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Was Soll Ich Tun

Was Soll Ich Tun

Titel: Was Soll Ich Tun Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anselm Gruen
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Würde sterben lassen. Die Frage ist, wie Sie mit seiner Tochter umgehen. Wenn die Tochter so vehement dagegen ist, wäre es erst einmal gut, mit ihr über ihre Gefühle zusprechen. Warum ist sie so vehement dagegen? Ich vermute, dass sie Angst hat, den Vater loszulassen und sich mit dem Sterben zu befassen. Wichtig ist, dass dieses Gespräch in aller Ruhe geschieht und ohne Vorwurf und ohne Rechtfertigungsversuche. Denn dann würden sich die Positionen nur verhärten. Ich würde die Apparate nicht sofort abschalten, sondern der Tochter zwei Tage Zeit lassen, sich mit dem Gedanken anzufreunden und sich mit einem Seelsorger oder Therapeuten darüber zu unterhalten. Wenn sie dann nach zwei Tagen noch auf ihrer Meinung beharrt, würde ich so antworten, dass Sie es mit Ihrem Ärzteteam besprechen werden, welcher Wille jetzt befolgt werden soll, der Wille des Patienten oder der der Tochter. Es ist wichtig, sich aus einer Situation des Machtkampfes herauszunehmen. Denn in so einer Situation kommt man nicht weiter. In Ihrem Fall hat das Schicksal den Konflikt gelöst. Dafür sollen Sie dankbar sein und sich vom schlechten Gewissen verabschieden. Wenn es hochkommt, halten Sie Ihr Ringen Gott hin und vertrauen Sie darauf, dass es in Gottes Erbarmen aufgehoben und angenommen ist.
    Ich habe eine ganz gute Beziehung zu einer inzwischen schon sehr alten Nachbarin, die ich zwischendurch auch in dem Altersheim besuche, wo sie seit einiger Zeit lebt. Sie ist keine einfache Frau, aber ich habe trotzdem einen ganz guten Draht zu ihr. Ihr Sohn ist mit ihr zerstritten und hat sie auch schon mehr als drei Jahren nicht mehr besucht. Sie wehrt auch immer ab, wenn das Gespräch auf ihn kommt. Ich habe das Gefühl, dass es bei ihr bald zu Ende gehen könnte. Ich will mich einerseits ungern in Dinge einmischen, die mich nichts angehen und deren Hintergrund ich nicht kenne. Andererseits habe ich die Ahnung, dass es der Frau doch helfen könnte, wenn sich ihr Sohn mit ihr versöhnen und sie mit ihm Frieden schließen könnte.
    Habe ich da eine Verpflichtung,
    der ich nachkommen muss?
    Die Versöhnung ist möglich,
    auch wenn sie erst
    im Himmel geschieht.
    Sie haben keine Verpflichtung, der Sie nachkommen müssen. Die Versöhnung muss vom Sohn ausgehen. Aber wenn Sie in sich den Drang spüren, zur Versöhnung beizutragen, dann sollten Sie dem nachgehen. Doch die Frage ist, was Sie da tun können. Vertrauen Sie Ihrem eigenen Gefühl. Ich würde den Sohn anrufen und ihm erzählen, dass es seiner Mutter schlecht geht. Wie er darauf reagiert, wissen wir nicht. Es kann sein, dass er auf seine Mutter schimpft. Dagegen sollten Siedann nichts sagen, sondern nur empfehlen: „Das kann ja alles so sein. Aber einen Zwist sollte man vor dem Tod beilegen und nicht danach. Danach wird es umso schwerer werden.“ Ich würde ihn nicht drängen, aber ihm doch sagen: „Überlegen Sie sich, was Sie für Ihre Mutter tun können, wie Sie ihr ein Zeichen der Versöhnung geben können.“ Dann hoffen und vertrauen Sie, dass sein Herz sich auftun wird. Aber überlassen Sie es dann Gott, ob eine Versöhnung noch zu Lebzeiten geschieht. Sie sollen dem Sohn im Gespräch nicht die Zusage abringen, dass er seine Mutter besuchen wird. Sie haben gesagt, was zu sagen ist. Und nun vertrauen Sie darauf, dass der Sohn sich das in aller Freiheit überlegt und von sich aus einen Schritt auf die Mutter zu tun wird. Wenn er es nicht tut, dann empfehlen Sie der Mutter, dass Sie an den Sohn glauben soll, auch wenn er es jetzt nicht fertig bringt, zu ihr zu kommen. Der Engel der Versöhnung wird nach ihrem Tod das Herz des Sohnes öffnen. Die Versöhnung ist möglich, auch wenn sie erst im Himmel geschieht.
    M ein Mann und ich sind so alt, dass wir immer wieder einmal über die Zeit nach dem Tod des Partners sprechen. Kürzlich sagte er unvermittelt, er würde sich das Leben nehmen, wenn ich nicht mehr da sei. Ich bin so erschrocken darüber, dass ich gar nicht weiter mit ihm darüber gesprochen habe. Und wie man hört, bringen sich in unserer Gesellschaft immer mehr Menschen um.
    Haben wir ein Recht,
    über jemanden, der die Last
    des Lebens nicht ertragen kann
    und das Leben mit eigener
    Hand beendet, zu urteilen?
    Der Gedanke ,
    dass ein Partner stirbt,
    ist eine Herausforderung ,
    uns darüber klar zu werden,
    was uns eigentlich trägt.
    Uns steht es nicht zu, über andere Menschen zu urteilen, auch wenn sie Suizid begehen. Aber dennoch sollte uns klar sein, dass es uns nicht

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