Was wir unseren Kindern in der Schule antun
fällt ihnen so von Anfang an ganz leicht und allein durch die Aufgaben, die sie auf diese Weise rechnen, prägen sich schon viele Ergebnisse ein. Wenn wir uns dann intensiv mit dem Einmaleins beschäftigen, kann man schon am zweiten oder dritten Tag beispielsweise vier Sechserketten und drei einzelne Perlen legen, oder sieben Zweierketten und acht Viererketten. Die Kinder rechnen problemlos die zugehörigen Aufgaben 4 x 6 + 3 oder 7 x 2 + 8 x 4 und können Punkt-vor-Strich-Aufgaben lösen, bevor sie die entsprechende Regel kennen. Sie haben durch das Material innere Bilder entwickelt. Und selbst Aufgaben, bei denen man zur Vereinfachung ausklammern kann, wie 8 x 2 â 6 x 2, lassen sich so schon in der zweiten Klasse rechnen obwohl das Stoff höherer Klassen ist. Acht Zweierketten minus sechs Zweierketten sind zwei Zweierketten, und das sind vier Perlen. Bei einem solchen Vorgehen sind alle Kinder dabei. Jedes Kind kann dem Vorgang an sich folgen, es hat stets die Anschauung als Unterstützung, kann gegebenenfalls abzählen, sich beim Malrechnen noch mit Plusaufgaben helfen. Die Kinder, die die eine oder andere Malaufgabe schon im Kopf lösen können, sind dennoch gefordert, der Weg bis zum abstrakten Rechnen liegt schlieÃlich noch vor ihnen! Und sollte es einem Kind tatsächlich zu langweilig werden, kann man im gleichen
Rahmen beliebig schwierigere Aufgaben stellen, bei denen auch diese Kinder gefordert sind. In jedem Fall lernen Kinder das Einmaleins fast wie nebenbei auswendig, während sie eigentlich sehr anspruchsvolle Aufgaben lösen. Die Ãbungen zum Verinnerlichen der Einmaleinsreihen sind dann in der Regel für alle Kinder leicht. Und das ist eine Voraussetzung dafür, dass sie gern üben, um schlieÃlich alles automatisieren zu können. Am Ende dieser Einmaleinsphase, die etwa drei Monate dauert, können alle Kinder das Einmaleins und haben zudem ein weit gröÃeres Verständnis dafür erworben, als im Lehrplan an sich vorgesehen ist. Gerade in Mathematik gilt es also, den Kindern stets geeignetes Anschauungsmaterial an die Hand zu geben. Prinzipiell bekommen alle Kinder bei mir die Anschauungsmaterialien. Denn diese geben allen Kindern Sicherheit, und aus dieser Sicherheit heraus lösen sie sich oft sehr schnell von allein und werden selbstständig. Würde ich das Material nur denen geben, bei denen ich Defizite vermute, würde ich diese Kinder beschämen. Ich differenziere also absichtlich nicht, sondern überlasse die Differenzierung den Kindern, die die Hilfsmittel zu dem Zeitpunkt zur Seite legen, an dem sie sie nicht mehr benötigen, oder sich gar schon vorher ohne sie versuchen, in der Sicherheit, stets darauf zurückgreifen zu können. Ein entscheidender Grund für mein Vorgehen ist auch, dass die Kinder auf diese Art am Ende mehr können, als sie müssten, und auÃerdem all das, was sie können müssen, durch das âMehrâ geradezu spielerisch lernen. Der motivierende Faktor für die Kinder würde sofort wegfallen, würde man nun von allen Kindern das Beherrschen dieser weiterführenden Fähigkeiten verlangen. Alle Kinder wollen wie eine âEinsâ sein, dafür braucht es Ziele, die sie alle übertreffen können. Mit dem Einmaleins wird in den Folgejahren noch so oft gerechnet, dass es dann auch problemlos gelingen kann, die weiterführenden Inhalte auch denjenigen Kindern nahezubringen, die diese zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht vollständig verinnerlicht haben.
Für einen Schultag plane ich prinzipiell nur ein Thema, maximal zwei. An manchen Tagen üben wir auch einfach nur oder arbeiten gewisse Dinge ab, auch das muss manchmal sein. Für
die Kinder ist in jedem Fall sehr entscheidend, sich in eine Sache vertiefen zu können, Zeit und Ruhe zu haben, um sich wirklich damit auseinandersetzen zu können. Und Kinder brauchen für alles noch sehr viel Zeit. Bei Inhalten, die es täglich zu wiederholen gilt, damit jedes Kind sie verinnerlicht, nutze ich freie Räume im Zeitplan. So rechne ich mit einer vierten Klasse mindestens eine Aufgabe täglich gemeinsam, wenn wir gerade eine neue schriftliche Rechenweise erarbeitet haben. Selten übe ich das Rechnen eine ganze Stunde mit den Kindern, das würde sie schnell langweilen. Gerade durch das gemeinsame Rechnen lernen die Kinder jedoch unglaublich schnell. Die Kinder, die noch unsicher sind, schauen einfach zu,
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