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Was wir unseren Kindern in der Schule antun

Was wir unseren Kindern in der Schule antun

Titel: Was wir unseren Kindern in der Schule antun Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sanbine Czerny
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Lernumgebung es ermöglichen.
    Ich wünsche mir, dass ausreichend Zeit für die eigene Fort-und Weiterbildung bleibt. Guter Unterricht lebt auch von einer hohen Qualifikation des Lehrers. Das Fort- und Weiterbildungsangebot muss qualitativ hochwertiger und inhaltlich stark ausgebaut werden. Die Entwicklung der Lehrerpersönlichkeit durch vielfältige Erfahrungen sollte ebenso wichtig sein wie die fachliche Kompetenz des Lehrers.
    Ich wünsche mir, mit Eltern gemeinsam zum Wohle der Kinder zusammenarbeiten zu können und nicht zunehmend in Streitgespräche über Fragestellung, Bewertung und Benotung von Proben zu geraten oder mir Inkompetenz vorwerfen lassen zu müssen. Sondern gemeinsam dafür einzustehen, dass unsere Kinder wieder freudig und erfolgreich lernen können.

Mehrfach gesichert — wie dieses System sich selbst erhält
    â€¦ manche Kinder, die leicht lernen, wirkten, als hätten sie ein
Liebesverhältnis mit dem Leben. Das sind die Kinder, deren Augen
aufleuchten, wenn man ihnen etwas Neues erzählt, die gleich etwas
zu erzählen oder zu fragen haben und sich zutrauen, auch unbekannte
Aufgaben zu bewältigen. Sie überblicken sie und finden intuitiv einen
Weg, sie zu lösen. Sollte die Schule diese Haltung nicht pflegen und
entwickeln? Sollte sie nicht die anderen, zaghafteren Kinder ermutigen,
sich von der Lebensfreude und der Zuversicht anstecken zu lassen?
    Ute Andresen
    Auch bei Ihnen muss es Vierer, Fünfer und Sechser geben, Frau Czerny!
    Ein größerer Konflikt hatte sich eigentlich schon länger angedeutet. Immer wieder war es im Vorfeld zu Schwierigkeiten mit Vorgesetzten gekommen, weil ich den Belangen der Kinder oft Priorität vor unsinnigen bürokratischen Regeln und Anweisungen gab. Alles musste sein, wie es vorgeschrieben war. Und noch nie war es gern gesehen, wenn es Unterschiede zwischen den Klassen gab — alles musste schön gleich sein. Ref. 5
    Es begann damit, dass in einer zweiten Klasse, die ich vor einigen Jahren unterrichtete, der Schulrat zur Visitation kam. Er zeigte sich zunächst tief beeindruckt davon, wie freudvoll und erfolgreich die Kinder lernten. So etwas hätte er noch nie gesehen, sagte er.
    Um es noch einmal zu betonen: Kindern die Kulturtechniken und andere fachliche Inhalte beizubringen, ist nicht so schwierig, wenn sie genügend Raum für sich und das schöpferische Lernen bekommen, wenn man den Unterricht sinnvoll arrangieren kann, Angst und Stress von den Kindern fernhält und ihnen beständig Erfolgserlebnisse gönnt. Aber das erfordert oft aktiven Widerstand gegen das System und die üblichen Gepflogenheiten.

    Als der Schulrat einige Zeit später vom Rektor der Schule erfuhr, dass sich die Eltern der Schüler in den Parallelklassen beschwert hätten, weil ihre Kinder nicht so freudvoll und erfolgreich lernten, wurde das offensichtlich zu einem Problem, von Freude über das erfolgreiche Lernen war plötzlich nicht mehr die Rede. Der Schulrat suchte mich nochmals auf und machte mir unmissverständlich deutlich, dass in einer Schule Ruhe zu herrschen habe und ich dafür mitverantwortlich sei. Damals hatte ich noch Ambitionen, mein Engagement irgendwann auch einmal als Rektorin einer Schule einzubringen, das war dem Schulrat bekannt. Er meinte: „Frau Czerny, als angehende Rektorin — und das wollen Sie doch werden, oder? — erwarten wir von Ihnen, dass Sie sich an das Niveau der Parallelklassen anpassen.“ Ich fertigte von dieser Unterredung ein Gesprächsprotokoll an, wie auch schon häufig zuvor und ab diesem Zeitpunkt nahezu ausnahmslos. Einige davon, und im Speziellen dieses — mit der Frage, wie ich mit so einer Anweisung umgehen solle — sandte ich an das zuständige Schulamt. Im Nachhinein haben mich wohl diese Schreiben vor schlimmeren Folgen als einer Versetzung gerettet, immerhin hätte ich anhand dieser Protokolle nämlich nachweisen können, dass ich die ganzen Vorfälle über die Jahre nicht einfach erfunden hatte. Es folgten weitere Gespräche, in denen mir falsche Angaben über den tatsächlichen Wert meiner Beurteilung gemacht wurden. Beispielsweise hieß es, ich hätte mit zwei anderen Kolleginnen im Landkreis die höchste Bewertung bekommen. Als Begründung, warum die Bewertungsstufe im durchschnittlichen Bereich lag, hieß es, dass die höheren Beurteilungsstufen gar nicht vergeben

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