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Was wir unseren Kindern in der Schule antun

Was wir unseren Kindern in der Schule antun

Titel: Was wir unseren Kindern in der Schule antun Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sanbine Czerny
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    Ich bin keine Wissenschaftlerin. Ich kann nicht alles, was ich gelesen und erfahren habe, daraufhin überprüfen, wie diese Erkenntnisse entstanden und ob sie wissenschaftlich haltbar sind. Ich beobachte lediglich die mir anvertrauten Kinder in Bezug auf die gewonnenen Einsichten und suche auf dieser erweiterten Basis nach individuellen Lösungen für Probleme. Gerade die Erkenntnis, dass die Erfahrungen im Hier und Jetzt entscheidend sind und dass meine Erwartungshaltung einen grundlegenden Einfluss auf das Lernen der Kinder hat, lässt mich noch einmal ganz anders arbeiten. Negative Überzeugungen
bei Kindern, die so oft vollkommen unbewusst wirken, kann man also kippen, indem man den Kindern andere Erfahrungen ermöglicht.
    Ich stelle mir das so vor wie eine Skala. Wenn ein Kind auf seiner „Ich-kann-Mathe-Skala“ bei minus dreißig liegt — aus welchem Grund auch immer —, muss es so lange bejahende, förderliche Erfahrungen machen, bis es wieder im positiven Bereich ist und sich dort festigen kann. Bis hier jedoch überhaupt etwas in Bewegung gerät, bis die negative Überzeugung erst einmal wackelt, ist die größte Arbeit zu leisten. Geduld, Zuversicht und Gelassenheit — eine innere Ausrichtung, eine innere Sicherheit: „Du wirst es können.“ Kein Aktionismus. So wie Schule heutzutage organisiert ist, war mein Bemühen oft nur darauf gerichtet, eine weitere negative Erfahrung zu verhindern. Eine einzige negative Erfahrung kann die Aufbauarbeit von vielen Monaten kaputt machen. Und so war und wird meine Arbeit weiterhin eine Suche sein: eine Suche nach Wegen, die hilfreich sind.

    INFORMATIONSKAPITEL „GEHIRN”
    Die Arbeitsweise des Gehirns
    Â 
    Aufbau der Nervenzellen 1
    Das Gehirn eines Erwachsenen wiegt etwa 1,4 Kilogramm und besteht hauptsächlich aus Nervenzellen, den Neuronen , und aus Faserverbindungen zwischen diesen Neuronen. Derzeit geht man von rund einhundert Milliarden Nervenzellen aus. Neuronen bilden auch das Rückenmark. Sie sind zudem über den ganzen Körper verteilt, an manchen sensiblen Stellen sehr gehäuft, an weniger empfindlichen eher sparsam verteilt.
    Jedes Neuron hat einen Zellkern, Eingangsorgane ( Dendriten ) und eine Ausgangsleitung ( Axon ). Dendriten verzweigen sich vom Zellkörper aus wie Äste eines Baumes. Sie funktionieren als Antennen und empfangen chemische oder elektrische Signale von Nachbarzellen. Ein Neuron kann bis zu zehntausend solcher ankommenden Fasern haben. Ihr Wachstum setzt ein, wenn ein Neuron zu Nachbarzellen Kontakt aufnimmt. Der Zeitpunkt und das Ausmaß dieser Veränderungen hängen sowohl von Reifungsprozessen als auch vom Anregungsgehalt der Umwelt ab. Dendriten können in einzelnen Regionen des Gehirns das ganze Leben lang wachsen, insgesamt finden aber die wichtigsten qualitativen Veränderungen in den ersten Lebensjahren eines Menschen statt. 2
    Nervenimpulse, die über Dendriten den Zellkörper erreicht haben, werden von dort an andere Neurone weitergeleitet. Diese Aufgabe kommt dem Axon zu. Axone gleichen Kabeln und sind in der Regel von Myelin umgeben, einer weißen, fettartigen Substanz, die eine Art Isolierschicht bildet. Stark myelinisierte Axone leiten Informationen bis zu hundertmal schneller weiter als gering isolierte. Die Myelinisierung beginnt im fünften Schwangerschaftsmonat und setzt sich in manchen Bereichen bis zum sechzigsten Lebensjahr fort. Die stärksten Zuwächse geschehen bis Ende des zweiten Lebensjahres, im späteren Leben wird das Myelin teilweise wieder abgebaut. Nach Ansicht einiger Wissenschaftler hängt die Höhe der Intelligenz wesentlich vom Grad der Myelinisierung ab. 3
    Am Ende des Axons befinden sich die Synapsen , Endköpfchen, welche chemische Botenstoffe, sogenannte Neurotransmitter, enthalten. Die Synapsen fungieren als Sender: Sie übermitteln Signale
zwischen Neuronen, indem sie diese Botenstoffe ausschütten, die dann wiederum die Dendriten nachgeordneter Neurone erregen. Ohne Synapsen wäre keine gezielte Kommunikation zwischen Gehirnzellen möglich. Je häufiger Impulse an einer Synapse ankommen, umso größer wird ihre Kontaktfläche und umso effektiver kann die Ausschüttung der Botenstoffe und damit die Übermittlung der Information an das andere Neuron geschehen. Synapsen sind sehr klein, aber zahlreich, ein Kubikmillimeter des

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