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Wasser-Speier

Wasser-Speier

Titel: Wasser-Speier Kostenlos Bücher Online Lesen
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aufgedonne r te Vorderseite. »Hm, das ist aber interessant«, bemerkte er.
    Nun, das sollte es ja auch sein. »Gütiger Herr«, sagte sie wi m mernd. »Ich bin eine Damsell in Not, und diesen armen Waise n mädchen geht es nicht besser. Wirst du uns helfen?« Sie atmete tief ein, um ihre damsellhafte Not zu unterstreichen.
    »Warum nicht«, meinte er. »Ich bin der Ritter von der Wacht, der dieses Haus vor plündernden Drachen beschützen soll. Habt ihr irgend etwas mit irgendwelchen Drachen zu tun?«
    »Nicht, wenn wir es irgendwie vermeiden können, kühner Ri t tersmann«, erwiderte Iris unterwürfig.
    »So macht euch gefälligst nützlich«, erwiderte er sarkastisch. Dann machte er auf dem Absatz kehrt und schritt zu seinem wü r felbrettartigen Hof zurück.
    Iris zögerte nur einen Zweidrittelaugenblick. »Am nützlichsten können wir uns in der Küche machen«, teilte sie den Kindern mit. »Außerdem dürfte es dort etwas zu essen geben.« Also marschie r ten sie durch den Gang, dem Geruch frischgebackenen Brotes und gerinnender Molke entgegen. So kamen sie zu einem großen G e wölbe, an dessen Eingang ein Schild mit der Aufschrift TEUFELS KÜCHE hing. Das war zwar nicht gerade muteinflößend, doch was blieb ihnen anderes übrig, als einzutreten?
    Was sie auch taten. Drinnen stand ein riesiger Koch in weißer Uniform und einer Mütze, die wie ein in die Höhe geschossenes, riesiges Plundergebäck aussah. Er drehte sich zu ihnen um: »Fort mit euch, Lumpenpack!« sagte er. »Die Mahlzeit ist noch nicht fertig. Ich habe niemanden, der mir zur Hand geht.« Er hob seinen Arm und zeigte ihnen, daß seine Hand tatsächlich viel zu kurz war.
    »Aber wir sind doch gekommen, um zu helfen«, versetzte Ms. »Viele kleine Hände verkürzen die Arbeit.«
    »In diesem Zustand?« wollte er wissen und starrte sie dabei an. Iris merkte, daß ihr die Illusion entglitten war, so daß sie kein ü p piges Wesen mit tiefem Ausschnitt mehr war und die Kinder auch nicht mehr wie engelgleiche Geschöpfe aussahen, sondern wie ziemlich durchgefrorene, verschmierte Lumpengesellen. »Begebt euch gefälligst in die Badewanne und macht euch erst einmal sa u ber.« Er wies auf einen monströsen Kessel auf dem Feuer. »Ich bin der Dämon Rum; meldet euch wieder bei mir, wenn ihr fertig seid.«
    Iris musterte den Kessel. Der war groß genug, daß sie allesamt auf einmal darin Platz gefunden hätten. Ein furchtbarer Gedanke stieg in ihr auf. Hastig unterdrückte sie ihn. »Danke«, antwortete sie und zupfte in aller Ruhe ihren Ausschnitt.
    Er blickte genauer hin, was nicht weiter überraschend war; jeder Mann, der bei dieser besonderen Illusion nicht genauer hingesehen hätte, mußte blind sein. »Und eßt gefälligst etwas«, meinte er. »Ihr seht ja halb verhungert aus.« Das war wirklich eine äußerst schar f sinnige Beobachtung!
    »Danke«, erwiderte Iris, ließ den Ausschnitt noch eine Spur wachsen und beugte sich ein Stück vor. »Aber was sollen wir denn essen?«
    »Von mir aus meinen Hut«, antwortete er und warf ihr das übe r dimensionierte Gebäck zu. Iris fing es auf und stellte fest, daß es ein einziges, festes Stück voller verschiedenster Beeren war; dazw i schen war dampfender, üppiger Teig. Das ganze Teilchen war groß genug, um sie alle satt zu bekommen.
    Iris brach die Mütze in viele köstliche Stücke und verteilte sie. Die Kinder schlangen sie hastig herunter, und auch Iris aß wie ein Wolf, wobei sie allerdings eine etwas damenhaftere Illusion vo r hielt. So schlugen sie sich alle furchtbar den Bauch mit frischem Teig und gekochten Beeren voll. Doch es war ja auch die richtige Zeit dafür, zumal gleich ein ordentliches Bad folgen sollte.
    Der riesige Kessel war ungefähr zur Hälfte mit warmem Wasser gefüllt. Das würde genügen. Iris ließ eine unauffällige Illusion s wand entstehen, hinter der die Kinder sich auszogen. Dann hob sie sie einzeln in den Kessel und ließ sie sich einander abschru b ben. Nachdem das letzte Kind im Kessel war, stellte Iris sich selbst hinter den Schutzschirm, zog ihre Kleider aus, ließ einen illusion ä ren Badeanzug entstehen und warf sämtliche Kleidungsstücke in den Kessel, um sie zu schrubben, wobei sie ihnen und den Ki n dern Gesellschaft leistete, die sich mit einer Wasserschlacht ve r gnügten, in deren Verlauf sie mehr oder weniger ungewollt sauber wurden. So ließ Iris sie gewähren, wobei sie das Geschehen mit der Illusion wabernden Dampfs verhüllte.
    Überraschung bekam

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