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Was wir unseren Kindern in der Schule antun

Was wir unseren Kindern in der Schule antun

Titel: Was wir unseren Kindern in der Schule antun Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sanbine Czerny
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Arbeiten. Die Fenster werden jahreszeitlich geschmückt, und an den Wänden bringe ich ganz bewusst und sehr ausgewählt Materialien an, die ich immerfort im Blickfeld der Kinder wissen möchte. So hängt in der ersten Klasse ein selbst gebastelter Jahreskreis, der die Monate, die Jahreszeiten sowie einen Baum im Jahresverlauf zeigt. Jeden Tag ergänzen wir auf den Monatsabschnitten einen Punkt, bringen Kärtchen an, wenn ein besonderer Tag oder gar der Geburtstag eines Kindes ist. Wir zählen so relativ schnell bis hundert und darüber hinaus, die Kinder bekommen einen Überblick über das komplette Jahr, das Wetter und die Jahreszeiten und lernen zudem wie nebenbei und stets mit dem Blick aufs Ganze die Monatsnamen, die Schreibweise von Daten, die verschiedenen Festtage und ihre Bedeutung. An einer anderen Wand hängt beispielsweise eine große Weltkarte. Dort ändere ich, ohne die Kinder speziell darauf hinzuweisen, immer mal wieder die Wortkarten, mit einer auch von Weitem lesbaren Beschriftung, mal hebe ich die Kontinente hervor, mal die Ozeane, mal verschiedene Länder, mal Gebirge. Und natürlich nutzen wir diese Karte ganz bewusst, wenn die Rede auf ein bestimmtes Land kommt.
    Vieles nehmen die Kinder unbewusst auf, das kann ich unterstützen, indem ich wichtige Inhalte in dieser Form anbiete.
Irgendetwas bleibt hängen und vieles vernetzt sich dann von allein, wenn noch weitere Informationen dazukommen. Mit der Zeit entsteht das Mosaik. Aus diesem großen ganzen Komplexen, das unsere Welt darstellt, gilt es immer wieder und immer mehr Aspekte bewusst zu machen. Wer weiß schon, was Kinder gerade aufnehmen und lernen? Wie absurd es ist, anzunehmen, dass ein Kind genau die Aspekte aufnimmt und verknüpft, die wir gerade durchgenommen haben. Wie absurd, genau diese dann in einer Probe abzufragen. Vielleicht verknüpft ein Kind eben die mir wichtigen Inhalte erst in zwei Wochen oder gar erst im darauffolgenden Jahr, weil es dann noch einen anderen wichtigen Aspekt zu der Thematik erhält? Vielleicht nimmt es sich aus meinem Bewusstmachungsprozess etwas ganz anderes mit? Wenn ich meine Kinder beobachte, sind sie selten wirklich unkonzentriert sie sind nur manchmal auf etwas anderes konzentriert, als das, was ich gerade für wichtig halte. Fatal, wenn sie dadurch gerade den Satz von mir verpassen, der in der nächsten Probe abgefragt wird.
    Die Tische der Kinder nutze ich, um Anschauungsmaterialien anzubringen, die wir benötigen und die ich im ständigen Bewusstsein der Kinder wünsche. So klebe ich beispielsweise eine laminierte Kopie der Buchstaben mit dem richtigen Bewegungsablauf auf jeden Tisch, oder je nach aktuellem Zahlenraum auch einen passenden Zahlenstrahl und Zahlenfelder. Innere Bilder und Vorstellungen entstehen häufig sehr einfach dadurch, dass man etwas real gesehen und dann damit gearbeitet hat. Und nur wenn Kinder innere Bilder in sich tragen, können sie beispielsweise dann auch rechnen, ohne an den Fingern abzuzählen. Damit Kinder erfolgreich lernen und denken, ist es entscheidend, ein Vorstellungsvermögen zu entwickeln und klare innere Bilder, Strukturen und Kategorien aufzubauen. Klarheit, in der Sache und in den Strukturen, ist das Zauberwort des zielorientierten Lernens und Arbeitens.
    Entscheidend für einen gut funktionierenden Unterrichtsvormittag ist auch ein gut funktionierendes Ordnungssystem. Welches Blatt gehört wohin, wo werden Dinge verstaut, an denen derzeit immer wieder gearbeitet wird, wie ist das Austeilen
und Einsammeln organisiert, wie die Hausaufgabenkontrolle, wo finden die Bastelmaterialien ihren Platz?
    Wie unser Schultag abläuft
    Morgens begrüße ich jedes Kind persönlich, sodass wir schon etwas Zeit allein haben. Die „Vorviertelstunde” — so werden die fünfzehn Minuten vor Unterrichtsbeginn am Morgen genannt — gestaltet sich unterschiedlich: Manchmal spielen die Kinder einfach oder sie stellen Dinge fertig, die sie nicht geschafft haben. An anderen Tagen arbeiten sie an einer Werkstatt oder nutzen die Freiarbeitsmaterialien, lesen, plaudern oder genießen noch das Ankommen in Ruhe.
    Wir beginnen den Tag gemeinsam im Morgenkreis. Nachdem wir uns begrüßt haben, wird eigentlich immer musiziert. Wir singen gut eine viertel bis halbe Stunde Lieder und Kanons und begleiten auf Instrumenten. Die lassen sich im Kreis problemlos weitergeben. Dann setzen wir uns und

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