Was Soll Ich Tun
dann beten Sie auch darum, dass Gott durch all die Hilfen, die die Ärzte anbieten, den Krebs heilt, so dass Sie noch lange eine gute Mutter sein können. Aber bedenken Sie auch, dass wir nicht Herren sind über unsere Lebenszeit. Wir sind alle in Gottes Hand, in jeder Situation. Wir sollen für unsere Kinder sorgen und zugleich die Sorge loslassen und vertrauen, dass Gott den Kindern soviel Kraft gibt, dass sie auch allein ihren Weg finden werden. Kämpfen Sie nichtgegen Ihre Angst. Sonst wird sie nur noch stärker. Freunden Sie sich mit Ihrer Angst an. Die Angst will Sie immer wieder daran erinnern, sich und die ganze Familie Gottes Obhut anzuvertrauen. Und die Angst lädt Sie dazu ein, jeden Augenblick, den Gott Ihnen schenkt, bewusst zu leben. Lassen Sie sich von der Angst dazu anregen, sich Ihrer Tochter liebevoll zuzuwenden und das Geheimnis, das Ihre Tochter darstellt, auf neue Weise wahrzunehmen, ihr Worte der Liebe und Zuwendung zu sagen, die Sie lange nicht mehr gesagt haben. Dann müssen Sie Ihre Angst nicht loswerden. Sie wird verwandelt in eine Einladung, intensiv und achtsam zu leben.
S eit einigen Jahren leide ich an Multipler Sklerose. Es gab einige Hoffnungsstationen, aber inzwischen bin ich auf den Rollstuhl angewiesen, und es wird von Monat zu Monat schlechter. Ich habe in den letzten Jahren um Heilung und um Antworten auf die Sinnfrage gekämpft. Es war eine sehr anstrengende Zeit, aber eine Zeit, in der es neben der Verzweiflung auch die Hoffnung gab. Was ist nun? Es geht mir körperlich schlechter und das geplante Ziel – eine Antwort auf die Warumfrage zu finden – ist plötzlich verschwunden.
Was bedeutet dies ALLES?
Die Antwort auf die Warumfrage werden Sie nie finden. Wir wissen nicht, warum uns so eine Krankheit widerfährt. Wir können nur versuchen, eine Antwort auf die Krankheit zu geben und – wie Viktor E. Frankl, der jüdische Therapeut, der selbst im KZ war, sagt – ihr einen Sinn abgewinnen. Die Krankheit hat nicht in sich einen Sinn. Aber wir können ihr einen geben. Jesus gibt uns einen Schlüssel an, wie wir der Krankheit einen Sinn geben können. Er gesellt sich den beiden Jüngern zu, die von seinem Tod am Kreuz so enttäuscht sind, dass sie von Jerusalem fliehen und sich Emmaus zuwenden. Sie verstehen nichts von dem, was geschehen ist. Sie können sich nicht vorstellen, warum Gott das mit Jesus, dem wunderbaren Rabbi, zuließ. Jesus spricht mit ihnen über ihre Enttäuschung. Er sagt ihnen nicht, warum das alles geschehen ist.Aber er zeigt ihnen von der Bibel her, dass das nicht sinnlos war und kein Scheitern, sondern ein Weg zu einem neuen Leben, ein Weg in Gottes Herrlichkeit hinein. Er sagt ihnen: „Musste nicht der Messias all das erleiden, um so in seine Herrlichkeit einzugehen?“ (Lk 24,26)
Wir könnten diese Antwort auf uns und unsere Krankheit hin so verstehen: Die Krankheit zerbricht meine Vorstellungen von mir selbst, von meinem Leben und von Gott. Wenn ich mir diese Vorstellungen zerbrechen lasse, dann werde ich nicht zerbrechen, sondern ich werde aufgebrochen für mein wahres Selbst und für den unbegreiflichen Gott, für den ursprünglichen Glanz, den Gott mir geschenkt hat.
Die Krankheit stellt Sie
vor die Frage:
Wer bin ich selbst?
Was ist der Sinn
meines Lebens?
Die Krankheit stellt Sie vor die Frage: Wer bin ich selbst? Was ist der Sinn meines Lebens? Sie müssen sich verabschieden von der Illusion, dass Sie durch Leistung Ihrem Leben einen Sinn geben können. Doch Ihr Leben ist wertvoll – einfach dadurch, dass Sie Ihr einmaliges Leben leben. Sie graben mit Ihrem Leben eine Spur in diese Welt ein. Wenn Sie gerade in Ihrer Krankheit durchlässig werden für Gott, dann wird Ihre Krankheit für andere zum Segen werden. Dann leuchtet in Ihnen Gottes Herrlichkeit aus. Sie sind durchlässig für Gottes Liebe, die stärker ist als der Tod. Es ist natürlich nicht leicht, sich in seiner Ohnmacht ganz in Gottes unbegreifliche Liebe fallen zu lassen und für diese Liebe durchlässig zu werden. Es ist ein schmerzlicher Prozess. Der hl. Paulus drückt diese Erfahrung, die er am eigenen Leib machen musste, mit einer Krankheit, die er nicht überwinden konnte, so aus: „Wenn auch unser äußerer Menschaufgerieben wird, der innere wird Tag für Tag erneuert.“ (2 Kor 4,16) So wünsche ich Ihnen, dass Sie sich mit Ihrer unbegreiflichen Krankheit aussöhnen und dass Sie in sich den inneren Raum entdecken, in dem Gott in Ihnen wohnt. Dort, wo Gott in Ihnen
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