Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Wasser-Speier

Wasser-Speier

Titel: Wasser-Speier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren:
Vom Netzwerk:
daß sie ihn wirklich lieben könnte, wenn sie eine Seele bekäme. Das war der entscheidende Hinweis. Er hat es Mentia erzählt, die hat es mir erzählt, und dann war uns plötzlich auch klar, was Hanna von dir wollte.«
    »Ich bin nie darauf gekommen«, sagte Gary und erschauerte. »Sie hat immer nur gesagt, daß sie mir helfen will, mich zu entspa n nen.«
    »Ja, damit du um so leichter von deiner Seele abläßt.«
    »Wie… wie hätte sie meine Seele denn überhaupt an sich reißen können?«
    »Das wissen wir auch nicht genau. Aber wir glauben, daß sich die Seele beim Herbeirufen des Storchs, im Augenblick des Höh e punkts, etwas lockert. Es liegt wohl an dem Verlangen, mit dem Partner eins zu werden. Die beiden Seelen wollen sich ebenso fest umarmen, wie die Körper es tun. Und dieser Augenblick der O f fenheit kann von einem skrupellosen Partner ausgenutzt werden, sich der Seele des anderen zu bemächtigen. Ist das erst einmal g e schehen, ist es auch schon vorbei. Ich denke, es würde dir sehr schwerfallen, sie jemals wieder zurückzugewinnen.«
    »Ich glaube, ich schulde dir wohl allergrößten Dank, daß du dich zusammen mit Mentia eingemischt hast«, meinte Gary. Die Knie wurden ihm weich.
    Iris lächelte. Wenn sie das tat, wirkte sie stets überraschend a n ziehend. »Tu einfach nur dasselbe für mich, sollte das jemals e r forderlich werden.«
    »Aber du bist doch jetzt vorgewarnt! Du wirst doch deine Seele niemals fahren lassen.«
    »Dieses Ding ist schlau, äußerst schlau. Mit Sicherheit heckt es gerade einen neuen Plan aus. Der aber dürfte möglicherweise e benso schwer zu durchschauen und zu kontern sein wie der letzte. Bei seiner Beherrschung der Illusionskunst dürften wir auch kaum erkennen, was wirklich ist und was nicht.«
    »Das ist auch so eine Sache. Wenn Talente sich niemals wiede r holen…«
    »… wie kann das Wesen dann dasselbe Talent besitzen wie ich? Das macht mir schon die ganze Zeit zu schaffen. Aber eigentlich stimmt es nicht so ganz, daß Talente sich nie wiederholen. Wer in einer bestimmten Epoche lebt, kann durchaus ein Talent besitzen, das auch ein anderer in einer anderen Epoche sein eigen nennt. Und die Fluchungeheuer – oder Fluchfreunde, wie sie sich selbst nennen – scheinen alle dasselbe Talent des Verfluchens zu besi t zen. Aber ich habe noch nie davon gehört, daß sich ein Talent vom Magierkaliber wiederholt hätte. Allerdings gab es schon einige Varianten, die einander sehr ähnlich waren. Manchmal können auch unterschiedliche Talente dieselbe Wirkung haben. Deshalb glaube ich, daß dieses Wesen zwar ein Talent der Illusion besitzt, das dem meinen ähnlich sein dürfte, aber doch einem anderen Mechanismus gehorcht. Auf jeden Fall ist es eine interessante Sit u ation. Ich habe gelernt, seine Illusionen, die die meinen ergänzen, als solche zu identifizieren. Wenn ich meine Illusionen auslöschte, würde Scharnier zu einem bloßen Schatten seiner selbst werden. Ich sehe keinen Sinn darin; deshalb halte ich diese Illusion au f recht. Ich bin nämlich der Meinung, daß es das Beste sein dürfte, bis wir endlich mehr über unseren Gegner in Erfahrung gebracht haben. Das Ding könnte nämlich argwöhnen, daß ich fortgehen will, sobald ich meine Illusionen plötzlich ausradiere.«
    »Ja, du mußt dir deine Illusionen bewahren«, stimmte Gary zu. »Deshalb sollten wir uns jetzt auch mit den anderen zusammentun und einen Beschluß fassen, was wir als nächstes unternehmen so l len.«
    »Wir sollten weiterhin nach dem Philter suchen«, meinte Gary. »Deshalb sind wir gekommen. Das Wesen wird bestimmt davon ausgehen, daß wir nur deshalb bleiben. Haben wir den Philter erst gefunden…«
    »… dann schlägt der Hammer«, ergänzte sie. »Denn dann weiß unser Gegner, daß wir hier fertig sind. Guter Einwand.«
    Sie verließen Garys Zimmer und begaben sich in die Gemächer von Iris und Überraschung. Hiatus war auch schon da. »Wie ich höre, habe ich dabei geholfen, irgend etwas zu unterbrechen«, sa g te er zu Gary.
    »Ich danke dir«, erwiderte Gary aus vollem Herzen. »Die Kön i gin hat es mir erklärt.«
    »So, wie ich es gerade Überraschung erklärt habe«, warf Mentia ein.
    Das Kind wandte sich an Gary. »Wie kommt es, daß du es mir nicht erklärt hast, Lärrer?«
    »Lehrer«, berichtigte Gary. »Ich war…« Da fing er Iris’ warne n den Blick auf. Er konnte dem Kind unmöglich erzählen, was er beinahe mit Hanna getrieben hätte. »Ich war gerade dabei, mich

Weitere Kostenlose Bücher