Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Was wir unseren Kindern in der Schule antun

Was wir unseren Kindern in der Schule antun

Titel: Was wir unseren Kindern in der Schule antun Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sanbine Czerny
Vom Netzwerk:
erklärt werden: Man führt Vererbung allgemein an, die durch Zwillingsstudien bewiesen sei, häufig auch die Dysregulation von zwei Botenstoffen, nämlich Dopamin und
    Noradrenalin. 10 Weitere Ursachen, die genannt werden: Besonderheit der Rezeptoren für Dopamin, Verkleinerung der Basalganglien (bestimmter Hirnareale), schlechte Durchblutung der Stirnlappen und Ähnliches. 11 Die Erkenntnisse der Säuglings-, Gen- und Hirnforschung in den letzten Jahrzehnten, die belegen, dass das Gehirn jedes Menschen durch seine Erfahrungen geprägt und verändert wird, werden in all diesen Begründungen kaum wahrgenommen. 12
    â€¢ Die Verhaltensauffälligkeiten selbst, die laut Diagnosekriterien mindestens seit einem halben Jahr bestehen müssen, hinterlassen Spuren im Gehirn, sodass man bei einer Untersuchung nicht mit Sicherheit sagen kann, ob die gefundenen Abweichungen die Ursachen oder bereits die Folgen der Störungen sind. 13 Da man die wahren Gründe nicht kennt, werden aus der Wirkung der Psychostimulantien, mit denen die Krankheit behandelt wird, Rückschlüsse auf die Ursache gezogen. Diese Substanzen verändern jedoch nachweislich das Gehirn, sodass auch hier bei Befunden zwischen Ursache und Wirkung nicht unterschieden werden kann. So ist es leicht, die falschen Schlüsse zu ziehen. Der Kinderarzt und Psychotherapeut Hans von Lüpke hat eingehend die Frage erörtert, warum die Annahme einer genetischen Bedingtheit nicht stimmen kann. Die entsprechenden Quellen sind in seinen Aufsätzen zu finden. 14

    â€¢ Die meisten Veröffentlichungen, auch von offizieller Seite wie der Bundesärztekammer 15 , der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung 16 und dem Ärzteblatt 17 , gehen davon aus, dass ererbte biologische Faktoren eine Rolle spielen, räumen aber auch Umwelteinflüsse ein. 18
    â€¢ Einige Psychologen, Pädagogen und vor allem Neurobiologen dagegen betonen, dass es keinerlei Beweise für eine angeborene Stoffwechselstörung im Gehirn als Ursache für ADHS gibt. 19 (Amft, Bergmann, Bonath, Bonney, Dammasch, Hüther, Leuzinger-Bohleber, von Lüpke, Mattner, Wenke und andere) Einige Aspekte, die für diese Ausführungen sprechen: Genetisch bedingte Krankheiten treten in der Regel relativ konstant auf. Das heißt, ein Anstieg der Diagnosefälle auf das etwa 50-Fache innerhalb von etwa einem Jahrzehnt 20 , wie im Fall ADS/ADHS, aber auch schon auf das Doppelte, ist unter der Voraussetzung, sie seien genetisch bedingt, durch kein wissenschaftliches Modell plausibel zu erklären. Die Zahl der betroffenen Kinder müsste konstant bleiben oder sich angesichts des Geburtenrückgangs sogar verringern. 21 Echte Erbkrankheiten sind zudem äußerst selten. 22 Auch wenn man eine extreme Unterversorgung im Jahr 1989 annimmt, also nur neun von zehn der behandlungsbedürftigen Kinder kein Methylphenidat erhalten hätten, so wäre maximal eine Erhöhung um den Faktor 10 medizinisch gerechtfertigt. 23
    â€¢ Die gleiche Gruppe von Experten geht davon aus, dass die Symptome aufgrund bisheriger Erlebnisse und Lebenserfahrungen des Kindes entstanden sind. Diese Erfahrungen haben sich im kindlichen Gehirn eingeschrieben wie jeder andere Lernvorgang (siehe auch Informationskapitel „Gehirn“ ab Seite 190). Die im Gehirn entstandenen Präsentationen und Verschaltungen kann man aber wieder korrigieren, indem man eben diese Bedingungen verändert. Dadurch klingen auch die Symptome — also die entsprechenden Verhaltensstörungen — wieder ab. Die entsprechenden Areale im Frontalbereich der Großhirnrinde, die beispielsweise für adäquates und soziales Verhalten, Hemmung von Aggression, Umgang mit Frust zuständig sind, bauen sich bei Kindern immer noch auf, die Ausreifung des dopaminergen Systems ist also noch gar nicht abgeschlossen. 24 Diese Vorgänge sind abhängig von den Erfahrungen, die das Kind macht. Alle Lernprozesse, ob die für normales oder die für auffälliges Verhalten, zeigen sich in Veränderungen des Gehirns. Es ist längst erwiesen,
dass nicht bestimmte Gene das Verhalten steuern, sondern ganz im Gegenteil: Beziehungen und Lebensstil wirken auf die Gene ein. 25 Biologische Strukturen, also Veränderungen im Nervensystem, sind nicht die Ursache, sondern das Ergebnis von Handlungsmustern… Und sie können durch veränderte Umweltbedingungen, stabilere Beziehungen

Weitere Kostenlose Bücher