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Was wir unseren Kindern in der Schule antun

Was wir unseren Kindern in der Schule antun

Titel: Was wir unseren Kindern in der Schule antun Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sanbine Czerny
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voller Repräsentationen für die einzelnen Teile des Körpers — also fürs Sehen, Hören, Sprechen —, aber auch für einzelne Ereignisse, allgemeine Regeln, Sprache, Eigenschaften, Objekte … Man kann sich solche Objekte mit geschlossenen Augen vorstellen, man kann sich an sie erinnern. An solchen Repräsentationen ist nicht nur ein Neuron beteiligt, sondern mehrere, um die Sicherheit des Erkennens zu erhöhen. Jede Wahrnehmung und jegliches Denken hinterlassen Repräsentationen im Gehirn. Die Repräsentation wird gebrauchsabhängig größer, je mehr man einen Körperteil trainiert, ihn stärkt, empfindlicher macht, ein Musikinstrument spielen lernt oder eine Aufgabe in vielen Varianten immer wieder übt. Immer mehr Nervenzellen werden dem Areal zugeschlagen. Je größer diese Repräsentationen sind, umso effektiver kann das Gehirn damit arbeiten, Bekanntes erkennen und assoziieren. Wer viel weiß, kann leicht Neues mit bekanntem Wissen verknüpfen. Wer dagegen wenig weiß und etwas Neues lernen will, muss jedes Mal wieder ganze Netzwerke zusammenschalten. 19
    Den frühen Erfahrungen im Leben kommt eine besondere Bedeutung zu, da sie die Verarbeitungskapazität festlegen. Durch neue Erfahrungen, Wahrnehmungen und Lerninhalte werden die Repräsentationen ständig umorganisiert.

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    Wie lernt das Gehirn? 20
    Das Gehirn lernt immer, es kann gar nicht anders. Es lernt bei allem, was man tut und was man durch die Sinne erfährt. Es ist deshalb entscheidend, womit man sich beschäftigt.
    Jede Sekunde wird das Gehirn von zahlreichen Reizen geradezu überschwemmt. Aus der Flut der Informationen muss daher eine Auswahl getroffen werden, nur Wichtiges kann verarbeitet werden. Dazu bedient sich das Gehirn eines ganz bestimmten Mechanismus. Es vergleicht jede neue Wahrnehmung in seinem Netz der Repräsentationen mit bereits vorhandenen Verschaltungsmustern, die durch frühere Erfahrungen entstanden und entsprechend gebahnt sind. Das Gehirn prüft, ob deren Bild irgendwie zu dem Bild passt, das durch die neue Wahrnehmung entstanden ist. Kann ein altes Muster aktiviert werden, das mit dem neuen völlig übereinstimmt, muss es nicht weiter beachtet werden, denn der Inhalt ist ja bereits bekannt. Ist die neue Erfahrung dagegen völlig unbekannt und es wird keine auch nur entfernte Assoziation gefunden, wird die Information als völliger Unsinn bewertet und damit ignoriert. Findet sich jedoch eine abgespeicherte Repräsentation, die zumindest teilweise zu dem neuen Wahrnehmungsmuster passt, wird das alte Bild so lange erweitert und umgeformt, bis das neue Wahrnehmungsbild irgendwie in dieses Erinnerungsbild eingefügt werden kann. Man hat etwas dazugelernt.
    Neues wird also im Gehirn nur verankert, wenn es mit etwas verbunden wird, das bereits vorhanden ist, das bereits vorher erlernt worden ist. Man kann einem Kind nur etwas Neues beibringen, wenn es bereits über entsprechendes Vorwissen oder Erfahrungen verfügt. Ein Kind muss beispielsweise die Sprache einigermaßen beherrschen, bevor man ihm Lesen und Schreiben beibringen kann.
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    Lernen ist immer mit Emotionen verbunden
    Die Überprüfung, welche Information überhaupt gespeichert werden soll, wird vom limbischen System übernommen. Es bildet eine ringförmige Struktur, die unterhalb der Großhirnrinde liegt. 21 Im Zusammenhang mit Lernen und Gedächtnis sind der Hippokampus und die Amygdala (Mandelkern) die wichtigsten Teile dieses Systems, ohne sie würde niemand etwas lernen. Folgende Aufgaben übernehmen Amygdala und Hippokampus:
    â€¢ Für den Fall, dass höchste Gefahr droht, muss der Körper blitzschnell reagieren. Schätzt die Amygdala eine Information als negativ oder bedrohlich ein, sorgt sie dafür, dass Stresshormone freigesetzt werden. In der Folge steigen Puls und Blutdruck, die Muskeln spannen sich an. Handlungen oder Gedanken werden sofort unterbrochen. Der Mensch bereitet sich auf eine Reaktion vor, wie sie ihm in der Vorzeit das Leben retten konnte: kämpfen oder fliehen. Die Amygdala speichert Erfahrungen ab, die als bedrohlich eingestuft werden. Der Hippokampus ist unverzichtbar zum Abspeichern von Informationen, ebenso zum Abrufen von Erinnerungen. 22 Nervenzellen im Hippokampus lernen wichtige und neue Einzelheiten sehr schnell. Hat der Hippokampus eine Sache als neu und interessant bewertet, dann speichert er sie, bildet

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