Wasser-Speier
ster b lichen Frauen, während weibliche Dämonen sich daran erfreuen, sterbliche Männer zu verführen. Natürlich ist das für sie fast i m mer ein belangloses Spiel, da sie sich nur selten dauerhaft binden.«
»Aber Elster, du…«
»Ich mag zufälligerweise Damselln in Not«, antwortete die D ä monin. »Die führen manchmal ein sehr interessantes Leben.«
Iris war überrascht. Irgendwie hatte sie Elster immer für gegeben und selbstverständlich gehalten; es war ihr überhaupt nicht seltsam vorgekommen, eine Dämonin zur Zofe zu haben. »Dann hast du also auch schon anderen Damselln gedient?«
»Vielen«, bestätigte Elster. »Habe ich denn niemals Rose von Roogna erwähnt?«
»Nein, hast du nicht.«
»Gut. Das wäre auch nicht schicklich gewesen.«
Als sie mit dem Baden fertig war, stand Iris auf und stellte sich vor den lebensgroßen Spiegel. Sie sah entzückend aus. Sie kannte 999 Illusionen, jedenfalls so ungefähr, und so setzte sie Illusionen normalerweise ganz ähnlich ein, wie es Künstler mit ihren Paletten bei Regenbogenfarben taten, damit der Betrachter sich an einem Anblick erfreuen konnte, der dem eines großen Gemäldes an Schönheit nicht nachstand. Tatsächlich betrachtete sie sich selbst als Künstlerin der Illusion. Doch im Augenblick brauchte sie gar keine. Denn hier, im Bad, erblickte Iris sich selbst als jung, gesund und schlank, um jeden Mann zu entzücken.
»Venus aus dem Meer«, murmelte Elster anerkennend. »Eine richtige Schande, so was zu verhüllen.« Trotzdem produzierte sie ein wunderhübsches Paar Höschen und einen BH, dazu ein reic h verziertes Kleid.
Da wachte eins der Kinder auf. »Was hast du ihr angezogen?« fragte Überraschung.
»Unterwäsche«, erwiderte Elster schnell. »Und nun komm und nimm ein Bad.«
Das ernüchterte das Kind in Windeseile. Doch da hatte Überr a schung eine Idee. »Können wir noch mal eine Gemüseschlacht machen?«
» Bitte, heißt das«, erwiderte Elster streng.
»Bitte?« Nun erwachten auch die anderen Kinder.
»Versucht es doch statt dessen lieber mit einer Obstschlacht«, schlug Elster vor und produzierte zahlreiche Seifenriegel in Form von Zitronen, Trauben, Äpfeln, Kirschen und ähnlichem. Einer davon hatte sogar die Form einer kleinen Sprengananas: die Sorte, die sich genau wie eine richtige Ananas verhielt, nur harmloser.
Die Kinder musterten das ganze ein bißchen argwöhnisch, he g ten sie doch den Verdacht, daß diese Früchte wohl besser zum Saubermachen geeignet waren als zum Planschen. Da zauberte Elster ein Stück Seife in Gestalt einer riesigen Wassermelone he r vor, die einen fürchterlichen Platscher verursachen und alles übe r fluten würde, was sich inner- und außerhalb der Badewanne b e fand. Nun fiel die Entscheidung nicht mehr schwer: Die Kinder packten die kleinen Seifenstücke und rollten das große Stück vor sich her. »Wer zuletzt kommt, ist eine verfaulte Eierblume!«
»Ich passe schon auf die Kleinen auf«, erklärte Elster. »Du kannst jetzt Arte Menia aufsuchen.«
»Wen?«
»Den Hausherrn. Er ist gestern abend von einer langen G e schäftsreise zurückgekehrt und hat von eurer Anwesenheit erfa h ren; deshalb mußt du dich ihm nun vorstellen. Es wäre nicht m a nierlich, sonst länger in seinem Haus zu bleiben.«
Da hatte sie recht. Iris war gut erzogen und wußte, daß ein so l ches Fehlverhalten unverzeihlich gewesen wäre. »Wo ist er denn?«
»Unten im Foyer des Büros. Er muß noch einiges an Papierkram aufarbeiten.«
Also raffte Iris ihr elegantes, geborgtes Kleid und trippelte auf spitzen Zehen die Stufen zum Foyer des Büros hinunter. Dort fand sie einen stattlichen jungen Mann vor, der Papiere ordnete.
»Verzeihung«, sagte sie. »Ich bin die Zaub… Ich bin Iris.« Denn eine instinktive Vorsicht gemahnte sie, das Geheimnis ihrer Ident i tät lieber zu wahren. »Ich bin dein… Ich bin über Nacht gebli e ben.« Sie war sich nicht ganz sicher, ob sie als Gast oder als K ü chenmagd galt.
Der Mann erhob sich. Er hatte welliges braunes Haar und ein kleines Hinterteil. »Freut mich, dich kennenzulernen, Iris. Ich bin Arte, der Hausherr. Rum hat mir zwar schon erzählt, daß du schön seist, aber dabei hat er schamlos untertrieben.«
Iris errötete, denn im Augenblick verwendete sie gar keine Illus i on, weshalb das Kompliment also ihrem tatsächlichen Aussehen galt. So etwas war sehr selten. »Danke«, antwortete sie. »Rum war äußerst gütig. Die Kinder und ich sind im Sturm beinahe
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