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Wasser-Speier

Wasser-Speier

Titel: Wasser-Speier Kostenlos Bücher Online Lesen
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Erinnerung.
    »Kann ich wieder in deiner Erinnerung vorkommen?«
    »Aber das war doch lange, bevor du geliefert wurdest!« prote s tierte Iris.
    »Sicher, aber du hattest ja auch Kinder dabei. Deshalb habe ich mich ihnen angeschlossen. Ich verspreche, dir nicht mit irgendwe l cher Magie dazwischenzufunken.«
    Es hatte Zeiten gegeben, da hätte dieser Anachronismus Iris nachdenklich gemacht. Aber wenn sie jetzt, im körperlichen Alter von dreiundzwanzig, mit Überraschung Zusammensein konnte, warum nicht auch dann, als sie geistig dreiundzwanzig gewesen war? »Also gut«, wiederholte sie. Schließlich waren Erinnerungen ja i m mer dann am besten, wenn man sie mit jemandem teilte.
     
    Als Iris am nächsten Morgen erwachte, geschah dies mit einem Gefühl schrecklichen Verlustes. Sie wußte, daß sie wieder von i h rer verlorenen Liebe geträumt hatte, jener, der sie immer nur im Traum begegnet war. Mit einer Spur nachhaltigen Unbehagens flüsterte sie in ihr Kissen: »O große Macht, die du bist, wie lange muß ich diese Einsamkeit noch ertragen?« Doch wie immer bekam sie keine Antwort.
    Sie musterte die dahinschmelzende Kerzenuhr und stellte fest, daß es noch sehr früh war. Schnell schlüpfte sie unter ihrem wa r men, daunengefüllten Schlafkissen hervor und begann zu zittern, als ihre nackten Füße auf den Platten aus goldgeflecktem Sandstein und himmelblauem Türkis aufsetzten, die das königliche Schac h brettmuster des Bodens bildeten. Gestern war ihr gar nicht aufg e fallen, wie elegant dieses Zimmer tatsächlich war. Natürlich war der Boden auch zum größten Teil von den Daunen der Kisse n schlacht bedeckt gewesen, und danach hatten sie wieder nach u n ten gemußt, um in der Küche eine weitere Mahlzeit zuzubereiten, um erst nach Einbruch der Dunkelheit aufs Zimmer zurückzuke h ren. Deshalb war dies die erste richtige Gelegenheit, den Raum in allen Einzelheiten zu studieren. Iris war beeindruckt. Wem gehörte nur dieses prunkvolle Gebäude? Es konnte sich nicht weit vom Lager der Sklavenjäger befinden; denn wenn sie sich auch im G e witter verirrt hatten, waren sie doch nur eine vergleichsweise kurze Zeit gegangen. Aber Iris war sich auch sicher, daß sie in der ga n zen Umgebung nichts Vergleichbares zu Gesicht bekommen hatte.
    Erschöpft von der anstrengenden Arbeit an Kessel und Kissen, lagen die Kinder immer noch glücklich schlummernd zwischen den Decken. Die ganze Sache war auch für sie der wahre Segen – plötzlich wohlgenährt und versorgt zu sein, anstatt zusammeng e kauert in einer feuchten, dunklen Höhle ihr Dasein fristen zu mü s sen. Doch Iris besaß ein mißtrauisches Wesen, und so fragte sie sich, ob die Sache nicht einen Haken hatte.
    Leise begab sie sich zur Toilette, wo es wunderbare sanitäre A n lagen gab. Als sie die hübschen Baumwoll-Leinen-Vorhänge be i seite schob, welche die runde Badenische verdeckten, entfuhr ihr ein Ausruf des Entzückens. Da war ja ein dampfendes Bad – und schon für sie bereit!
    »Aber das kann doch gar nicht für mich gedacht sein!« hauchte sie und hoffte insgeheim sehnlichst, daß sie sich irren möge.
    »Natürlich kann es das, meine Liebe«, sagte Elster und erschien neben ihr. »Ich habe dir dein Lieblingsbad mit Zitronenstrauc h aroma zubereitet. Schließlich kann dir doch niemand zumuten, dich mit einem bloßen Gemüsebrühenbad zufriedenzugeben, o der?«
    »Dann warst du es also doch, die ich gestern an der Tür erblickt habe«, meinte Iris.
    »Natürlich war ich das, bis ich von einer jüngeren Erinnerung überlagert wurde«, bestätigte Elster und half ihr in das wunderbare Bad. »Manchmal frage ich mich wirklich, auf welche Abenteuer du dich auf deine alten Tage eigentlich noch einlassen willst…«
    Irgendwie klang das ganz vernünftig. »Aber was ist das hier für ein Ort?« wollte Iris wissen, während sie das duftende Wasser g e noß. »Warum behandelt man uns so gut?«
    »Das kann ich dir nur zum Teil beantworten«, erwiderte Elster. »Das Schlößchen gehört einem jungen Mann von edler Herkunft namens Arte Menia. Und ihr werdet deshalb gut behandelt, weil der Koch dich mag.«
    »Aber der Koch weiß ja auch nicht, daß ich eine Zauberin bin«, wandte Iris ein. »Außerdem ist er ein Dämon, also macht er sich nichts aus sterblichen Frauen.«
    »Da irrst du dich aber, meine Liebe«, widersprach Elster, wä h rend sie Iris den Rücken schrubbte. »Männliche Dämonen sind manchmal ganz schön fasziniert von illusionsverschönerten

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