Freude in Berührung brachten, die auf dem Grund unserer Seele ist, aber oft genug von Ängsten und Traurigkeit zugeschüttet ist. Jesus sagt von sich: „Dies habe ich euch gesagt, damit meine Freude in euch ist und damit eure Freude angefüllt wird.“ (Joh 15,11)
So wie sich Kirche derzeit darstellt, ist sie doch eindeutig am Schrumpfen und auf dem Weg in die Bedeutungslosigkeit – für die Gesellschaft und für das Leben der meisten.
Hat Kirche überhaupt Zukunft?
Ich glaube fest daran, dass die Kirche eine Zukunft hat. Natürlich müssen wir uns von der Vorstellung der Volkskirche verabschieden, die alle Menschen erreicht und auch die Gesellschaft in allen Segmenten prägt. Aber wenn die Kirche an ihre eigene Sendung wirklich glaubt und ihr in ihrem Wirken auch gerecht wird, dann hat sie eine Zukunft. Die Kirche hat eine ganz entscheidende Aufgabe: in unserer Welt die Frage nach Gott offen zu halten. Heute ist unsere Gesellschaft ja in Gefahr, sich ganz und gar von der Ökonomisierung bestimmen zulassen. Alles wird nach finanziellen Gesichtspunkten bewertet. Das raubt dem Menschen seinen eigentlichen Wert. Die Kirche hat die Aufgabe, für den Menschen einzutreten. Indem sie den Himmel über dem Menschen öffnet, schafft sie ihm einen Freiraum, so dass er sich nicht von rein wirtschaftlichen Interessen bestimmen lässt. Indem sie Gott in den Mittelpunkt stellt, ermöglicht sie dem Menschen, dass er seine eigene Mitte findet. Die Kirche muss sich neu auf ihre spirituelle Weisheit besinnen und den Menschen einen Ort anbieten, an dem sie ihre spirituelle Suche praktizieren können. Nur wenn sie ihre spirituelle Kompetenz wieder gewinnt, hat sie eine Zukunft.
Die Kirche der Zukunft
ist Anwalt für die Freiheit
und Würde des Menschen,
und zugleich der Ort,
an dem er mitten in dieser
Welt Heimat findet.
Eine andere Aufgabe der Kirche ist es, die prophetische Funktion in unserer Gesellschaft wahrzunehmen. Sie soll nicht besserwisserisch in dieser Welt auftreten. Aber sie hat die Aufgabe, wie die Propheten im Alten Testament, auf Tendenzen unserer Gesellschaft hinzuweisen, die dem Menschen schaden, und gegen Ungerechtigkeit und Lüge aufzutreten.
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