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Was wir unseren Kindern in der Schule antun

Was wir unseren Kindern in der Schule antun

Titel: Was wir unseren Kindern in der Schule antun Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sanbine Czerny
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Wert zu früh auf das fachliche Ergebnis gelegt wird, werden Kinder oft unsicher und statt sich auf das gemeinsame Arbeiten einzulassen, sorgen sie lieber dafür, dass die Ergebnisse stimmen. Dann löst in einer Gruppenarbeit wieder nur einer die Aufgaben oder der Streit geht schon bei der Gruppenbildung los.
    So aber machen sie grundlegende Erfahrungen darin, wie sie mit einem oder mehreren Partner kooperieren können. Sie lernen, wie man sich informieren kann, wie man recherchiert und wie Ergebnisse zusammengetragen werden. Wichtig ist auch die Erfahrung, wie man die ganzen Informationen der Klasse präsentiert, ja schon allein überhaupt vor der Klasse zu sprechen. All das sind ebenso Lernziele, die es erst zu lernen gilt, bevor das Ergebnis an sich wieder mehr Bedeutung erhält. Ich bereite gerade am Anfang viele dieser Arbeitstechniken so vor, dass nichts schiefgehen kann, also alle erfolgreich ans Ziel kommen und ein Ergebnis vorweisen können, damit sich die Kinder ganz auf das Miteinander oder auf die Selbstorganisation konzentrieren können.
    So arbeiten die Kinder regelmäßig mit Partnern oder in Gruppen, alle paar Wochen an einer Werkstätte zu einem bestimmten Thema, an einem Stationentraining zum Üben von Inhalten oder auch an Wochenplänen, bei denen sie sich ihre Arbeit selbst einteilen müssen. Wenn es sich anbietet, führen sie Versuche durch und präsentieren anschließend ihre Ergebnisse. Ich halte es für wichtig, dass Kinder alle verschiedenen Arbeitsformen und -techniken kennenlernen und nicht auf einige wenige festgelegt sind. Die Projekte in den unteren Klassen
verdienen ihren Namen teilweise noch nicht, doch können Kinder auch hier schon lernen, Teilgebiete einer größeren Thematik zu behandeln und zum Ganzen beizutragen, auch wenn ich noch sehr stark unterstütze und viele Vorschläge und Hinweise einbringe. Kinder lernen oft dadurch, dass sie etwas tun, auch wenn es ursprünglich von mir stammt — beim nächsten Mal bringen sie eine ähnliche Idee vielleicht schon selbst ein. Sie arbeiten also daher selbstständig, weil ich es ihnen in einem anderen Zusammenhang vorher gezeigt habe, sie es dort einfach nach- oder mitgemacht und es dann in ihr Repertoire übernommen haben. Kinder werden selbstständig, indem sie etwas übernehmen, was sie abgeschaut haben.
    Regelmäßig einmal pro Woche haben die Kinder eine Zeitstunde Portfoliozeit. Hier dürfen sie sich völlig frei ein Thema suchen. Es liegt an ihnen selbst, wie sie diese Zeit verbringen, allein oder mit anderen, ob sie malen, schreiben, lesen, basteln, drucken oder sich anderweitig beschäftigen. Zur Verfügung stehen ihnen PC und Drucker, Bücher, Papier, alle Freiarbeitsmaterialien, die Buchstabenstempel der Kinderdruckerei, alles, was das Klassenzimmer bietet. Eine Stunde echtes „Freies Arbeiten“ also. Jedes Kind hat einen Ordner, in dem es seine erstellten Werke abheften kann, auf das Deckblatt wird zu jedem Thema ein laminiertes Bild mit Beschriftung geklebt. Dazu gehört auch ein Lerntagebuch, in das die Kinder nach jeder Einheit eintragen, was sie in der Zeit getan haben, wie es ihnen ging, was sie sich für das nächste Mal vornehmen. Auch hier geht es weniger darum, was die Kinder schreiben, sondern dass sie solche Prozessabläufe kennenlernen und sich allmählich daran gewöhnen, ihre Arbeit für sich zu reflektieren. Jederzeit können die Kinder sich auch Materialien von daheim mitbringen — ich weigere mich, diese freie Arbeit zu benoten, und so dürfen Eltern gern etwas beitragen, wenn sie das wünschen. Immer mal wieder dürfen die Kinder ihre Mappen den anderen präsentieren und berichten. Die eigentlichen Ergebnisse dieser Portfolioarbeit sind noch sehr kindgemäß, interessant ist insbesondere, dass Kinder nahezu immer emotionale Aspekte integrieren. Es ist auch sehr interessant zu sehen, wie
unterschiedlich die Kinder sich während der Portfolioarbeit verhalten. Die meisten lieben diese Zeit und werkeln mit einer Begeisterung an ihren Themen, dass es eine wahre Freude ist. Aber es gibt auch vereinzelt Kinder, die nach einem halben Jahr gerade mal ein halb fertiges Bild in ihrer Mappe haben. Vor allem einige Jungen stehen noch lieber gemeinsam um den Computer herum und diskutieren. Ich sage nur wohlüberlegt etwas dazu, denn das ist ihre Zeit, und es wäre nicht mehr das Gleiche, wenn sie

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