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Wasser-Speier

Wasser-Speier

Titel: Wasser-Speier Kostenlos Bücher Online Lesen
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einen Zauberanfall, wobei sie derart furchtbare Dinge heraufbeschwor, daß die anderen Kinder leide n schaftliche Pust- und Würgegeräusche von sich gaben.
    »Frisches Gemüse. Das ist mein Fluch«, sagte sie, während sie die anderen mit Kohlköpfen, Kürbis, Broccoli, Erbsen, Bohnen, süßen und sauren Kartoffeln, Rüben, Tomaten, Rote Beete, Sell e rie und anderen widerlichen Gewächsen bewarf. Schon bald ve r teilten sich Gemüsestücke im ganzen Wasser. Iris überlegte sich, daß diese Kinder wahrscheinlich noch nie im Leben soviel Spaß mit richtigem Gemüse gehabt haben dürften.
    Nach einer Weile waren die Truppe und ihre Kleidung richtig sauber, das Wasser dagegen häßlich und schmutzig geworden. Iris hängte die Kleider zum Trocknen ans Feuer, während sie sich selbst und die Kinder in Illusionsuniformen von trostlosem Oli v grün hüllte. In der Küche war es gerade warm genug, um noch gemütlich zu sein.
    Dann führte Iris die ganze Truppe zum Dämon Rum. »Wir sind bereit für die Arbeit«, verkündete sie.
    »Die habt ihr bereits erledigt«, erwiderte er.
    Iris und die Kinder reagierten überrascht. »Tatsächlich?«
    »Ihr habt die Suppe gemacht.«
    Das verstanden sie immer noch nicht. »Wir haben was?«
    »Da hinten im Kessel«, erklärte Rum. »Gemüsesuppe.«
    Iris blickte zu dem Kessel hinüber, unter dem das Feuer plötzlich emporzüngelte, um das Wasser zum Kochen zu bringen. » A ber … « , begann Iris und dachte daran, wie sie sich gerade erst den Schmutz vom Leib gewaschen hatten.
    »Würze«, erklärte Rum, als hätte er ihre Gedanken gelesen. »G e heime Zutaten.«
    Begreifend nickten die Kinder. Sie würden das Geheimnis wa h ren. Schon die bloße Vorstellung, nichtsahnende Leute dazu zu verführen, Gemüsebrühe zu verzehren, war urkomisch.
    Da sie ihre Arbeit erledigt hatten, stiegen sie die Holztreppe zum Dienstbotenquartier im ersten Stock hinauf. Dort fanden sie ein hübsches Zimmer vor, auf dessen Boden jede Menge Schlafkissen lagen. Natürlich begeisterten die Kinder sich sofort für eine heftige Kissenschlacht, und schon bald flogen die Federn. Iris, die von der Sorge abgelenkt war, wo sie sich befinden mochten und was sie in diesem geheimnisvollen Gebäude noch alles erwarten würde, b e merkte es erst zu spät. »Oh!« rief sie entsetzt. »Ihr habt ja sämtliche Kissen kaputtgemacht!«
    Dann hörten sie plötzlich Schritte draußen auf der Treppe. Iris schaffte es gerade noch, hastig eine Illusion zusammenzuzimmern, in der die Kissen noch genauso aussahen wie zuvor, als sich auch schon die Tür öffnete.
    Vor ihnen stand der Dämon Rum. In den Händen hielt er ihre gesamte Kleidung. »Die habt ihr vergessen«, sagte er. »Sie ist jetzt trocken.« Mit mildem Interesse musterte er die Gruppe.
    Zu spät begriff Iris, daß sie in ihrer Sorge um die Kissen verge s sen hatte, die Illusion ihrer Kleidung aufrechtzuhalten, und so standen sie nun allesamt splitternackt da. »Danke«, sagte sie, nahm das Bündel entgegen und hielt es wie einen Schild vor sich.
    »Eine Aufgabe gibt es noch für euch«, fuhr Rum fort. »Ihr müßt die Daunen entfernen, damit die Kissenbezüge gewaschen werden können.« Er blinzelte, als Iris ihre Kissenillusion fahrenließ. »Oh, das habt ihr also schon erledigt. Sehr gut!« Er sammelte die leeren Bezüge ein und brachte sie fort.
    Iris atmete auf. Wieviel unverschämtes Glück würden sie wohl noch haben?

15
Liebe
    »Und was ist dann passiert?« wollte Überraschung wissen.
    Die Frage riß Iris aus ihrer Träumerei. »Ach, das interessiert dich bestimmt nicht«, sagte sie, besorgt, sie könnte gegen die Erwac h senenverschwörung verstoßen. Zerstreut fiel ihr auf, daß der Zug schon wieder durch die Stadt Scharnier fuhr. Er mußte eine Schlaufe gefahren haben.
    »O doch!« widersprach Überraschung begeistert.
    Alle Kinder waren nur zu begierig darauf, sich an der Verschw ö rung vorbeizustehlen – was natürlich nicht statthaft war, sonst hätten die Erwachsenen ihre Macht über die Kinder verloren. Vie l leicht enthielt ihre Erinnerung aber auch gar nicht allzu viel verb o tenes Material, und falls doch, könnte sie sich immer noch mit einer unsichtbaren Ellipse daran vorbeilavieren. Schließlich saßen sie an Bord einer Gedankenbahn, die in die Vergangenheit reiste; da konnte es nicht ausbleiben, daß sie auch Erinnerungen e r forschten. »Also gut«, sagte sie mit matter Resigniertheit; denn tatsächlich handelte es sich um eine sehr interessante

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