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Was wir unseren Kindern in der Schule antun

Was wir unseren Kindern in der Schule antun

Titel: Was wir unseren Kindern in der Schule antun Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sanbine Czerny
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Schreiben, Rechnen und andere weiterführende fachliche Inhalte lernen, wenn dem schöpferischen Tun und Lernen Raum gegeben wird, jedes Kind in seiner Integrität respektiert, das Ganze auf die unabdingbare Basis eines guten Miteinanders gestellt und kindgerecht vermittelt wird. Es ist geradezu grotesk, dass Schule mit den derzeitigen Rahmenbedingungen ein solches Lernen stark behindert und einen unangemessenen zusätzlichen Arbeitsaufwand erfordert, um so ein Lernen auch nur ansatzweise möglich zu machen.
    Natürlich begleite ich die Arbeiten der Kinder auch mit Korrekturen. Mir ist dabei sehr wichtig, dass die Hefteinträge der Kinder schön sind. Weniger wegen der Hefteinträge an sich, sondern vielmehr, damit die Kinder erleben, wie wertvoll eine saubere Arbeitsweise ist. Ich bereite die Arbeit an den Heften so vor und begleite sie dann so, dass alle Kinder schöne Hefteinträge haben. Bei der Korrektur schreibe ich mit Rot nur Positives in die Hefte. Wenn es etwas zu verbessern gibt oder wenn ich eine Kritik habe, schreibe ich das auf ein Post-it, das nach der Verbesserung entfernt werden kann, sodass ein makelloser Eintrag zurückbleibt, ohne schmähende rote Kritik. Einen Belobigungsstempel gibt es für jedes Kind für sein Bemühen, sie freuen sich alle darüber. Schon bald legen Kinder selbst Wert auf die Schönheit ihrer Einträge, aber vieles müssen sie einfach erst einmal erlebt haben, um selbst dafür zu sorgen. Rechtschreibkorrekturen vermerke ich prinzipiell mit Bleistift, sodass die Kinder selbst ihre Fehler verbessern. Viele Verbesserungsvorschläge mache ich mündlich. Man muss als Lehrer
gut abwägen, wo es sinnvoll ist, dass Kinder sich tatsächlich intensiv mit ihren Fehlern und Korrekturmöglichkeiten auseinandersetzen sollen.
    Wenn ich mit einem Kind spreche, spüre ich auch gleichzeitig, ob mein Hinweis angekommen ist, außerdem ist ein Gespräch nicht so machtvoll wie ein geschriebenes Wort und ich kann weit einfühlender formulieren, gerade wenn es um eigene, kreative Werke eines Kindes geht. Ich unterrichte Kinder, keine Fächer. „Beim nächsten Mal …” lautet dann oft mein Auftrag — denn Kinder hassen es, das bereits Erledigte zu verbessern, und auf diese Weise verbessert es sich doch auch. Manches spreche ich auch gar nicht an, wenn ich weiß, dass es sich sowieso allein dadurch verbessert, dass es immer wieder getan wird. Und ich spreche es insbesondere auch dann nicht an, wenn ich merke, dass sie das Prinzipielle verstanden haben, so müssen in diesem Fall Kinder weder über alle ihre Rechtschreibfehler noch über alle falschen Rechenergebnisse informiert werden. Oft ist es besser, etwas einfach stehen zu lassen, es anderweitig noch einmal aufzugreifen oder einfach der fortschreitenden Entwicklung zu vertrauen.
    Bei den Hausaufgaben achte ich darauf, dass Kinder sich sicher fühlen, dass sie die Aufgaben gut lösen können — und dass es möglichst nicht zu Streitereien in der Familie kommt. Die Eltern-Kind-Beziehung ist etwas ungemein Wichtiges im Leben eines Kindes — sie muss bedingungslos geschützt werden. Die Hausaufgabe ist so strukturiert, dass es möglichst keine unnötigen Nachfragen gibt und dass sie einen hohen Übungseffekt hat. Im derzeitigen Schulbetrieb sollten so viele Hausaufgaben gegeben werden, dass Kinder eine gute Arbeitshaltung aufbauen und zum effektiven, zügigen Arbeiten angehalten sind, und so wenig, dass sie noch genügend Zeit zum Spielen, Faulenzen und für sich selbst haben.
    In der Regel einmal pro Halbjahr, bei Bedarf auch öfter, führe ich ein gemeinsames Gespräch mit jedem Kind und seinen Eltern. Wir nehmen uns ausreichend Zeit dafür, oft dauert das länger als eine Stunde. Mir ist wichtig, dass Kinder von Anfang an merken, dass es ihr Weg ist, um den es hier geht, und dass
sie dafür verantwortlich sind, deshalb stehen sie auch im Mittelpunkt des Treffens. Im Gespräch begleite ich das Kind durch Fragestellungen bei seiner Reflexion der einzelnen fachlichen Bereiche, aber auch des sozialen Miteinanders. Diese Dreiergespräche, also Gespräche, an denen alle drei am Lernprozess beteiligten Parteien — Lehrer, Eltern und Schüler — teilnehmen, haben den entscheidenden Vorteil, dass man darauf achten kann, ob die angedachte Lösung auch wirklich umsetzbar ist. Im Lauf des Gespräches gibt es

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