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Was wir unseren Kindern in der Schule antun

Was wir unseren Kindern in der Schule antun

Titel: Was wir unseren Kindern in der Schule antun Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sanbine Czerny
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Dass zigfach Fehler passieren, steht außer Frage, gerade weil aufgrund eines anderen Erziehungsstils die wenigsten der heutigen Erwachsenen mit der Beachtung ihres persönlichen Raumes und ihrer eigenen Grenzen aufgewachsen sind. Aber Kinder können unterscheiden, ob jemand gerade einen Fehler macht, wobei sie eventuell sogar noch den aufrichtigen Umgang mit Fehlern lernen können, oder ob Desinteresse und Machtausübung im Spiel sind.
    Wenn Grenzen sinnvoll gesetzt werden, muss man ein Kind auch nicht die ganze Zeit beäugen und überwachen. Man kann Kinder in Ruhe lassen, das ist für sie unabdingbar wichtig. Kinder hassen es, wenn sie die ganze Zeit beobachtet werden und jede ihrer Regungen wahrgenommen und beurteilt, ja gar noch dokumentiert wird. Es genügt, wahrzunehmen, wann ein Kind an seine Grenzen kommt und in eine Situation abgleiten könnte, in der es sich nicht zu helfen weiß. Dann soll ein Erwachsener unterstützend und absichernd da sein oder auch darauf achten und adäquat reagieren, wenn das Kind seinerseits eine Grenzüberschreitung begeht. Dieses Vorgehen entspannt das gesamte Leben miteinander sehr. Ein entscheidender Vorteil ist, dass Strafen weit weniger notwendig sind. Kinder lernen besser aus den direkten Folgen und Konsequenzen ihrer Handlungen. Ich beobachte in den Schulen oft, dass Kinder ihr Verhalten
nicht mehr selbst verantworten, wenn Lehrer Strafen geben. Sie warten sozusagen darauf, dass der Lehrer ihnen Grenzen setzt ,und solange er das nicht tut, besteht für sie kein Handlungsbedarf. Sie verlagern also die Verantwortung für ihr Verhalten auf eine andere Person. Für Lehrer kann das ganz schön anstrengend werden. Werden Kinder für sich verantwortlich gemacht, achten sie selbst auf sich und ihr Verhalten — das gelingt allerdings nicht in herausgegriffenen vereinzelten Situationen, sondern nur, wenn das Kind generell die Verantwortung in den gegebenen Grenzen für sich tragen darf und auch seine Räume geachtet werden.
    Henning Köhler schrieb einmal, dass alle Menschen zwei Grundbedürfnisse haben: das Bedürfnis nach Kreativität, also in die Welt zu wirken, sich selbst in die Welt einzubringen und das Bedürfnis nach Zärtlichkeit, also nach funktionierenden, gelingenden Beziehungen. 3 Genau das, was wir uns wohl alle für unsere Kinder wünschen, ist also eigentlich schon in ihnen angelegt. Es erfährt nur oft keine Ausprägung. Das liegt meiner Ansicht nach daran, dass das alles auf der Basis eines gesunden Ichs und in Verbindung mit diesem Ich geschehen muss. Jeder Mensch hat den Wunsch nach Identität, Individualität und Integrität. Kinder müssen spüren: „Du bist, so wie du bist, etwas Besonderes, etwas Wunderbares, etwas Einzigartiges, das es zu achten und bewahren gilt!“ Erst auf dieser Basis entwickelt sich die Haltung „So wie jeder andere Mensch auch“, die Respekt, Achtung und Grenzwahrung anderen gegenüber ebenso wie Engagement und Anstrengungsbereitschaft erst ermöglicht.
    Ebenfalls wesentlich: die Lernumgebung
    Die Freude am Tun entwickelt sich, wenn Kinder sich, ihr Handeln und ihre Welt als schön erleben. Die Fülle, die Freude am Leben ist das Grundgefühl, das Kinder durch die Grundschulzeit begleiten sollte. Was macht das mit ihrem Selbstwertgefühl, wie kraftvoll, wach und achtsam stehen sie dann in der Welt. Schönheit schützt man — wenn man sie erkannt hat, wenn man sie erlebt hat. Schön schließt zudem Kompetenz mit ein, Kinder lieben Leistung, sie lieben es, etwas zu können, sie lieben
es, wenn man das Beste aus ihnen herausholt. Es ist nur wichtig, wie das geschieht, und leider nur allzu oft meinen wir, wenn etwas schön oder gar freudvoll ist, ist es nicht von hoher Qualität. Das Gegenteil ist der Fall, zumindest bei Kindern. Erst dadurch, dass etwas schön ist, erst dadurch, dass ihnen etwas Freude bereitet, sind sie bereit, wahre Höhen zu erklimmen. Jedes Kind!
    Diese Erkenntnisse versuche ich umzusetzen: Im Klassenzimmer wartet auf die Kinder eine vorbereitete Umgebung. Entscheidend ist, dass schon das Zimmer eine Atmosphäre verbreitet, in der man sich wohlfühlen kann. Eine Ecke ist als Lese- und Rückzugsecke mit Matratze ausgestattet, ein paar Pflanzen verbreiten ein angenehmes Flair. In den Regalen stehen Spiele, Bausteine und Bücher bereit, aber auch eine Auswahl an Lernmaterialien zum freien

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