Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Wasser-Speier

Wasser-Speier

Titel: Wasser-Speier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren:
Vom Netzwerk:
geb’s auf! Das ist ja noch schlimmer als der Wahnsinn.«
    »Da bin ich mir nicht so sicher«, versetzte Mentia mit sachlicher Stimme. »Wasserspeier verstehen etwas von Steinen, wie sie auch etwas von Wasser verstehen, und Gary spricht wie jemand, der durchaus weiß, wovon er redet. Gary, wie liest du die Steine denn überhaupt?«
    »Ich schaue sie mir genau an und verändere meine Augenste l lung, bis ich die Bilder hinter der Oberfläche sehen kann. Die de u te ich dann auf, und…« Plötzlich hielt er inne. »O je! Ich bin mir gar nicht sicher, daß ich das in diesem Menschenkörper überhaupt tun kann! Ständig vergesse ich, wie beschränkt der ist.«
    »Und welche Möglichkeiten er hat«, brummte Iris von der Seite.
    »Du mußt eben den Versuch wagen«, sagte Mentia ernst. »Erst dann können wir genau wissen, ob es funktioniert oder nicht.«
    »Aber wenn ich keinen guten Stein zur Verfügung habe, werde ich auch nichts Nützliches in Erfahrung bringen«, wandte Gary ein.
    »Um deine Fähigkeit zu prüfen, brauchst du keine nützlichen I n formationen. Wenn du erst einmal festgestellt hast, daß du in di e ser Menschengestalt tatsächlich Gestein lesen kannst, machen wir uns auch auf die Suche nach dem gebildetsten Stein auf der ganzen Erde.«
    »Ja, das ist gut!« stimmte Gary ihr zu. »Du bist wirklich beme r kenswert vernünftig geworden, Mentia.«
    Sie schnitt eine Grimasse. »Bestimmt nicht freiwillig, Wasserspe i er. Wenn wir diese Mission erst mal hinter uns gebracht haben, können wir endlich diesen Wahnsinn abschütteln, und dann kann ich wieder normal werden.«
    »Du bist doch eine Dämonin«, warf Hiatus ein. »Warum hast du dich da nicht schon längst verdrückt?«
    Die Grimasse löste sich von Mentias Gesicht und ließ es ohne Mund zurück. Trotzdem hatte sie keine Schwierigkeiten beim Sprechen. »Weil der Wahnsinn auch meine natürliche Verantwo r tungslosigkeit umgekehrt hat. Es wäre nicht anständig, euch in dieser Stunde der Not im Stich zu lassen, deshalb tue ich es auch nicht. Ich darf euch versichern, daß mir diese Grundeinstellung fast ebenso großes Unbehagen bereitet wie das gute Gewissen, das meine bessere Hälfte sich zugelegt hat. Da hätte ich ebensogut bei ihr bleiben können.«
    »Für einen Dämon ist ein Gewissen dasselbe wie Wahnsinn«, bestätigte Gary. »Aber ich muß schon sagen, daß du mir in diesem Zustand besser gefällst und daß ich froh über deine Anwesenheit bin.«
    »Dabei gibt sie sich nicht einmal die geringste Mühe, verführ e risch zu sein!« versetzte Iris verärgert.
    »Ganz genau«, bekräftigte Gary.
    »Was für ein Ärgernis!«
    »Ärgernis!« wiederholte Überraschung und schielte. Sie hatte eine Handvoll hübscher bunter Kieselsteine entdeckt. Jetzt schwebten sie in die Höhe und bildeten ein Muster in der Luft.
    »Aber das ist doch kein Ärgernis«, wandte Iris ein. »Das sind nur hübsche Steine.«
    »Das ist ja da Wesen des Ärgernisses«, meinte Mentia. »Überr a schung hat dasselbe Leiden wie ich. Sie wird verantwortungsb e wußter. Leih dir doch mal einen von diesen kleinen Steinen aus, um deine Fähigkeit auf die Probe zu stellen, Gary.«
    »Den hier«, sagte Überraschung. Ein Granitsplitter in Gestalt e i nes Lächelgesichts löste sich von der Gruppe und sprang ihm in die Hand. »Der gefällt mir.«
    Also hielt Gary den Stein fest und konzentrierte sich darauf, suchte nach der Botschaft in seinem Innern. Seine Menschenaugen verloren ihren Scharfblick, um ihn auf völlig andre Weise wiede r herzustellen. Er las die Muster auf der Oberfläche des Steins und beschwor seine Bilder herauf.
    »Vielleicht geht es besser, wenn du die Augen schräg stellst«, schlug Überraschung vor.
    »Hier sind nichts als jüngere Ereignisse verzeichnet«, erklärte G a ry. »Weil dies ein Splitter aus einem größeren Stück ist, und weil er vorher, bevor er abgeschlagen wurde, nur den restlichen Stein um sich herum geschaut hat. Als er zu Boden fiel, erblickte er wac h sende Pflanzen und jagende Käfer sowie den Umriß der Säule, von der er sich gelöst hatte. Nichts, was von Interesse für uns wäre.«
    »Aber lesen kannst du ihn tatsächlich!« erklärte Mentia. »Und das ist durchaus von Interesse für uns!«
    »He, stimmt ja«, bestätigte Gary verblüfft. »Genauso ist es.«
    »Also müssen wir jetzt irgendeinen Stein finden, der etwas von Bedeutung mitangesehen hat. Einen, der den Schleier der Zeit durchschauen kann.«
    »Ja. Aber es gilt, eine ziemlich

Weitere Kostenlose Bücher