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Was wir unseren Kindern in der Schule antun

Was wir unseren Kindern in der Schule antun

Titel: Was wir unseren Kindern in der Schule antun Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sanbine Czerny
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vielfältige Rückmeldungen zwischen Kind, Eltern und Lehrer, sodass ein gutes Miteinander zum Wohle des Kindes möglich wird.
    Und ja, natürlich gibt es auch zahlreiche Schwierigkeiten und Probleme: Da sitzt vielleicht ein Kind zwei Stunden lang an den Hausaufgaben, dort ist eines, das auch nach Monaten noch andere Kinder schlägt, und ein weiteres, das immer noch nicht die Gesprächsregeln einhält und die ganze Klasse stört. Hier sind vielleicht Eltern, die ihr Kind unter Druck setzen, dort welche, die nicht darauf achten, dass ihr Kind alle Materialien in der Schule dabeihat. Es gibt kein Patentrezept im Umgang mit über zwanzig Kindern. Der einzige Weg ist es, sich um jedes zu kümmern und individuelle Lösungen zu finden.
    Wenn ich mir etwas wünschen dürfte …
    Was ich mir wünschen würde? Als Erstes größere Zeiträume. Das, was ich vor zwei Monaten in einer Probe abgefragt habe, können inzwischen alle Kinder — aber damals musste ich Fünfer und Sechser verteilen und dann in traurige, verzweifelte Kinderaugen blicken.
    Froh bin ich, wenn ich mich mit Kollegen nicht tage- oder wochenweise auf Inhalte festlegen muss, sondern das Lernen der mir anvertrauten Kinder individuell über Wochen, Monate oder gar Jahre anlegen kann, sodass jedes Kind die Möglichkeit hat, sich sein Mosaikbild in Ruhe zusammenzusetzen, und wir nicht im Gleichschritt marschieren müssen. Sehr schön wäre es für mich, ich könnte meine Kinder mindestens vier Jahre begleiten, dann ließen sich Lernprozesse ganz anders und weit sinnvoller arrangieren.

    Ich wünsche mir mehr Zeit, um die freien Arbeitsphasen ausweiten zu können. Hier ist bislang ein großes Defizit. Dabei muss nicht die tägliche Schulzeit an sich unbedingt verlängert werden. Wenn Lernen in größeren Zeiträumen stattfinden kann, sind freie Arbeitsphasen für individuelles Lernen gut zu arrangieren. Zudem sind viele Lehrplaninhalte und viele Details überflüssig.
    Ich wünsche mir mehr inhaltlichen Freiraum, sodass ich weniger an den Lehrplan gebunden wäre und stattdessen die Themen der Kinder aufgreifen könnte. Gerade das ganze sachkundliche Lernen der Kinder ist ein exemplarisches Lernen, der Inhalt an sich damit nicht so wesentlich. Insbesondere in den ersten Schuljahren sollte der Lehrplan zudem weit mehr auf Erfahrung, Erlebnisse und grundlegende Prinzipen ausgerichtet sein als zunehmend auf abstrakte Begriffe.
    Ich wünsche mir mehr Platz und eine bessere Ausstattung, sodass Kinder wirklich mit den verschiedensten Materialien frei arbeiten und forschen können. Das Mindeste sollte eine gut ausgestattete, jederzeit zugängliche Sachbibliothek und ausreichend verschiedenartiges Papier an jeder Schule sein.
    Ich wünsche mir die Lernzielkontrollen zurück, weil hier jedes Kind Erfolgserlebnisse hatte, weil ich eine andere Erwartungshaltung hinsichtlich der Ergebnisse haben durfte und meine Kinder dementsprechend motivieren konnte. Ich konnte die Lerninhalte sinnvoll aufeinander aufbauen, war nicht gezwungen, im Gleichschritt mit Kollegen zu arbeiten, und habe kein Kind auf dem Weg verloren.
    Ich wünsche mir, dass ich meine Kinder nicht mit defizitorientiertem Blick beobachten und aus Gründen der Absicherung seitenweise Schülerbeobachtungen aufschreiben muss. Ich möchte meine Kinder liebevoll begleiten, ihnen Zeit geben können, sie in Ruhe lassen können, ohne sie zur Analyse nahezu sezieren zu müssen.
    Ich wünsche mir mehr Flexibilität in den Schulen, sodass es möglich ist, für jedes Kind individuelle Lösungen zu finden.
    Schön wäre auch, wenn die Zusammenarbeit mit den Kollegen nicht zur Gleichmacherei missbraucht werden müsste,
sondern eine Bereicherung darstellen kann, weil man Hilfestellung und Anregung erhält, Probleme und Schwierigkeiten unter verschiedenen Blickwinkeln betrachten kann und von den unterschiedlichen Erfahrungen und Talenten der anderen profitiert.
    Ich wünsche mir, dass die Zeit für Gespräche, schriftliche Arbeiten und Korrekturen sowie für die Unterrichtsvorbereitung und Materialherstellung in realistischer Weise in der Gesamtarbeitszeit der Lehrer berücksichtigt wird, sodass wieder für jeden Lehrer ein Arbeiten auf hohem Niveau möglich ist, ohne dass er ständig seine Freizeit dafür geben muss. Denn Kinder lernen nur so gut, wie der Unterricht und die

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