Was wir unseren Kindern in der Schule antun
die Ursachen von ADHS ergeben sich folgerichtig unterschiedliche Therapieansätze.
⢠Schulmediziner gehen oft davon aus, die Störung beruhe auf einer genetisch bedingten biologischen Hirnstoffwechsel-Funktionsstörung, und setzen in erster Linie auf eine Behandlung mit Psychostimulantien, die den Dopaminhaushalt regulieren sollen. Die Medikamentengabe bekämpft allein die Symptome, die Ursache kann dadurch nicht behoben werden . Dies geben auch die verschreibenden Ãrzte zu. Eine Besserung tritt nur vorübergehend ein, solange das Medikament wirkt (das sind je nach Präparat 3 bis 24 Stunden), danach ist eine erneute Gabe nötig. Psycho- oder Verhaltenstherapien werden lediglich nachrangig als Begleitung der Medikation angesehen. Psychotherapeutische MaÃnahmen waren im Jahr 2000 nur bei rund 50 Prozent der Kinder mit ADHS-Diagnose dokumentiert, 66 Prozent dieser Kinder erhielten gleichzeitig Medikamente. 31 So wächst die Gefahr, dass durch die Ruhigstellung des Kindes die tatsächlichen Ursachen weder untersucht noch behoben werden. Man nimmt dem Kind dadurch eine dringend wichtige Entwicklungschance. Durch die alleinige âSchuldâ wird das Kind stigmatisiert, es wird ihm suggeriert, es sei krank und funktioniere allein mit Pillen. Die Botschaft an das Kind lautet, dass es nur erträglich ist, wenn es Medikamente nimmt. Zudem erfährt das Kind so, dass man Probleme mithilfe von Tabletten lösen kann und nicht für das eigene Tun verantwortlich ist, da man ja krank ist. Dadurch wird die gesunde Identitätsentwicklung nachhaltig gestört.
⢠Die andere Annahme geht davon aus, dass die Verhaltensstörungen auf Erlebnisse und Lebenserfahrungen des Kindes zurückgehen. Diese Verhaltensweisen können aber auch wieder korrigiert werden, indem man die Lebensbedingungen entsprechend verändert, woraufhin auch die Symptome schlieÃlich abklingen. Im Vordergrund der Therapie stehen deshalb folgende MaÃnahmen: Die Eltern, Bezugspersonen und Lehrer werden beraten, das Kind bekommt eine Psycho- oder Verhaltenstherapie, Lebensbedingungen wie Ernährung und mögliche Reizüberflutung werden verändert, Eltern führen feste Regeln und einen geregelten Tagesablauf ein, die dem Kind Halt bieten, möglicherweise unterstützen auch homöopathische Mittel
die Therapie. Nur in besonders schwierigen Fällen können zu Beginn der Therapie in Ausnahmefällen auch Psychostimulantien gegeben werden, um den Teufelskreis zu durchbrechen, in dem sich das Kind befindet. Diese gesamte Vorgehensweise verlangt vor allem von den erwachsenen Bezugspersonen des Kindes die Bereitschaft, eigenes Fehlverhalten zu erkennen, um es dann zu verändern.
⢠Neuere Forschungen in Australien und Europa belegen, dass eine Versorgung mit (hochdosierten) Omega-3-Fettsäuren, die ein Hauptbestandteil des Gehirns sind, aber vom Körper selbst nicht hergestellt werden können, nach etwa einem halben Jahr zu einer deutlichen Besserung der Symptome von ADHS führen kann. 32 Eine noch laufende Studie (EFA) am Transferzentrum für Neurowissenschaften und Lernen in Ulm soll diese Erkenntnisse bestätigen . 33
Â
Medikation mit Psychostimulantien und deren Wirkung
Unterschiedliche Produkte stehen zur Verfügung, die hauptsächlich den Wirkstoff Methylphenidat (Ritalin, Medikinet, Concerta) oder Atomoxetin (Strattera) enthalten, das nicht zu der Gruppe der Psychostimulantien gehört, sondern in seiner Struktur einem Antidepressivum ähnelt.
⢠Die Wirkungsweise von Methylphenidat ist bisher weder vollständig geklärt noch genau nachgewiesen. Das stellt die Fachinformation von Novartis Pharma, dem Unternehmen, das Ritalin herstellt und vertreibt, fest. Man nimmt jedoch an, dass dieser eine kortikale Stimulierung und eventuell eine Aktivierung des retikulären Systems zugrunde liegen. 34
⢠Die Wirkung tritt etwa 30 bis 60 Minuten nach der Einnahme ein und hält je nach Präparat 3 bis 4, 6 oder 24 Stunden an. Die Konzentrationsfähigkeit steigt. Weitere Effekte sind, dass sich die Produktivität und Genauigkeit bei schulischen Leistungen sowie der Interaktion des Kindes mit Eltern und Lehrer im Unterricht verbessert und sich das hyperkinetische, impulsive und aggressive Verhalten des Kindes verringert. Kurz: Die Kinder werden angepasst und fügsamer. Bei etwa 85 Prozent der Kinder bewirkt die Einnahme von Methylphenidat eine
Weitere Kostenlose Bücher