Was wirklich zählt, ist das gelebte Leben: Die Kraft des Lebensrückblicks (German Edition)
gerne mit vielen diskutiert …«
Dieses »Was habe ich alles geopfert« bringt mögliche Ideen für ein verändertes Leben.
»Wenn ich es schaffen würde, den drei Mitarbeitern, denen ich ziemlich vertraue, die Leitung ihrer Abteilung zu übergeben, dann würde ich die »Oberaufsicht« behalten und mehr Zeit haben. Dann könnte ich in der Kunstgewerbeschule ein paar Kurse belegen …«
Es folgt ein Gespräch über mangelndes Vertrauen und über den Zwang, kontrollieren zu müssen, über das beunruhigende Wissen, dass man mit zunehmendem Alter auch anderen Menschen vertrauen muss.
In den Metaphern zeigt sich eine Lösung: Andere haben auch gute Köpfe, wenn er sie ihnen denn zugesteht – und: Er möchte wirklich etwas auf die »faule Haut liegen«, sich Zeit lassen, meinte er damit, etwas mehr auf die Signale seines Körpers hören. Noch wichtiger für ihn war aber, ein neues altes Ziel wieder aufzunehmen, eine Liebhaberei aufzunehmen, die er geopfert hatte, das Malen – und es auch noch etwas zu perfektionieren.
Der Entwicklungsprozess, der sich durch die Beratung ergeben hat, ähnelt dem von Baltes und Baltes 41 entwickelten Modell für eine erfolgreiche Anpassung an Veränderungen des Lebens, das auch ein Modell für gelingendes Altern ist. Abgekürzt wird es SOK genannt.
S meint dabei Selektion : Man wählt einige wenige Ziele in wichtigen Lebensbereichen aus und setzt nicht auf zu viele Pferde – bei diesem Unternehmer wäre es das Malen.
O steht für Optimierung : Mittel werden auf das Ziel hin optimiert und geübt – hier die Idee, noch einmal einen Kurs zu besuchen, und allfällige Behinderungen werden kompensiert.
K steht für Kompensation : Bei diesem Beispiel handelt es sich um eine psychologische Kompensation: um ein bewusstes Reflektieren darüber, ob Vertrauen angesagt ist, als Kompensation des habituell gewordenen Misstrauens.
Freuden neu entdecken
Meistens erzählen wir unsere Lebensgeschichte unter dem Aspekt von Schwierigkeiten: Wir erzählen, wie die Schwierigkeiten, die wir heute haben, entstanden sind, vielleicht noch, welche Schwierigkeiten wir überwunden haben, wie wir das Leben dennoch gemeistert haben, und das kann dann auch mit etwas Freude und Stolz verbunden sein.
Die Freudenbiografie 42 nimmt eine ganz andere Perspektive ein: Es wird danach gefragt, wie und in welchen Situationen im Leben Freude und freudiger Stolz erlebt worden sind: wie wir sie uns die Freude bewahrt haben, wie wir sie abgewehrt haben, wie sie einem verdorben wurde und was aus ihr im Laufe des Lebens geworden ist. Ist sie weniger geworden, ist sie mehr geworden? Diese freudigen Situationen werden in der Vorstellung noch einmal erlebt, man versenkt sich imaginativ in diese Situationen – und erlebt dabei wieder Freude.
Dabei werden auch wichtige, schwierige Veränderungen im Leben sichtbar, ja in ihrer emotionalen Bedeutung sogar greifbarer. Da die Emotion der Freude das Selbstwertgefühl stärkt, ist es leichter, auch zu schwierigen Situationen zu stehen.
Was Freude auslöst
Das Gefühl der Freude erleben wir dann, wenn etwas besser ist als erwartet, uns mehr zukommt, als zu erwarten war. Wenn wir uns freuen, sind wir einverstanden mit uns, mit der Welt, mit den Mitmenschen.
In der Freude strahlen unsere Augen auf, Gesichter leuchten auf: In der Freude vermitteln Menschen den Eindruck von etwas Strahlendem, Leuchtenden, Lichtem. Die Bewegungen, die wir mit der Freude verbinden, sind Bewegungen zur Höhe und zur Weite hin: So gehen die Mundwinkel nach oben, wenn wir uns freuen oder wenn wir lächeln. Wir könnten vor Freude Luftsprünge machen oder wir werfen etwas hoch in die Luft. So wird deutlich, dass in der Freude ein Gegengewicht zur Erdenschwere und zur Dunkelheit ist. Freude suggeriert uns eine mögliche Verbundenheit mit etwas, das über uns hinausgeht.
Wenn wir uns freuen, dann fühlen wir eine Wärme in uns aufsteigen, eine körperlich erfahrbare, aber durchaus auch eine seelische Wärme. Diese lässt uns offener und lebendiger, aber auch erregter werden. Das Selbstgefühl, das wir bei der Freude erleben, ist ein Gefühl des selbstverständlichen Selbstvertrauens, das daraus resultiert, dass wir im Moment der Freude uns selbst, die Innenwelt, die Mitwelt akzeptieren können, wie sie ist, weil uns mehr zugekommen ist, als wir erwartet haben. Die Welt, das Leben – sie sind besser, als wir gedacht haben. Zu diesem selbstverständlichen Selbstvertrauen gehört, dass man sich bedeutsam
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