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Was vom Tode übrig bleibt

Was vom Tode übrig bleibt

Titel: Was vom Tode übrig bleibt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P Anders
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für Schaben. Und wenn ein großes Restaurant in der Woche eine oder zwei Schaben findet, ist das in Ordnung. Die kommen mit den Essensverpackungen, wuseln dann raus, und wenn man sie erwischt hat, ist allen gedient, mit Ausnahme der Schabe natürlich. Da ist kein Großalarm nötig, die einzelne Schabe könnte ein Schädlingsbekämpfer auch gar nicht fangen, sie kommt schließlich vom Lieferanten. Sobald es allerdings mehr als diese ein, zwei Schaben werden, rufen seriöse Lokale Leute wie mich. Wir behandeln dann das Restaurant und der Besitzer hat wieder ein halbes Jahr lang Ruhe. Die meisten großen Restaurants machen übrigens das Monitoring nicht selbst, sondern geben es an eine Schädlingsbekämpfungsfirma ab, die checkt das dann, sozusagen im Abonnement. Bei asiatischen Lokalen scheint das irgendwie anders zu sein.
    Ihre Betreiber rufen schon auch an und sagen: » Wir haben Schabenbefall.« Aber in der großen Mehrzahl der Fälle melden sie sich nicht, weil der Koch oder ein Kellner eine Schabe gesehen hat, sondern ein Gast. Dementsprechend lange sind die Viecher dort auch schon zugange, und wenn ich dann eintreffe und mal einen Kühlschrank aus der Gerätezeile nach vorne ziehe– wie soll ich sagen?–, dann lebt dahinter die Wand.
    Erst kürzlich wieder. Ein Anruf von einem Thailänder, er hätte Schaben, und wir möchten sofort kommen. Er sagte mir in etwa die Quadratmeterzahl seines Restaurants, ich nannte ihm einen Preis von 600 Euro, dann machten wir uns auf den Weg. Natürlich nachts. Denn erstens will keiner, dass die Kundschaft den Schädlingsbekämpfer vor seiner Tür stehen sieht. Und zweitens ist es wirtschaftlicher, wenn man tagsüber mit den Gästen Geld verdient und nachts, wenn der Laden ohnehin leer ist, die Wirtschaft saniert. Allerdings hatte sich der Wirt in dem Fall gründlich verschätzt.
    Die von ihm angegebene Quadratmeterzahl war zwar korrekt, musste aber verdoppelt werden, weil er nur sein Lokal einberechnet hatte, nicht aber die Lagerräume. Und zweitens war die Küche nicht das Hauptproblem. Es war zwar der übliche Anblick, wir zogen einen Küchenschrank nach vorne und begrüßten die ungebetenen schwarzen Partygäste dahinter an der Wand. Aber die waren auch noch ganz woanders unterwegs. In diesem Lokal gab es eines von diesen schicken Laufbändern, mit denen man das Essen durch den Gastraum schickt. Auf dem Laufband waren immer wieder Schaben unterwegs wie Touristen auf dem Münchner Flughafen. Und unter dem Laufband noch viel mehr. Logisch, das war für die Schaben ja eine Superwohngegend.
    Schaben mögen es gerne eng. Das finden sie urgemütlich, wahrscheinlich auch besonders sicher, weil ihre natürlichen Feinde wie Ratten, Schlangen oder Vögel nicht hinter den Kühlschrank passen. Dann schätzen sie die Nähe zu Nahrungsmitteln, außerdem haben sie es gerne feucht. Kühlschränke und Kühlleitungen sind als Aufenthaltsort sehr beliebt, weil wegen des Kühlvorgangs mit dem Kondenswasser immer was Feuchtes zur Verfügung steht. Und so ein Laufband, auf dem man Sushi zu seinen Gästen rattern lässt, ist ja nichts anderes als ein großer Kühlschrank, anders könnte man das mit dem frischen Fisch auch gar nicht machen.
    Das mit der größeren Fläche war eine Sache, aber das Laufband eine ganz andere. Das hätten wir mit dem ursprünglichen Preis niemals wirtschaftlich machen können. So etwas muss man komplett zerlegen, behandeln, zusammenbauen, das dauert. Und nachts arbeiten ist zwar fürs Image eines Lokals gut, aber kostet auch extra. Unsere Berechnung wuchs auf das Dreifache, und das war ihm dann zu teuer. Also dampften wir wieder ab.
    Sie finden immer einen, der es billiger macht. Die Frage ist: Wo spart der? Vermutlich an der Zeit, an der Gründlichkeit oder auch gerne mal am Material, sprich: am Insektizid. Es ist gut möglich, mit billigeren Stoffen dasselbe Ergebnis wie mit teureren zu erzielen. Fraglich ist, ob das billigere Insektizid dann auch fürs Lokal zugelassen ist. Da gibt’s schon einige sehr günstige Hämmer, aber die darf man halt nur außen verwenden, und zwar völlig zu Recht! Das sagt einem der Kollege wahrscheinlich nicht, aber da muss man als Kunde auch mal den eigenen Kopf benutzen und mitdenken. Wenn einer zu weit mit dem Preis unten liegt, dann hat er entweder eine unglaublich karitative Ader oder einen überraschenden Vorrat an fragwürdigen ukrainischen Insektizidrestbeständen aus der Vorkriegszeit.
    Unseren Thailänder habe ich natürlich

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