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Wasser-Speier

Wasser-Speier

Titel: Wasser-Speier Kostenlos Bücher Online Lesen
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erfroren. Da hat er uns zu Essen gegeben, Unterkunft und Arbeit.«
    »Ja, er braucht jemanden, der ihm zur Hand geht«, meinte Arte. Seine Augen wiesen die unterschiedlichsten Grautöne auf. »Aber jetzt wirst du nicht mehr arbeiten müssen. Du bist offensichtlich eine feine Dame.« Er nahm ihre Hand in die seine, hob sie, küßte sie. Seine Hand und seine Lippen fühlten sich warm und fest an.
    Iris war so begeistert, daß sie beinahe in Ohnmacht gefallen w ä re. Was für ein edler Mann er doch war! Sie öffnete den Mund, um etwas Angemessenes zu erwidern, doch alles, was sie hervorbrac h te, war ein furchtbar peinliches Kichern.
    »Du mußt mit mir zusammen frühstücken«, entschied Arte und führte sie aus dem Arbeitszimmer zum Speisesaal. Dort hieß er sie mit einer ausladenden Geste, ihm gegenüber Platz zu nehmen, damit sie einander in die Augen blicken konnten.
    Da erschien Rum. »Was soll es heute morgen sein, Gebieter?« fragte der Dämon.
    »Für mich das Übliche und für die Dame etwas, das sich bemüht, ihrer würdig zu sein.«
    »Sehr wohl, Herr.« Rum verschwand.
    »Aber ich kann ruhig meine eigene…«, begann Iris.
    Arte legte seine feste auf ihre zittriges Hand. »Es würde mir nicht behagen, auch nur für einen Augenblick der exquisiten Freude deiner Gesellschaft entbehren zu müssen, nun, da ich dich ke n nengelernt habe.« Er lächelte, zeigte dabei seine ebenmäßigen we i ßen Zähne und ein halbes Grübchen. Völlig benommen, befürc h tete Iris schon, gleich dahinzuschmelzen, was wirklich äußerst peinlich gewesen wäre.
    Rum erschien mit zwei dampfenden Tellern. »Drachenspiegelei für dich, Gebieter, mit Stachelschweinspeck, und für die Dame eine Kernfrucht.« Er trug auf und verschwand wieder.
    Iris betrachtete die Mahlzeit. Sie hatte noch nie von jemandem gehört, der jeden Morgen Dracheneier zu frühstücken pflegte. Schließlich waren sie nicht ganz einfach zu beschaffen. Kein Zwe i fel allerdings, daß ein Drachenei als das männlichste aller mögl i chen Frühstücke galt. Und was ihre eigene Mahlzeit betraf – die sah auch sehr gut aus: eine Gruppe blütenähnlicher Kugeln aus schillernden Kreisen und Ellipsen, die um leuchtende Kugeln in ihrer Mitte kreisten. Iris war sich nur nicht sicher, wie sie das essen sollte.
    »Steck es einfach in den Mund«, empfahl Arte, als er ihre Zweifel bemerkte. Dann machte er sich über eine stachelige Speckschwarte her.
    Immer noch etwas argwöhnisch, nahm Iris eine der Kugeln auf und schob sie sich in den Mund. Und erstarrte – von dem Erlebnis wie betäubt. Denn kaum hatte sie probiert, als der Geschmack förmlich explodierte. Es war die betörendste, wunderbarste G e schmackserfahrung, die sie je kennengelernt hatte. Sie fühlte sich, als würde sie gerade auf exquisiten Düften sanft über ein Rose n feld schweben.
    Nach einer kurzen Ewigkeit (oder einem außerordentlich langen Augenblick) kehrte sie sanft in ein Annäherungsbild der Wirklic h keit zurück. »Oh«, hauchte sie verzückt. »Was ist denn das?«
    »Die Frucht einer Kernspaltungsanlage«, erklärte Arte. »Die A n lage detoniert, wenn man sie aus dem Boden nimmt, und der Fruchtgeschmack explodiert, wenn man sie verzehrt. Es gilt als Delikatesse, die einer Dame würdig ist, wenngleich ich einräume, daß sie einer Dame von solcher Schönheit und Anmut, wie du es bist, niemals wahrhaft gerecht werden kann.«
    »Aber das ist mit Abstand die leckerste Frucht, die ich je probiert habe!« warf sie ein. »Mir ist noch nie etwas begegnet, das ihr auch nur im entferntesten nahekäme.«
    »Dann hast du bisher unter deinem Stand gespeist.« Er nahm e i nen Happen von seinem Ei.
    Iris musterte den Rest ihres Tellers. Die Früchte waren von u n terschiedlicher Farbe: grün, blau, gelb, purpurn und polkagetupft. Sie hatte eine rote verzehrt – die, wie sich herausstellte, ein Rose n aroma gehabt hatte. Welche Überraschungen hatten die anderen Farben wohl noch für sie parat?
    Sie versuchte es mit einer gelben. Diesmal entführte die Explos i on sie in ein Reich aus Butterblumen, die bis zum Rand mit der lieblichsten, kremigsten Butter gefüllt waren, und duftenden Vani l lepflanzen und prickelnden Zitronendrops. Unbedarft hätte Iris schwören können, daß dies der leckerste Geschmack von ganz Xanth sei, hätte sie nicht soeben das Rosenaroma gekostet. Also gab sie es auf, Vergleiche anzustellen, und ließ sich einfach durch dieses kleine Stück Paradies treiben.
    Als Arte sein

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