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Was wir unseren Kindern in der Schule antun

Was wir unseren Kindern in der Schule antun

Titel: Was wir unseren Kindern in der Schule antun Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sanbine Czerny
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handelnden Personen liefert. Es tritt nicht in Aktion, wenn eine Handlung von einem Roboter oder Apparat ausgeführt wird oder nur auf einem Bildschirm erscheint. 36 Es ist ausschließlich dazu da, Körperbewegungen, Gesichtsausdruck, Mundbewegungen und Blicke auszuwerten.
    Von Geburt an ist eine angeborene Grundausstattung von Spiegelnervenzellen vorhanden. Durch ein spielerisches, wechselseitiges Aufnehmen und spiegelndes Zurückgeben von Signalen zwischen dem Kind und der Mutter oder einer anderen Bezugsperson baut sich im Gehirn des Kindes allmählich ein Gefühl des intuitiven Verstehens und Verstandenseins, eine feste Bindung und Vertrauen auf. Diese Form des Kennenlernens steht am Anfang jeder zwischenmenschlichen Beziehung.
    INFORMATIONSKAPITEL „LERNEN”
    Was Lernen beeinflusst — Schlussfolgerungen für die Schule
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    Die Bedeutung des neuronalen Belohnungssystems für erfolgreiches Lernen
    Ein Mensch kann nur das lernen und sich einprägen, was Emotionen in ihm hervorruft, und zwar positive. 1 Denn erst dann ist er aufmerksam. Erst unter diesen Voraussetzungen beschäftigt sich das Gehirn, in diesem Fall der Hippokampus, überhaupt mit den angebotenen Reizen und wägt ihren Inhalt im Einzelnen ab. Wird dabei eine Repräsentation (siehe Informationskapitel „Gehirn“, dort ab Seite 195) gefunden, an die das neue Wahrnehmungsmuster sehr gut angeknüpft werden kann, löst sich die durch den Input verursachte, noch herrschende Anspannung. Die anschließende Entspannung breitet sich wie eine Welle über das ganze Hirn aus. Bestimmte Gruppen von Nervenzellen werden aktiviert, die an den Enden ihrer Fortsätze nun bestimmte Botenstoffe freisetzen, unter anderem endogene Opiate, Endorphine, Dopamin, Noradrenalin. Sie vermitteln ein motivierendes, süchtig machendes Glücksgefühl und sorgen auf diese Weise dafür, dass die am Zustandekommen dieses neuen, erweiterten Erregungsmusters beteiligten Nervenzellverbindungen gebahnt und gefestigt werden. 2 Diesen Motivationsschub gibt es immer angesichts von Informationen, die als interessant empfunden werden, nach plötzlich gelösten Aufgaben, aber auch bei sozialer Anerkennung und persönlicher Wertschätzung. Allein die Chance auf Erfolg regt die Ausschüttung von Botenstoffen an, die eine bestimmte Handlung oder einen Lernprozess unterstützen. 3
    Kein Lehrer oder Erzieher muss also täglich Multimedia-Eventshows bieten, um Aufmerksamkeit zu erhalten. Er muss nur jedem Kind Erfolgserlebnisse ermöglichen. Das Belohnungssystem arbeitet und motiviert sogar schon dann, wenn das Kind liebevolle Blicke wahrnimmt, freundliche Worte oder ein Lob hört.
    Gerade diese Aspekte weisen darauf hin, wie wichtig ein vertrauensvolles, sicherheitsspendendes Umfeld für den Lernerfolg ist. Eltern haben ohne Zweifel einen großen Einfluss darauf, mit welchen Gefühlen ihre Kinder in die Schule gehen. Sie legen den Grundstein für die Lernbereitschaft und die Erwartungen, die ein Kind mit in die
Schule bringt. Dort müssen die Lehrer dann vor allem ihre Schüler mögen, selbst ihre Fächer lieben und darüber packende Geschichten erzählen können. In einer als positiv erfahrenen Lernumgebung entwickeln sich dann die Einzelbegabungen und das Potenzial eines jeden Kindes. Dieses Umfeld sorgt so für langfristige Lernerfolge, die ein Leben lang andauern und wirken können. 4 Kurz gesagt: Die Atmosphäre, die in der Schule herrscht, muss stimmen.
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    Die Auswirkungen von Angst und Stress auf das Lernen 5 Negative Gefühle wie Angst und Stress machen Lernen nahezu unmöglich und erschweren nachweislich das Reproduzieren von bereits vorhandenem Wissen. Unter dem Einfluss einer aktivierten Amygdala (siehe Informationskapitel „Gehirn“, dort ab Seite 196) wird das Gehirn schlechter mit Energie versorgt. Außerdem ändert es seinen Arbeitsstil. Es fährt auf Sparflamme und schränkt seine kognitiven Möglichkeiten extrem ein. Ab sofort hält es sich nur noch an einfache Schemata und Routineabläufe. Neue Reize kann es nicht mehr verarbeiten. Unter Prüfungsangst ist beispielsweise das kreative Abrufen vorhandener Repräsentationen, also Wissenstransfer, nicht mehr möglich. Das Gehirn blockiert und leistet deutlich weniger, als es eigentlich könnte. Wird die Angst übermächtig, können Prüflinge mitunter nicht einmal mehr die

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