Was Soll Ich Tun
beziehen sich auf den Umgang mit kranken Menschen. Wir erleben in ihnen oft Seiten, die wir nie gekannt haben, z. B. ihren Wunsch, dass sie nicht mehr leben wollen, dass sie ihrem Leben ein Ende machen wollen. Oder wir begegnen ihrer Schwäche. Sie, zu denen wir immer aufgeschaut, die wir vielleicht bewundert haben, werden plötzlich schwach und hilflos. Das verunsichert uns. Doch manchmal kann gerade der Umgang mit dem kranken Vater und der schwachen Mutter unsere Beziehung zu ihnen verwandeln und vertiefen. Auf einmal verstehen wir sie. Wir söhnen uns aus mit dem Vater, der auf unsere Hilfe angewiesen ist, der sein lautes und forderndes Wesen abgelegt hat und uns nun auf neue Weise begegnet. Wir söhnen uns aus mit der Mutter, die wir in ihrer Krankheit auf neue Weise kennen lernen. Der Umgang mit den kranken Menschen ist immer auch eine Chance für uns, ihnen auf neue Weise zu begegnen und uns vielleicht mit ihnen zu versöhnen, wenn alte Verletzungen vorliegen. Diese Chance sollten wir nützen bei all den Schwierigkeiten, die wir etwa bei der Pflege oder Begleitung der alten Eltern erfahren. Allerdings ist es wichtig, dass wir immer auch die eigenen Grenzen achten. Nur wer gut mit seinen eigenen Grenzen umgeht, kann auf Dauer auch gut mit kranken und hilfsbedürftigen Menschen umgehen.
M ein Vater war sein Lebtag nicht krank. Inzwischen ist er alt und schwächer und auch bettlägerig geworden. Damit kann er überhaupt nicht umgehen. Kürzlich überraschte er mich mit der Bemerkung, dass er sich umbringen werde. Er wolle nicht mehr leben, und ich solle ihm helfen. Er machte sogar den Vorschlag, eine Plastiktüte über seinen Kopf zu stülpen, die ich zuhalten solle. Ich habe zwar versucht, ihm das auszureden und es als Scherz zu nehmen. Aber ich bin natürlich auch zutiefst erschrocken.
Ich bin verunsichert, wie ich
mich künftig verhalten soll.
Auch die Krankheit
gehört zu unserem Leben.
Und nur wenn wir sie
annehmen, reifen wir –
vielleicht sogar zum
weisen Menschen.
Ihre erste Reaktion, den Vorschlag Ihres Vaters als Scherz zu nehmen, war sicher gut. Das hat die Situation entspannt. In dieser Situation hätte ein tieferes Gespräch wohl kaum einen Sinn gehabt. Aber da Sie verunsichert sind, wäre es doch gut, bei einer guten Gelegenheit noch einmal auf das Thema zurück zu kommen. Ich würde aber nicht darüber diskutieren, sondern ihn fragen, was er sich unter seinem Leben vorstellt und was er sich wünscht, was er braucht, damit er gut leben kann. Wenn er meint, ein bettlägeriges Leben sei nicht lebenswert, dann können Sie ja darüber sprechen, was einen Menschen wertvoll macht. Ist es nur die Leistung und die Gesundheit oder nichtseine Person? Und die Person bleibt, auch wenn man krank und bettlägerig ist. Sicher sollten Sie ihn verstehen, dass es nicht leicht ist, seine Kraft und Gesundheit loszulassen. Es ist schmerzlich, sich von dem zu verabschieden, was zum bisherigen Lebenskonzept gehört hat. Aber auch die Krankheit gehört zu unserem Leben. Und nur wenn wir sie annehmen, reifen wir – vielleicht sogar zum weisen Menschen. Und dann können Sie ihm ja auch Ihre Wünsche an ihn sagen. Sie können ihm sagen, dass Sie stolz sind auf einen Vater, der auch schwach sein kann, der auch durch die Krankheit hindurch geht und etwas ausstrahlt, was allen gut tut. Und Sie können Ihrem Vater sagen, dass Sie sich wünschen, dass er noch lange Segen sein darf für die ganze Familie, nicht durch das, was er leistet, sondern durch das, was er ist.
Vor zwei Monaten wurde ich mit der Diagnose Krebs konfrontiert. Alle machen mir Hoffnung, dass es operabel ist. Auch meine Familie stärkt mich sehr. Meine Tochter ist besonders tapfer. Trotzdem habe ich, vor allem nachts, Panikattacken. Ich habe vor allem Angst, meine Tochter alleinlassen zu müssen.
Diese Angst
bringt mich schier um.
Auch die Krankheit
gehört zu unserem Leben.
Und nur wenn wir sie
annehmen, reifen wir –
vielleicht sogar zum
weisen Menschen.
Ihre Panikattacken zeigen, dass Sie Ihre Tochter lieben und ihr noch lange eine gute Mutter sein möchten. Sprechen Sie mit Ihrer Angst und halten Sie die Angst Gott hin. Machen Sie sich kein schlechtes Gewissen, dass Sie Angst haben. Die Angst darf sein. Sie hat einen Sinn. Sie will Sie einladen, sich über Ihre Sorgen Gedanken zu machen. Sie können nicht für immer die Sorge für Ihre Tochter übernehmen. Vertrauen Sie darauf, dass Gott seine gute Hand über Ihre Tochter hält. Und
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