Was Top-Unternehmen anders machen
Herkunftsland wird dann einfach Südaustralien oder gar nur Australien angegeben. Dadurch sind die australischen Weinhersteller unabhängig von Wetter, Klima und Boden. Sie können je nach den Bedingungen Trauben dort einkaufen, wo sie im entsprechenden Jahr gut und billig sind. Der Wein ist dann weniger Ausdruck eines bestimmten Bodens, sondern vielmehr Ausdruck einer bestimmten Rebsorte â wo immer sie wächst. 120 Hardy hat Anbaugebiete auch auÃerhalb Australiens, in Sizilien und Südafrika, und ist deshalb hervorragend in der Lage, auf Trendsorten zu reagieren, da Hardy vom Anbaugebiet unabhängig ist.
Die zweite wichtige Spielregel in der alten Welt sind die strengen Weinklassifikationen. Mit der Unterscheidung in Qualitäts- und Tafelwein gelten Vorschriften in Bezug auf Alkoholgehalt, Aufbesserung, Entsäuerung, Weinzusatzstoffe usw. Einzelne Qualitätsanbaugebiete geben Vorschriften hinsichtlich der zugelassenen Trauben, der maximalen Traubenmenge pro Hektar, des Mindestalkohol- und -säuregehalts, der Produktionsvorschriften, der Mindestausbauzeit usw. In Frankreich ist das Weinrecht hierarchisch geordnet, je nach Anbaugebiet. Bezeichnungen wie Vin de Table, Vin de Pays, Vin Délimité de Qualité Supérieure, Appellation dâOrigine Controllé, die Unterscheidung zwischen Beaune Premier Cru âLes Amoureusesâ oder Echézeaux Grand Cru in Burgund, Premier Cru und Premier Grand Cru Classé sagen vielleicht dem Sommelier etwas, den GroÃteil der Weintrinker aber verwirren sie. Des Weiteren bedingen sie strenge Vorschriften in der Weinherstellung. Die australischen Weinhersteller definierten auch diese Spielregel neu. Sie verzichteten auf ein strenges Klassifikationssystem. Dadurch waren sie flexibel in der gesamten Weinherstellung. Während beispielsweise die Lagerung in den teuren französischen Eichenfässern für bestimmte Weine Vorschrift war, erzielten die Australier den gleichen Effekt durch eine wesentlich kostengünstigere Methode. Ein Effekt der Holzfasslagerung sind die typischen Geruchsnoten von süÃer Vanille, gerösteten Haselnüssen, Gewürznelken und Karamell. Durch die wesentlich günstigere Stahlfasslagerung bei Zugabe von Holzschnitzeln erreichten die australischen Weinhersteller das gleiche Ergebnis. Europäische Weinhersteller haben diese Methode mit Entsetzen zur Kenntnis genommen. AuÃerdem verwenden die Australier die Umkehrosmose, ein Verfahren, bei dem Most mit seinen natürlichen Inhaltsstoffen aufkonzentriert wird, der Most wird reicher an geschmacksbildenden Stoffen. SchlieÃlich verzichteten die Australier auch auf die komplizierten Weinbezeichnungen und benannten den Wein einfach nach der Traube. Jeder Kunde konnte dies leicht verstehen und den Wein einfach einordnen.
Die dritte Spielregel betraf die kleinen BetriebsgröÃen, durch die die kritische Masse in der Produktion und Vermarktung nicht erreicht werden konnte. Economies of Scale konnten dadurch nicht erreicht werden, Automatisierung wie mechanische Lese waren nicht rentabel. In Australien haben die fünf gröÃten Weinhersteller, die zu einem groÃen Teil über Akquisitionen und Mergers gewachsen sind, einen Marktanteil von etwa 85 %, in Frankreich 8 % und in Italien 4 %. 121 Dadurch erreichten sie eine kritische Masse zur Realisierung von Economies of Scale und begannen die gesamte Wertschöpfungskette inklusive Marketing und Vertrieb zu kontrollieren. Dadurch â was mindestens ebenso wichtig war wie die Economies of Scale â konnten sie eine hohe Verhandlungsmacht gegenüber den professionellen Einkäufern der groÃen Lebensmittel-Einzelhandelsketten aufbauen. Deren wesentliches Interesse war es, mit wenigen zuverlässigen Lieferanten zu tun zu haben, die groÃe Mengen zu einem gleichbleibenden guten Preis-Leistungs-Verhältnis liefern konnten. Durch professionelles Marketing und Key Account Management sind schlieÃlich australische Weinhersteller wesentlich besser in der Lage, globale Marken aufzubauen.
Spielregel am Markt
Nachteil dieser
Spielregel
Neue Spielregel
Nutzen für den Kunden
1. Ursprungs-bezeichnungen
- Abhängigkeit von Wetter in der Anbauregion (Preis- und Qualitätsschwankungen)
- Abhängigkeit von einzelnen Traubensorten, die in der Region wachsen (keine Reaktionsmöglichkeit auf Trends bei den Traubensorten)
- Verzicht auf Ursprungsbezeichnungen kleiner Gebiete
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