Was uns glücklich macht - Roman
dir.«
»Was für ein Arschloch«, fügte ich noch hinzu, und sie lachte.
»Was ist mit dir, Katherine? Warst du je verheiratet?«
Ich weiß nicht, warum ich ihr von Phillip erzählte. Das habe ich im Lauf der Jahre wirklich nur sehr wenigen Menschen erzählt.
»Ich war nie verheiratet«, sagte ich, »aber einmal dicht davor. Wenigstens dachte ich das, vielleicht war es gar nicht so dicht, wie ich dachte. Eigentlich sind meine Männergeschichten der blanke Horror. Du wirst mich entweder auslachen oder mir die Ohren langziehen, wenn ich dir erzähle, was für Mist ich mir habe bieten lassen.«
»Versuch es doch mal.«
Ich atmete tief durch. »Also, einer hat mit mir während unserer Sitzung beim Paartherapeuten Schluss gemacht. Vermutlich hätte es mich stutzig machen müssen, dass wir noch vor der Hochzeit zur Paartherapie gingen, aber irgendwie ist es mir nicht weiter aufgefallen. Ein anderes Mal habe ich für einen Typen gekocht, er kam zu mir, wir hatten Sex, anschließend hat er sich von mir getrennt. Und dann hat er gefragt, ob er trotzdem noch zum Dinner bleiben könnte, weil er sonst in den Feierabendverkehr geraten würde, und ich habe es ihm erlaubt.«
Samantha wollte etwas sagen, doch ich unterbrach sie.
»Dann war da das eine Mal, als ich mit einem Typen Schluss machen wollte, er redete es mir aus, wir gingen nach Hause und schliefen miteinander, und dann , während er eine Zigarette in meinem Bett rauchte, sagte er, ich hätte wahrscheinlich recht, wir sollten uns trennen.«
Sie lachte wieder. Nicht auf die ansteckende, hysterische Art wie zuvor, sondern das wissende Lachen einer Frau, die weiß, was für Mistkerle Männer sein können.
»Aber der, den ich beinahe geheiratet hätte, war keiner von denen. Die waren wie Busse oder Züge, es kam immer ein anderer, wenn man den einen mal verpasst hatte«, fuhr ich fort. »Phillip war anders. Wir waren zusammen auf der Wirtschaftsuni. Wir haben zusammen studiert, sind zusammen verreist, haben zwar nicht zusammengewohnt, aber doch so gut wie. Ich kann mich nicht erinnern, wann er in den zwei Jahren, die wir zusammen waren, bei sich zu Hause gewesen wäre. Kurz vor unserem Abschluss hat er mir erzählt, er hätte in Cambridge eine andere Frau kennengelernt, eine aus der Stadt, keine Studentin. Sie war atemberaubend schön, und sie war leicht zufriedenzustellen. Nicht nur im Bett. Sie war mit allem zufrieden. Alles, was er sagte, war in ihren Augen witzig und brillant, sie fand jede Idee genial, die er äußerte. Das fand ich natürlich auch, aber ich war ihm ebenbürtig und sie nicht, und er gab zu, dass ihm das irgendwie gefiel. Sie betete ihn an, und er genoss es, angebetet zu werden.«
Samantha hatte sich gespannt vorgebeugt, saß vollkommen reglos.
»Ich weiß noch, wo wir gesessen haben, als er es mir erzählte. In einem Diner, in einer Nische im hinteren Teil des Lokals. Er trank einen Vanillemilchshake, ich einen Kaffee. Ich habe mir jedes Wort angehört und dann zu ihm gesagt: ›Schau, ich liebe dich, mehr wird dich eine andere auch nicht lieben, ich würde dich sofort heiraten, wenn du mich fragst, aber ich habe in Harvard studiert und habe dieselben Pläne wie du, wenn wir hier fertig sind. Heirate mich oder lass es bleiben, aber verlang nicht von mir, dass ich dir nicht ebenbürtig sein darf.‹«
Ich schenkte mir etwas Wein nach, ehe ich die Geschichte zu Ende brachte.
»Ich ging nach Hause und wartete. Drei Tage gingen vorbei, vier Tage, fünf. Ich habe nichts von ihm gehört. Dann hat er angerufen. Es war Samstag. Und er sagte: ›Ich vermisse dich so sehr, dass es wehtut. Kann ich vorbeikommen? Ich habe dir etwas Wichtiges zu sagen.‹ Und ich habe vor Freude geweint, weil ich wusste, was das sein würde. Zwanzig Minuten später war er an der Tür, und dann hat er mich ins Schlafzimmer getragen und mit mir geschlafen, bevor einer von uns ein Wort gesagt hat. Danach habe ich gesehen, dass er Tränen in den Augen hatte, und so fing ich wieder an zu weinen und hätte fast gesagt, er brauche mich nicht zu fragen, ich wüsste alles, ich liebte ihn. Am liebsten hätte ich mich angezogen, wäre ins Rathaus gelaufen und hätte ihn auf der Stelle geheiratet. Was wir unseren Familien sagen sollten, hätten wir uns ja hinterher überlegen können. Dann zündete er sich eine Zigarette an, setzte sich auf, und seine ersten Worte waren: ›Gott, Kat, ich werde dich so sehr vermissen‹, und mir ist das Blut in den Adern gefroren. Ich war nicht
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