Was Soll Ich Tun
Diese prophetische Sendung ist nicht immer angenehm. Aber es braucht einen Mahner, der nicht jeden Modetrend mitmacht und der vor allem die lebensbehindernden Tendenzen in unserer Gesellschaft durchschaut und anprangert.
Die Kirche als Institution wird vermutlich kleiner werden. Aber das muss kein Nachteil sein. Es ist sogar eine Chance. Sie kann so authentisch werden und ihre Botschaft vom Reich Gottes in neuer Weise in dieser Welt verkünden. Dort, wo Gott herrscht, wird der Mensch frei. Dort wo Götzen herrschen wie das Geld oder die Macht oder der Erfolg, wird der Mensch zum Sklaven. Die Kirche der Zukunft ist Anwalt für die Freiheit und Würde des Menschen, und zugleich der Ort, an dem er mitten in dieser Welt Heimat findet. Denn daheim sein kann man nur, wo das Geheimnis wohnt. Wo die Kirche ein Raum für dieses Geheimnis Gottes ist, findet der unbehauste Mensch unserer Zeit Heimat und ein Zuhause.
KRANKHEIT UND GESUNDHEIT
Zwei Fragen beschäftigen die Menschen immer wieder: Wie gehe ich mit meiner eigenen Krankheit um, wenn sie mich trifft? Und wie gehe ich mit kranken Menschen um? In den kranken Menschen begegnen wir der eigenen Angst, genauso krank und alt und vielleicht genauso hilflos oder dement zu werden. Es hat aber wenig Sinn, die Krankheit zum Beispiel von der Vergangenheit her zu deuten. Denn da kommt in uns schnell ein Deutungsmuster hoch: „Was habe ich falsch gemacht, dass ich krank geworden bin?“ Oder aber: „Warum straft mich Gott mit der Krankheit?“ Solche Deutungsmuster helfen nicht weiter. Sie erzeugen in uns nur Schuldgefühle. Und Schuldgefühle martern uns. Statt uns zu helfen, gesund zu werden, machen sie uns noch kränker. Statt in diesem Sinn nach der Ursache der Krankheit zu fragen, ist es besser, wenn wir ihre Herausforderung annehmen und uns fragen, welchen Sinn wir in ihr entdecken oder welchen Sinn wir ihr geben können.
Wenn ich so auf die Krankheit blicke, gibt es eine Alternative: Entweder ich lasse durch die Krankheit meine Vorstellungen von mir, von meinem Leben und von Gott zerbrechen. Oder aber ich halte fest an meinen Vorstellungen. Dann besteht die Gefahr, dass ich selber zerbreche. Die Krankheit zerbricht etwa meine Vorstellung, dass ich mir durch gesunde Ernährung und gesunde Lebensweise meine Gesundheit garantieren könnte. Sie zerbricht meine Vorstellung, die ich von mir selber habe, dass ich immer stark und erfolgreich und gesund und leistungsfähig bin. Und siezerbricht meine Vorstellung vom Leben: dass ich alles kann, was ich will. Sie lässt meine Phantasie scheitern, dass ich das Leben immer in vollen Zügen genießen kann. Und auch meine Vorstellung von Gott wird zerbrochen: von dem Gott, der mich vor allem Unheil bewahrt und mich auch vor Krankheit und Tod schützt.
Wenn ich mir diese Vorstellungen zerbrechen lasse, dann kann etwas Neues mit mir geschehen. Ich werde aufgebrochen für mein wahres Selbst. Dann entdecke ich, wer ich eigentlich bin. Ich komme in Berührung mit meinem ursprünglichen und unverfälschten Selbst. Ich spüre mich selbst. Und ich werde aufgebrochen für die Menschen in meiner Umgebung. Ich werde sie anders wahrnehmen, sie in ihrer eigenen Krankheit besser verstehen. Und ich werde aufgebrochen für den ganz anderen Gott. Gott ist Liebe. Aber diese Liebe ist oft so ganz anders, als ich mir vorstelle. Sie ist letztlich unbegreiflich.
Wenn ich aber an meiner Vorstellung von mir, von meinem Leben und von Gott festhalte, werde ich zerbrechen. Ich halte fest an meinem Selbstbild, dass ich immer stark und erfolgreich bin. Doch die Krankheit zerbricht dann mit dem Selbstbild, an das ich mich klammere, mich selbst. Ich fühle mich dann wertlos. Ich möchte nicht mehr leben. Ich verstehe mich nicht mehr. Ich kann mich nicht mehr annehmen. Und die Krankheit zerbricht mich selbst, weil alles, was ich mit dem Leben verbinde, nicht mehr möglich ist. Für mich ist ein Leben dann wertlos, wenn ich nicht mehr auf die Berge steigen kann und das gute Essen und den guten Wein nicht mehr genießen darf. Und ich will von Gott nichts mehr wissen, der mich nicht vor der Krankheitbewahrt hat. Doch wenn Gott für mich jahrelang Halt und Grund meines Lebens war, zerbreche ich selbst, wenn ich mich von diesem Gott abwende und mich ihm gegenüber verschließe. Ich verschließe mich dann letztlich vor meiner eigenen Sehnsucht und dem tiefen Wissen meines Selbst, dass ich in Gott bin.
Andere Fragen, die in diesem Zusammenhang immer wieder auftauchen,
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