Was wir unseren Kindern in der Schule antun
einkehrt, weil man die Schuld dann nicht mehr beim eigenen Kind, beim Lehrer oder im eigenen Fehlverhalten sucht. In manchen Familien ist das der erste Moment seit Jahren, in dem Eltern ihr Kind wieder liebevoll in den Arm nehmen können.
Viele Eltern geben nach meiner Erfahrung schon nach den ersten Schuljahren ihr Bemühen auf, sich um schulische Belange ihres Kindes zu kümmern. Einerseits machen sie die Erfahrung, dass es wenig bringt, der Aufwand meist umsonst ist und kein positives Ergebnis in Form besserer Noten zeigt. Andererseits sind sie es leid, in vielen Fällen von den oft ebenso hilflosen und wohlmeinenden Lehrern statt Hilfe, Unterstützung und Verständnis nur Anweisungen, Vorwürfe und häufig persönliche Urteile über sich als Eltern hinnehmen zu müssen. Eltern haben ein wundervolles Kind auf die Welt gebracht, das sie sehr lieben. Doch sie müssen sich in der Schule allzu oft nur Negatives anhören: Was ihr Kind hier wieder getan hat, was es dort noch nicht kann, was da verbessert werden muss, was sie selbst alles falsch machen, was sie stattdessen alles tun müssten â ohne Rücksicht auf ihre persönliche Situation. Zeitgleich werden ihnen nicht selten die Kompetenz und das Kennen ihres Kindes abgesprochen.
Wenngleich es mehr als beklagenswert ist, dass viele Eltern sich dann nicht mehr gesprächsbereit zeigen, deutet meiner Meinung nach vieles darauf hin, dass Schule dafür oft selbst verantwortlich ist.
INFORMATIONSKAPITEL âADHSâ
Die Phänomene ADS/ADHS und ihre Behandlungsmöglichkeiten 1
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Was ist ADS/ADHS?
Mit ADS (Aufmerksamkeitsdefizit-Syndrom) beziehungsweise ADHS (zusätzliche Hyperaktivitätsstörung, motorische Unruhe) werden Störungen bei Kindern und Jugendlichen bezeichnet, die hauptsächlich in drei Bereichen auftreten:
⢠Aufmerksamkeits- und Konzentrationsmangel
⢠Ausgeprägte körperliche Unruhe und starker Bewegungsdrang (Hyperaktivität)
⢠Impulsives und unüberlegtes Handeln
ADS: Davon sind in der Ãberzahl Mädchen betroffen. Sie sind oft verträumt, in sich gekehrt, können sich schlecht etwas merken, lesen, schreiben und rechnen langsam und wirken oft geistesabwesend.
ADHS: Vorwiegend Jungen leiden unter Hyperaktivität, die sie motorisch ständig in Bewegung hält. Sie zappeln herum, können selten ruhig sein, stören häufig, sind ungeduldig, suchen Aufmerksamkeit. Sie neigen aber auch dazu, sich rasch zu langweilen, wirken manchmal dominant und ichbezogen, sind launisch bis reizbar oder aggressiv bis hin zu Wutanfällen.
Allen betroffenen Kindern gemeinsam ist eine eigene Erlebniswelt, sie nehmen oft einen sozialen AuÃenseiterstatus ein, haben Probleme mit Struktur, Ordnung und Planung oder ganz allgemein Leistungsprobleme. Ihre vielen positiven Eigenschaften, wie zum Beispiel Spontanität, Kreativität und Einfühlungsvermögen, werden oft übersehen.
Daraus entsteht leicht ein Teufelskreis, denn hyperaktive Kinder finden trotz enormer Bemühungen keine Anerkennung und bekommen oft die Rückmeldung, störend und unmöglich zu sein. Eltern und Erzieher sind überfordert, finden keinen Zugang zum Kind. Um einen geregelten Unterricht gewährleisten zu können, verlangen Lehrer häufig vehement von den Eltern, das Kind behandeln zu lassen. Und auch die Eltern von Mitschülern setzen sich für ungestörten Unterricht ein. Da also die Störung des Sozialverhaltens eine häufige Begleiterscheinung von ADS/ADHS darstellt, muss man den Kindern unbedingt helfen.
ADS und ADHS werden häufig zusammengefasst. Allein das zeigt schon, dass ganz verschiedene Auffälligkeiten als eine bestimmte âStörungâ definiert werden und all diesen unterschiedlichen Symptomen die gleichen Ursachen zugrunde gelegt werden. Die beschriebenen Verhaltensmerkmale sind eine Aufzählung von Verhaltensweisen eines Kindes, die nicht der von den Erwachsenen erwarteten Norm entsprechen. Von frühester Kindheit an wird Kindern von Eltern, Kindergarten und Schule ein ganz bestimmtes Verhaltensschema antrainiert. Benehmen sich Kinder später nicht wie geplant, wird dies von der Gesellschaft als Fehlverhalten interpretiert. 2
Einigkeit besteht darüber, dass die Verhaltensstörungen das Leben der betroffenen Kinder, ihrer Familien und der Schule beeinträchtigen, Uneinigkeit herrscht jedoch über die Ursache und
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