Wasser-Speier
kreischte Hanna.
»Vielleicht kann ich dich nicht überall anfassen«, meinte Iris, » a ber ich kann dich auf jeden Fall daran hindern, ihn dort zu berü h ren, wo es drauf ankommt!« Sie legte die Hände auf den Leib der Illusion. Natürlich fuhren sie durch den Körper hindurch, bis sie Gary packten. Nun konnte Gary Hannas Oberkörper auch nicht mehr spüren. Hanna konnte zwar einem Teil ihres Körpers Festi g keit verleihen, aber die war nicht auf eine einzige andere Person beschränkt. Das hatte zur Folge, daß Gary jetzt nichts mehr fes t hielt und Mentia ihn endlich fortreißen konnte.
»****!« schrillte Hanna, daß die Luft gallig wurde. »Dann sollst du statt dessen eben das hier spüren!« Ihre Hände verwandelten sich in lange, spitze Krallen, und aus ihrem Gesicht schossen Fangzähne hervor. Sie sprang auf Iris zu.
Doch da löste Mentia sich plötzlich von Gary und erschien wi e der zwischen Iris und Hanna. Die Krallen versanken im Däm o nenfleisch und verhakten sich darin wie in einer dicken Matte. »Mir kannst du nichts anhaben, du Schreckensgebilde«, sagte die D ä monin. »Aber ich dir, wenn du nicht sofort losläßt! Ich breche dir die Nägel ab.« Sie griff nach den Krallen, wobei sich ihre Hände in metallene Zangen verwandelten. »Ich werd’ dir die Zähne ausre i ßen!« Ihr Kopf wurde zu einer riesigen Zange.
»§§§§!« zischte Hanna und verschwand. Der Gestank des Wortes war schlimmer als brennender Abfall.
Als Mentia Gary hatte fahrenlassen, war er zu Boden gestürzt, hatte es aber kaum gespürt. »Was ist hier los?« wollte er wissen. »Warum habt ihr uns unterbrochen, obwohl ich doch genau das getan habe, was ihr von mir wolltet?«
»Erklär du es ihm«, sagte Mentia zu Iris. »Ich muß Überraschung beschützen.« Sie verschwand.
»Weil wir erkannt haben, wie töricht unsere Strategie war«, sagte Iris und trat näher, um ihm beim Aufstehen behilflich zu sein. Sie war vollauf feststofflich – es war also die richtige Königin. »Wir hätten dir beinahe schlimmen Schaden zugefügt.«
»Schaden? Es fing gerade an, mir Spaß zu machen!«
»Ganz gewiß«, meinte die Königin und schnitt dabei eine Gr i masse. »Und wenn du mit mir zusammen gewesen wärest, hättest du auch weitermachen und dabei eine grandiose Erfahrung m a chen können. Vielleicht kommen wir ja irgendwann einmal dazu. Aber wir haben festgestellt, daß diese beiden hübschen Illusionen tatsächlich unsere tödlichen Gegner sind. Und jetzt, da wir das wissen, dürfte der Ärger erst richtig losgehen.«
Gary begriff allmählich, daß die Königin und die Dämonin sich nicht einfach nur leichtfertig eingemischt hatten. Eigentlich hätte er auch von selbst darauf kommen können, als Hanna die nicht wiederzugebenden, vierbuchstabigen Wörter ausgespien und Kra l len und Fangzähne ausgefahren hatte. Da hatte sie viel eher Ha n nah, der Barbarin, geglichen, wie er sie von früher kannte. »Was wollte sie mir denn antun?« fragte er.
»Sie war im Begriff, dir die Seele zu rauben.«
Das kam so unerwartet, daß Gary einen Augenblick brauchte, um das Gehörte zu begreifen. »Die was?«
Iris hob seine Kleider auf und reichte sie ihm, damit er sich wi e der anziehen konnte. »Da bist du platt, was? Uns hat es auch e r schreckt. Als wir es herausfanden, wußten wir, daß wir sofort ha n deln mußten. Was alle Illusionen begehren, sind Substanz und Seele. Substanz können sie in gewissem Umfang aus dem Wah n sinn gewinnen; offensichtlich ist die Magie in seinem Innern so stark verdichtet, daß sie sich vorübergehend in Feststofflichkeit überführen läßt. Aber nicht so weit, um damit auch die Substanz von Seelen herzustellen. Und deshalb müssen sie die Seelen auch stehlen, falls sie jemals wirklich werden wollen.«
»Aber Illusionen sind doch gar nicht wirklich!« protestierte Gary. »Wie können sie überhaupt so etwas wie ein Verlangen haben?«
»Wahre Illusionen haben kein Verlangen; das können sie nicht. Aber diese beiden verlangt es nach Substanz und Seele«, erwiderte sie. »Das übertrifft natürlich die Illusionen, wie ich sie herstelle. Deshalb habe ich so lange gebraucht, um dahinterzukommen. Ich bin davon ausgegangen, daß alle Illusionen so sein müßten wie meine, die ja in Wirklichkeit nur ein Teil von mir sind. Aber ich habe ja Substanz und Seele; sie auch. Nun aber hat sich herausg e stellt, daß Illusionen, die nicht darüber verfügen, ganz anders sind. Mag sein, daß es solche Illusionen nur im
Weitere Kostenlose Bücher