Was wir unseren Kindern in der Schule antun
für das Erlernen von Sprache, Grammatik oder Mathematik als auch für das Zusammenleben mit anderen Menschen.
Die Ãbertragungsstärke einer Synapse ändert sich durch einzelne Impulse nur ganz minimal. Daher vergehen die meisten einmaligen Eindrücke, ohne hängen zu bleiben. Wenn jedoch immer wieder ähnliche Informationen ankommen, verfestigt sich die Verbindung. Dadurch wird die Repräsentation vergröÃert. Das Gehirn merkt sich also weniger die Einzelheiten, sondern das Allgemeine, das dahintersteckt, bildet es in Repräsentationen ab und damit die Regelhaftigkeiten, die durch Ãhnlichkeiten der Erfahrungen verursacht werden. Das Gehirn lernt dadurch langsam, aber umso praktischer. Um zum Beispiel eine Tomate zu erkennen, muss es die allgemeinen Eigenschaften von Tomaten als solche kennen, aber nicht primär die Besonderheiten einer ganz speziellen Tomate.
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Spiegelneurone 33
Neurone (Bewegungsneurone), die die Muskelbewegungen direkt kontrollieren, befinden sich im motorischen Kortex, einem Teil der Hirnrinde. Im prämotorischen Kortex, der sich unmittelbar vor dem motorischen Kortex befindet, sitzen Nervenzellen (Handlungsneurone), die das Programm für ganze Handlungsabläufe gespeichert haben. Bewegungsneurone führen genau das aus, was Handlungsneurone sozusagen geplant haben, aber nicht jede Idee der Handlungsneurone wird auch tatsächlich umgesetzt. Beobachtet man eine Handlung bei anderen Menschen, werden im eigenen Gehirn diejenigen Handlungsneurone aktiviert, die auch in Aktion getreten wären, hätte man die Handlung selbst vollzogen. Diese Nervenzellen, die im eigenen Körper ein bestimmtes Programm realisieren können, die aber auch dann aktiv werden, wenn man beobachtet oder auf
andere Weise miterlebt, wie eine andere Person dieses Programm in die Tat umsetzt, werden als Spiegelneurone bezeichnet.
Spiegelneurone lassen sich aber nicht nur zur Resonanz aktivieren, wenn bei einem anderen eine Handlung beobachtet wird. Geräusche haben den gleichen Effekt, es reicht sogar zu hören, wie von einer Handlung gesprochen wird, um die Spiegelneurone in Resonanz treten zu lassen.
Wird eine Handlung geplant oder realisiert, treten im Gehirn gleichzeitig Nervenzellnetze in Aktion, die registrieren, wie sich ihre Umsetzung in die Tat körperlich anfühlen würde. Diese liegen in einem Areal, dem sensiblen Kortex, gleich hinter der prämotorischen und motorischen Hirnrinde. Auch hier gibt es wieder unterschiedliche Nervenzellen, solche, die ausschlieÃlich registrieren, was zum Beispiel die Haut oder die Muskulatur spürt, aber auch intelligentere Nervenzellen, die in der Lage sind, eine Abfolge von Empfindungen zu speichern und intuitive Vorstellungen darüber zu entwerfen, wie sich bestimmte Aktionen anfühlen würden. Auch sie verhalten sich wie Spiegelneurone und treten in Aktion, wenn wir nur beobachten, wie eine andere Person handelt oder auch nur empfindet. Durch ihre Aktivierung können wir genau ermessen, welche Empfindungen in der beobachteten Person vor sich gehen. Man kann damit nachempfinden, was der andere tut oder auch nur vorhat zu tun.
Beide Nervenzellnetze sind miteinander verbunden. Die Handlungsneurone kodieren die Programme für das operative Vorgehen und das Ziel einer Handlung. Die Nervenzellen für die Vorstellung von Empfindungen ergänzen dies durch Informationen darüber, wie sich die geplante Handlung für den handelnden Körper anfühlen würde. Die Handlungsneurone regen dann die Bewegungsneurone an, die Handlung selbst auszuführen. Ein Hemmmechanismus sorgt aber dafür, dass man nicht alles, was man beobachtet, wie eine Marionette nachahmt. Die Handlung wird dann nur innerlich nachvollzogen. Diese Spiegelungsaktivitäten setzen spontan und unwillkürlich ein. Spiegelaktionen brauchen immer einen Partner, sie können sich nie von allein entwickeln. 34
Die Beobachtungen kommen als optische Informationen in der Sehrinde an, dem Teil der Hirnrinde, die dafür zuständig ist. Sie werden von einem optischen Interpretationssystem so aufbereitet, dass sie für die Spiegelneuronen das richtige Format haben. Die aufbereiteten
Informationen werden über Nervenfasern weitergeleitet, zunächst an die Nervenzellen für die Vorstellung von Empfindungen und von dort an die Handlungsneurone. 35
Dieses System schaltet sich nur dann ein, wenn die Sehrinde Bilder von lebenden,
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