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Was wir Liebe nennen

Was wir Liebe nennen

Titel: Was wir Liebe nennen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Lendle
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mich? (10:26)
    Ich hoffe, du hast eine verdammte gute Begründung für alles. Bastian ist kurz davor, dich rauszuschmeißen. (12:57)
    Und ich auch. (12:58)
    Hallo? (13:11)
    Die letzte Nachricht war gerade mal eine halbe Stunde alt. Andrea schien die ganze Nacht wach geblieben zu sein. Lambert war ein paar Schritte in den Bach gegangen, um seine Ruhe zu haben. Er stand auf einem breiten Stein, die Strömung s pielte um seine Knöchel und zog an ihm. Aber um ins Wasser zu gehen, war es hier definitiv zu flach.
    Er wusste auch nicht, ob Andrea sich Gedanken machen musste. Er selbst jedenfalls machte sich welche, ohne genau sagen zu können, wie sie aussahen.
    Das Telefon zeigte sechs verpasste Anrufe an, allein vier von Andrea, dazu hatten sich je einmal Bastian vom Laden und der Mobilfunkbetreiber gemeldet. Letzterer wahrscheinlich nur, um mal wieder günstigere Tarife zu empfehlen oder das, was sie dafür hielten. Wenn er einen von ihnen hätte zurückrufen müssen, hätte Lambert wahrscheinlich ihn gewählt.
    Er brauchte einen Einfall. Einen Ausweg, einen Trick. Es müsste ihm gelingen, den Flugverkehr zu stoppen, das wäre das Leichteste, zumindest wäre es ein verdammt guter Grund für die verzögerte Heimreise. Alles andere daran war weniger leicht. Man müsste den Menschen Angst einjagen, und Angst, das wusste Lambert, hatte man am ehesten vor dem Unsichtbaren, Ungreifbaren, wie damals bei der Radioaktivität, der Psychologie, dem Äther. Wie hatte der Idiot gesagt? Ihm würde schon etwas einfallen.
    Nach einer Weile bemerkte Lambert etwas an seinem Knie. Es war eines der Pferde, offenbar hatte es Gefallen an ihm gefunden. Sein S peichel lief ihm auf die Hose, aber darauf kam es jetzt auch nicht mehr an.
    Â»Es holt dich zum Essen«, rief Fe vom Ufer. Ihre Stimme klang so unbeschwert, als wären sie bei einem Picknick.
    Als Lambert zurückgewatet war, zeigte sich, dass der andere tatsächlich Fische gefangen hatte, die er über einem Feuerchen briet. Zumindest dazu war er zu gebrauchen.
    Fe hatte flache Steine gesammelt, die sie als Teller verwandten. Mit einem Augenaufschlag händigte sie jedem ihrer Gäste einen aus. Wenn es nach Lambert gegangen wäre, hätte es gereicht, die Zartheit der Fische ein einziges Mal zu erwähnen. Der Idiot aber kriegte sich gar nicht mehr ein vor Begeisterung über seinen Fang, über den würzigen Geschmack und dass ihm zu seinem Glück nun nichts mehr fehle. Fe pflichtete ihm in unnötig hingebungsvoller Weise bei. Lambert s puckte eine Gräte aus, aber die beiden nahmen kaum Notiz davon. Sie aßen den Fisch in kleinsten Happen und genossen jeden Bissen, als sei es der Leib des Herrn. Am Ende steckten sie sich die letzten Stücke gegenseitig in den Mund und verdrehten dazu die Augen. Lambert aß schweigend, und schweigend stand er auf, um den Abwasch zu machen.
    Er fand Halt auf einem flachen Stein im Fluss und tauchte die Teller in die Wellen. Das Wasser riss die Gräten mit und ließ sie wirbeln wie in einem Totentanz. Die kleinen Skelette zuckten in der Strömung so fröhlich, als wären sie niemals lebendiger gewesen. Dann sanken sie zum Grund.
    Auf dem Rückweg pflückte Lambert ein paar Blumen. Was sonst konnte er tun? Fe saß bereits auf ihrem Pferd, als er zurückkam, zwei Schlafsackrollen waren an die selbst gebastelte Satteltasche gebunden. Lambert reichte ihr den Strauß mit einem ironischen Knicks hinauf: »Ich lasse mich doch von dem da nicht abhalten, um dich zu werben.«
    Â»Du s pinnst! Wo soll ich damit hin?« In ge s pielter Verzweiflung hob sie die Hände. »Wenn Männer mal romantisch werden!«
    Lambert zuckte mit den Schultern, murmelte »Es gibt Frauen, die sich das wünschen« und verfütterte die Blumen an ihr Pferd. Als er sich umdrehte, um aufzusteigen, nahm der Idiot gerade Anlauf. Mit einem Satz saß er hinter Fe, die Hände auf ihren Hüften. Lambert schüttelte den Kopf.
    Â»Nichts da, Bruder. Mein Platz.« Er zog den anderen am Bein, aber der schlug aus und klammerte sich nur umso fester an Fe. Keuchend riss Lambert an allem, was er erwischte, einem Fuß, der Tasche, einem Mantelteil. Schließlich lagen sie zusammen im Schlamm.
    Der andere stand auf und sagte: »Sieh mal einer an. So viel Einsatz hätte ich dir gar nicht zugetraut.« Dann hielt er Lambert die Hand hin und half ihm aufzustehen.
    Fe saß

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