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Was wir nicht haben, brauchen Sie nicht

Was wir nicht haben, brauchen Sie nicht

Titel: Was wir nicht haben, brauchen Sie nicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dieter Moor
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Drecksack, |227| und die Alimente habe er letztes Jahr auch nicht und   … Da spürte sie, wie sie von einer unaufhaltsamen Kraft entschlossen Richtung Hintertür geschoben wurde. «Beruhig dich erst
     mal an der frischen Luft», sagte Schwester Alma, stellte die Keifende in die freie Natur und zog die Tür blitzschnell zu.
     Schratz machte der Innenriegel. Katharina stand verblüfft und ganz ohne Zuhörerin in ihrem kleinen Gärtchen unter dem Sternenhimmel.
    Ruhe kehrte natürlich nicht ein. Vor dem Haus schimpfte und schrie Rambo, hinter demselben Katharina. Aber sie wetterten nicht
     mehr gegeneinander, sondern nunmehr mit vereinten Kräften – wenn auch durch das Häuschen getrennt – gegen Schwester Alma.
    Die scherte sich nicht weiter um die beiden. In aller Seelenruhe verschloss sie sämtliche Fenster, nur falls ein gewisser
     Jemand auf die Idee kommen sollte, einsteigen zu wollen. Angenehmer Nebeneffekt: Die Scheiben hielten eine guten Teil des
     Lärms dort, wo er produziert wurde: draußen. Schwester Alma kümmerte sich erst mal um die Kinder, beruhigte sie und brachte
     sie zu Bett. Dann nahm sie das Wohnzimmer in Beschlag und kuschelte sich für die Nachtwache in den Fernsehsessel.
    Viel Schlaf allerdings war Schwester Alma nicht vergönnt. Mal pochte Katharina an die Hintertür und bat leise flehend um Einlass,
     dann wieder flötete Rambo vorne, er sei jetzt wieder ruhig, man könne öffnen. Schwester Alma gewährte den beiden nacheinander
     je eine kurze Audienz durch die spaltbreit geöffnete Tür. Und beide verhielten sich genau so, wie Schwester Alma befürchtet
     hatte: Sie beteuerten ihre Unschuld an dem Krach, erklärten, warum
sie
absolut nichts dazu beigetragen hätten und dass
sie
ja nichts dafür könnten, wenn der/​die
andere
so ausrasten würde, dass die
alleinige
Schuld
nur
und ausschließlich beim jeweils
anderen
lag, dass der/​diese andere das
Letzte
sei, dass man
nie wieder
mit so einer/​so |228| einem   … und überhaupt, man müsse sich das nicht bieten lassen, und wie komme denn Schwester Alma eigentlich dazu, sich derart einzumischen,
     man wohne schließlich hier und   …
    Schwester Almas Antwort war zweimal dieselbe: Sie ließ die Tür zufallen.
    Sie hätte wirklich gerne eine Mütze voll Schlaf genommen, sich einfach zu den Kindern gelegt, die schon längst im Träumeland
     waren. Dies teilte sie den beiden Ausgesperrten auch durch das Fenster mit. Einmal hinten heraus, einmal vorne. «Ihr kommt
     hier nur gemeinsam wieder rein. Und zwar Hand in Hand. Und mit ’nem Lächeln im Gesicht. Und vor morgen früh braucht ihr’s
     gar nicht versuchen. Eure Kinder brauchen ihren Schlaf. Und ich meinen auch. Nacht.» Rums, Fenster zu.
    Am nächsten Morgen war von Katharina und Rambo weit und breit nichts zu sehen. Schwester Alma bereitete den Kindern das Frühstück
     und ließ in der Klinik ausrichten, sie würde an diesem Tag krankheitsbedingt leider ausfallen. Danach rief sie ihre Tochter
     an: «Helena, wenn de Frühstück willst, komm rüber zu Katharinas Haus, Rambos Frau, du weißt schon, ich wohn nämlich gerade
     hier   …»
    Gegen Mittag kamen sie endlich an. Standen vor der Tür wie Sonntagsbesuch: Katharina und Rambo Hand in Hand.
    «Was ist mit Lächeln?», fragte Schwester Alma. Die beiden verzogen ihre Gesichter zu einem übertriebenen Zahnweißwerbegrinsen.
     Dann begannen sie verlegen zu kichern wie Backfische.
    «Rein mit euch», brummte Schwester Alma, «dachte schon, ihr habt euch aus dem Staub gemacht. Flitterwochen nachholen.»
    Das Paar hatte die Nacht in Müsebecks Scheune verbracht, auf leeren Getreidesäcken. Dabei sind sie sich dann wieder nähergekommen.
     Wegen der Kälte   … Am Morgen sind sie dann erst mal nach Schmachthagen gewandert, über den Flughafen, und haben |229| unterwegs viel beredet. In der Bäckerei nahmen sie ein Frühstück und wanderten zurück. Aber dann wurde ihnen im Wäldchen nach
     der Piste, dort, wo der Dachsbau ist, überraschend wieder ganz fröstelig   … So jedenfalls haben es Krüpki und Lotte erzählt.
    Falls Sie sich übrigens wundern, warum wir uns damals nicht wunderten, dass Rambo «Rambo» genannt wird: In Amerika trägt fast
     jeder einen Spitznamen. Der freiheitliche Stadtrat mit seiner Menschenphobie, der sein Haus hinter einem zwei Meter hohen
     Feldsteinwall abschottet, wird «der Eingemauerte» genannt. Der Transporteur ist «der Sachse», weil seine Eltern seinerzeit
     von dort nach Amerika

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