Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Was weiß der Richter von der Liebe

Was weiß der Richter von der Liebe

Titel: Was weiß der Richter von der Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus Ungerer
Vom Netzwerk:
Gerechtigkeit – zustechen aber habe man nie gewollt, man habe nur »genommen die Geld«,220 sauer erkellnerte Euro, und ist also fluchtartig davongestoben; neun Monaten auf Bewährung entgegen; einige Rauchverwirbelungen hinter sich lassend sowie blinkende Quoten und einen Geschäftsführer Dettmers, der zum Glück weiterlebt, um eine verrutschte Ohrfeige reicher, der Schere entronnen, und der nun, so stellen wir uns das vor, zunächst die Polizei anruft und dann eben doch noch storniert.

DIE SELBSCHTMORDVARIANTE
    Herr Koop möchte Herrn Müller ermorden lassen, denn Herr Müller hat ihn übers Ohr gehauen, einige hunderttausend sind futsch. Herr Koop ist sauer, für gewöhnlich haut er die Leute selbst übers Ohr. Mit Hilfe von Strohmännern zieht er zwielichtige Firmen auf, betreibt Geldwäsche, streicht Vermittlungsprovisionen ein für Geschäfte, die nie zustande kommen. Manches davon gemeinsam mit Herrn Müller. Eines Tages kocht der nun also sein eigenes Süppchen, der sonst kühle Herr Koop kommt ins Brodeln, Zeugen berichten von einem Ausbruch ehrlicher Empörung: »Du hast mit mir so viel Geld verdient, warum betuppst du mich hier?« In Herrn Koops Telefoniersprache wird Herr Müller zum »Dicken aus Hannover«, dann zum »Problem aus Hannover«, für das sich keine rechte Lösung finden läßt; kann doch ein Betupper den anderen nicht verklagen – Herr Koop sieht sich gezwungen, neue Wege zu gehen: Wenn der Dicke aus Hannover um die Ecke gebracht ist, wird dessen Umfeld vor Schreck das Geld sicher wieder hergeben.
    Herr Koop stellt ein bisschen die Ohren auf: Slowaken, Ukrainer, Albaner erledigen solche Aufträge zu erschwinglichen Summen, auch gibt es einen türkischen Kneipenwirt, der für derlei Anliegen ein offenes Ohr haben soll: Herrn Müller aus dem Weg zu schaffen, das verlorene Geld aber wieder herbei. Und da man kaum genügend Angebote einholen kann, ist auch noch ein Herr aus Kroatien im Rennen. Der scheint ein Profi zu sein, sprichtgutes, ja fließendes Deutsch, fast möchte man sagen: Schwäbisch. In Wirklichkeit kommt der Herr nämlich gar nicht aus Kroatien. Sondern er kommt vom BKA. Herr Koop ist verpfiffen worden.
    Den Mann vom BKA wollen wir VE Peter nennen, vor Gericht heißt er auch so, er wird erst in den Saal geschleust, nachdem man die Öffentlichkeit ausgeschlossen hat, er ist ein kleiner, unauffälliger Mann mit original Tarnvollbart, gemeinsam mit ihm betritt ein Schutztrupp vom BKA den Saal, verschränkte junge Herren, denen man seine Lieblingsoma nicht unbedingt anvertrauen würde. VE Peter nimmt Platz und berichtet von seinen drei Treffen mit dem Angeklagten, Herrn Koop. Beim ersten Mal trifft man sich in der Bar des Hotels Kempinski, erkennt sich an der
Financial Times
unterm Arm, Herr Koop sagt: »Sie sind ja wohl informiert«, VE Peter sagt, Detailwissen habe er keines, aber es gehe wohl um eine lebensverkürzende Maßnahme, Herr Koop findet das eine schöne Umschreibung, man bespricht, welchen Anschein die Maßnahme erwecken soll: a) Unfall, b) brutaler Mord, c) Selbstmord. Die »Selbschtmordvariante«, sagt VE Peter, erscheint Herrn Koop als attraktive Lösung, mit diesem Zwischenstand geht man einstweilen auseinander. Herr Koop aber sagt einer Bekannten am Telefon: Das rieche nach Polizei, er lasse wohl lieber die Finger davon. Das BKA hört mit und feilt die Einsatztaktik nach: VE Peter wechselt seine Handynummer, von einer kroatischen auf eine ungarische. Er kauft sich ein Flugticket, das er beim zweiten Treffen mit Herrn Koop gewitzt aus seinem Jackett hervorlugen lässt. Und während des Treffens, dieses Mal sitzt man beim Italiener unweit des Kurfürstendamms,lässt VE Peter sich anrufen – und antwortet glattweg auf Russisch. »Mit solchen Maßnahmen«, sagt er vor Gericht, »haben wir versucht, Internationalität herzustellen.«
    Herr Koop lässt sich darauf ein, das gemeinsame Projekt ein wenig weiterzuspinnen, er erhält eine Hausnummer genannt: 20   000 bis 25   000 Euro plus 7000 Euro Spesen. Herr Koop braucht Zeit, sagt er, um das Geld zu besorgen. Erst passiert vier Wochen gar nichts. Dann soll alles auf einmal ganz schnell gehen: Herr Koop, so hört man, hat sich in Berlin anderweitig umgetan, es gibt da diesen türkischen Kneipenwirt, der schon Informationsmaterial ausgehändigt bekommen hat und dem Herr Koop im Erfolgsfall gern einen Lastwagen voller Elektrogeräte günstig übereignen möchte und den Lastwagen gleich dazu.
    Die Ermittler beim BKA

Weitere Kostenlose Bücher