Was wir unseren Kindern in der Schule antun
der gerade aktuellen Anforderung benötigt werden, unnötige Informationen werden ausgeblendet. 25
Gleichzeitig können diese Menschen aufbauend auf ihrem bereits bestehenden Wissen mithilfe entsprechender Schlussfolgerungen neues Wissen hinzugewinnen. Das Wissen muss nicht nur vorhanden sein, sondern auch zum richtigen Zeitpunkt aktiviert werden. Dazu braucht es ein funktionierendes Arbeitsgedächtnis, welches geistige Inhalte gezielt aktiviert und hemmt.
Die entsprechenden Funktionen sind besonders im Frontalkortex, dem vorderen Teil der GroÃhirnrinde, angesiedelt. Diese Komponenten sind zwar schon von Geburt an verfügbar, vervollständigen und verbessern sich aber im Laufe der Kindheit. Das gilt für das Wissen, welches sich durch Lernen in seiner Vernetzung verändert, für die Funktionen des Arbeitsspeichers sowie für die Hemmung und Aktivierung von Informationen. 26
Alles gemeinsam führt zu einer kontinuierlichen Steigerung der Intelligenz im Laufe der Kindheit und Jugend.
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Lernen macht intelligent
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Eine Leistung, die in Intelligenztests erbracht wird, ist keinesfalls eine Funktion der Gene, die die Hirnfunktion steuern, sondern diese Leistung steht in direktem Zusammenhang mit dem Schulbesuch. 27 In der Schule werden die vorhandenen, sehr unterschiedlichen Vorkenntnisse dazu benutzt, erst einmal die Grundlagen zu schaffen, um
Lesen, Schreiben und Rechnen zu erlernen. Ohne diese Fähigkeiten wäre die Messung der Intelligenz in Tests gar nicht möglich.
Durch ständiges Lernen und vor allem Ãben von schrittweise immer anspruchsvolleren Lerninhalten unter fachkundiger Anleitung, und ebenso wichtig, in Interaktion mit anderen Menschen, werden die Repräsentationsareale in der GroÃhirnrinde vergröÃert und immer besser vernetzt. Einen Lerninhalt immer wieder zu erwähnen und in unterschiedlichen Zusammenhängen zu betrachten, unterstützt die Vernetzung. Einzelne Begriffe werden zunächst nach ihren charakteristischen Merkmalen gespeichert, mit zunehmendem Verständnis können später daraus abstrakte Begriffe entstehen und abgerufen werden, also immer komplexere Repräsentationen gebildet werden. Je öfter zwei Begriffe oder Handlungsabläufe miteinander in Beziehung gesetzt und eingeübt werden, desto gröÃer wird die Assoziation zwischen beiden. Je öfter man zum Beispiel Vokabeln wiederholt oder in einfachen Texten liest, umso besser kann man sie sich merken. Dieses Ãben in Teilschritten führt zu einer Automatisierung. Das Wissen ist damit effektiv organisiert und abrufbar, wenn es benötigt wird. Beim Ãbersetzen von komplizierten Sätzen ist dann das Arbeitsgedächtnis nicht mehr mit dem Finden der Vokabeln beschäftigt, sondern kann sich voll auf die Grammatik konzentrieren. Es kann viel schneller und effektiver arbeiten. Zusätzlich erwirbt man ganz nebenbei, aber sehr effizient, Lern- und Denkstrategien, die sich verselbstständigen und zu einem eigenständigen Wissensgebiet werden. 28
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Sind arme Kinder dümmer als reiche?
Eine Studie 29 in Baltimore, USA unterzog Schüler der ersten bis vierten Klasse einem Test zur Lese-und Rechenkompetenz und gliederte die Ergebnisse nach Zugehörigkeit der Kinder in Oberschicht, Mittelschicht und Unterschicht auf. Nach fünf Jahren lagen die Kinder der Oberschicht deutlich vorn. Man schloss zunächst daraus, dass Kinder aus sozial benachteiligten Familien einfach nicht über dieselben angeborenen Lernfähigkeiten verfügten wie Kinder aus privilegierten Kreisen. Dann differenzierte man genauer und testete die Kinder jeweils zu Beginn eines Schuljahres, dann zum Ende des Schuljahres und wiederum nach den langen Sommerferien. Alle Kinder hatten nach Ablauf des Schuljahres dazugelernt, am meisten die Schüler der
Unterschicht. Nach den Sommerferien hatte sich die Lesekompetenz der Schüler aus der Oberschicht verbessert, die der Kinder aus der Unterschicht dagegen verschlechtert. Das heiÃt, dass die Schüler aus sozial benachteiligten Schichten vor allem von regelmäÃigem Unterricht profitieren, in den Ferien jedoch nicht die entsprechenden Anregungen bekommen, sie lernen nichts dazu. Der Vorsprung der Kinder aus sozial besser gestellten Schichten ist demnach darauf zurückzuführen, was Kinder auÃerhalb der Schule lernen, und hat nichts mit ihrer Intelligenz zu tun.
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Bedeutung von Intelligenz in der Schule:
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