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Wasser für die Elefanten - Gruen, S: Wasser für die Elefanten

Wasser für die Elefanten - Gruen, S: Wasser für die Elefanten

Titel: Wasser für die Elefanten - Gruen, S: Wasser für die Elefanten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sara Gruen
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steht regungslos da, trotz der Fliegen, die
unbarmherzig seine Augen und Ohren umschwirren. Ein paar verscheuche ich, aber
sie landen sofort wieder. Es ist hoffnungslos.
    Der Eisbär liegt auf dem Bauch, Kopf und Schnauze von sich
gestreckt. Wenn er sich ausruht, wirkt er harmlos, fast niedlich, sein unteres
Körperdrittel macht den Großteil seiner Masse aus. Er atmet tief ein, hält
einen Moment lang die Luft an und gibt dann ein langgezogenes, grollendes
Stöhnen von sich. Der Arme. In der Arktis gibt es nie auch nur annähernd solche
Temperaturen.
    Das Orang-Utan-Weibchen liegt flach auf dem Rücken, alle viere von
sich gestreckt. Sie wendet mir den Kopf zu und blinzelt traurig, als wolle sie
sich dafür entschuldigen, nicht enthusiastischer zu sein.
    Schon in Ordnung , sage ich ihr mit einem
Blick. Ich verstehe das.
    Sie blinzelt noch einmal, dann dreht sie den Kopf wieder Richtung
Decke.
    Marlenas Pferde schnauben zur Begrüßung, sie stupsen mit den Lippen
meine Hände an, die immer noch nach Bratäpfeln riechen. Sobald sie merken, dass
ich nichts für sie habe, verlieren sie das Interesse und gleiten zurück in
ihren Halbschlaf.
    Die Raubkatzen liegen vollkommen ruhig mit leicht geöffneten Augen
auf der Seite. Würde sich ihr Brustkorb nicht regelmäßig heben und senken,
könnte man meinen, sie seien tot. Ich lehne die Stirn gegen die Gitterstäbe und
betrachte sie eine Zeit lang. Schließlich wende ich mich ab, um zu gehen. Aber
nach drei Schritten drehe ich mich mit einem Ruck um. Gerade ist mir
aufgefallen, dass ihre Käfigböden verdächtig sauber sind.
    Marlena und August streiten sich so laut, dass ich sie schon aus
zwanzig Metern Entfernung hören kann. Vor ihrem Garderobenzelt bleibe ich
stehen, denn ich glaube nicht, dass ich sie unterbrechen will. Aber ich möchte
auch nicht lauschen – schließlich nehme ich allen Mut zusammen und presse den
Mund gegen die Zelttür.
    »August! He, August!«
    Sie verstummen. Ich höre ein Scharren, und wie jemand »pst« macht.
    »Was gibt’s denn?«, ruft August.
    »Hat Clive die großen Katzen gefüttert?«
    Sein Gesicht erscheint in der Zelttür. »Ach ja. Tja, das war ein
bisschen schwierig, aber ich habe mir was überlegt.«
    »Was denn?«
    »Morgen früh kommt etwas. Keine Sorge. Denen geht’s gut. Herrje«,
sagt er und reckt den Hals, um an mir vorbeizusehen. »Was ist denn jetzt
wieder?«
    Onkel Al, angetan mit rotem Frack, Zylinder und karierter Hose,
stürmt mit ausgreifenden Schritten auf uns zu. Seine Speichellecker spurten
aufgeregt hinterher, um Schritt zu halten.
    August seufzt und hält den Zelteingang für mich zur Seite. »Komm
ruhig rein und setz dich. Wahrscheinlich lernst du gleich, wie man Geschäfte
macht.«
    Ich schlüpfe durch den Zelteingang. Marlena sitzt mit verschränkten
Armen und übereinandergeschlagenen Beinen an ihrem Schminktisch. Sie wippt
wütend mit dem Fuß.
    »Liebling«, sagt August. »Reiß dich zusammen.«
    »Marlena?«, ruft Onkel Al vor der Zelttür. »Marlena? Darf ich
hereinkommen, meine Liebe? Ich muss mit August reden.«
    Marlena schnalzt mit der Zunge und verdreht die Augen. »Ja, Onkel
Al. Natürlich, Onkel Al. Immer herein, Onkel Al«, psalmodiert sie.
    Die Zelttür wird zur Seite geschoben, und Onkel Al kommt herein, er
ist reichlich verschwitzt und strahlt über das ganze Gesicht.
    »Das Geschäft ist perfekt«, sagt er und bleibt vor August stehen.
    »Also hast du ihn bekommen«, sagt August.
    »Hm? Was?«, entgegnet Onkel Al mit einem überraschten Blinzeln.
    »Den Mann mit dem Kind in der Brust.«
    »Nein, nein, nein, vergiss ihn.«
    »Was heißt hier ›vergiss ihn‹?«, fragt August. »Ich dachte, wir sind
nur seinetwegen hergekommen. Was ist passiert?«
    »Was?«, weicht Onkel Al aus. Hinter ihm schauen Leute ins Zelt, die
heftig den Kopf schütteln. Einer macht eine Geste, als würde er sich die Kehle
aufschlitzen.
    August beobachtet sie seufzend. »Oh. Ringling hat ihn.«
    »Vergiss das mal«, sagt Onkel Al. »Ich habe Neuigkeiten – große
Neuigkeiten. Man könnte sogar sagen, dicke Neuigkeiten!« Sein kurzer Blick auf
das Gefolge wird mit herzhaftem Lachen quittiert. »Rate mal.«
    »Ich habe keine Ahnung, Al«, sagt August.
    Erwartungsvoll wendet er sich Marlena zu.
    »Ich weiß es nicht«, sagt sie mürrisch.
    »Wir haben einen Dickhäuter!«, ruft Onkel Al und breitet jubelnd die
Arme aus. Mit dem Stock erwischt er einen der Speichellecker, der
zurückspringt.
    Augusts Züge erstarren.

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