Was wir unseren Kindern in der Schule antun
Kategorisierungen und Strukturierungen für die Kinder anschaulich zu machen, sodass sie diese übernehmen können, arbeite ich viel mit Farben. Die wesentlichen Aspekte in einem Lernprozess hebe ich in von mir vorher festgelegter Farbigkeit hervor, beim Ãben verwenden die Kinder diese Farben ebenfalls. Durch diese relativ einfache und wenig zeitintensive Tätigkeit des Markierens ist gewährleistet, dass die Kinder eine Aufgabe nicht gedankenlos abarbeiten, sondern dass ohne groÃe Anstrengung das Wesentliche immer wieder ins Bewusstsein getragen wird.
Für sehr wichtig halte ich allerdings auch, das Denken an sich zu üben. Ãhnlich wie bei Leistung generell, fordern wir das von Kindern oft einfach nur. Stattdessen sollte auch das Denken richtiggehend gelernt und trainiert werden. Das bedeutet, Kinder sollen abgucken dürfen, sie sollen miterleben können, wie Denkprozesse ablaufen, und dann auch immer wieder die Möglichkeit bekommen, sich darin selbst auszuprobieren. Ich lasse die Kinder oft an meinen Denkprozessen teilhaben oder ich lasse sie das Denken von anderen Kindern nachvollziehen, indem ich das mit Worten ausspreche, was in meinem Kopf abläuft, um zur richtigen Lösung zu kommen. Meines Erachtens ist Denken, aber auch beispielsweise das Auswendiglernen. ebenso ein Lernprozess wie vieles andere, den man erlernen kann und der bei vielen Kindern nicht von allein kommt.
Schön und anspruchsvoll: das freie Arbeiten
Neben den gemeinsamen Phasen, in denen zum einen dafür gesorgt wird, dass alle Kinder die zu lernenden Inhalte aufnehmen und zum anderen von der Vielfalt ihres Vorwissens und
ihrer Ansichten profitieren, gibt es freiere Phasen im Unterricht. Hier stoÃe ich immer noch auf die gröÃten Schwierigkeiten, aufgrund der ständig anstehenden Proben, bis zu denen die Inhalte durchgenommen werden müssen, fehlt einfach die Zeit â und so kann auch ich nicht in der Ausprägung freier mit den Kindern arbeiten, wie ich es mir wünschen würde und wie es sinnvoll wäre. Zwar spart man durch die Mosaikmethode insgesamt an sich viele Unterrichtsstunden ein, gleichzeitig wird aber auch dieser Prozess durch die ständigen Proben immer wieder unterbrochen und konterkariert, oder ich muss den Kindern noch schnell Inhalte eintrichtern, die kurzfristig für die Probe beschlossen wurden, statt sie in einem langfristig geplanten Verlauf organisch zu entwickeln. Es bedeutet einen gehörigen Arbeitsaufwand, die Inhalte für die Proben so aufzubereiten, dass sie rasch von den Kindern aufgenommen werden können, und auf diese Weise Zeit für die freieren und damit nur bedingt ergebnisorientierten Phasen herauszuarbeiten. Mir sind diese Phasen dennoch sehr wichtig, nicht nur weil das schöpferische und eigenständige Arbeiten an sich schon wertvoll ist, sondern auch, weil ich immer wieder feststelle, dass Kinder dann generell die von der Schule in den Proben geforderten Inhalte viel schneller und sicherer lernen, als wenn ich mich ausschlieÃlich darauf konzentriere.
Diese freieren Phasen verfolgen jeweils ein unterschiedliches Ziel. Je nach Zweck verändern wir dann auch die Raumaufteilung und stellen die Tische um, damit wir möglichst sinnvoll und effektiv arbeiten können.
So gibt es Zeiten, in denen die Kinder allein oder auch mit Partner an ihren âMosaikbildernâ arbeiten und individuell Lerninhalte üben. Paul wird hier vielleicht Rechenaufgaben rechnen, während Martha sich darum bemüht, die Buchstaben im korrekten Bewegungsablauf schreiben zu lernen, um eine flüssige Handschrift zu bekommen. Hier helfen Kinder sich auch gern gegenseitig und es ist spannend zu beobachten, dass die Helferrolle oft wechselt. Es ist keineswegs so, dass immer nur die scheinbar âGutenâ sich um die anderen Kinder kümmern, doch fallen die Lernfelder dieser und die Kompetenzen der anderen
Kinder oft erst auf, wenn es nicht mehr ausschlieÃlich um das Erfüllen von Kriterien geht. Das grundlegende Handwerkszeug muss jedes Kind gut üben, dabei wird jedes Kind woanders vermehrten Trainingsbedarf haben.
Darüber hinaus muss aber auch das schöpferische, kreative Lernen angebahnt und ermöglicht werden. Anfangs steht der fachliche Erkenntnisgewinn dabei an zweiter Stelle. Weit wichtiger ist jetzt, dass Kinder Kompetenzen mit dem eigenständigen Arbeiten und in der Zusammenarbeit mit anderen gewinnen. Wenn der
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