Wasser-Speier
dieselbe zu ve r decken. Jetzt brauchte er nicht ständig seinen Blick zu den Illusi o nen zu heben, um die Fehler zu berichtigen, sondern konnte sich voll und ganz auf den Stein konzentrieren, konnte ganz allgemein schildern, was er dort sah, während es um die anderen herum in den allermeisten Einzelheiten entstand. Manchmal erschien auch ein winziges Illusionsbild von Iris selbst, die mal auf den einen, mal auf den anderen Abschnitt einer Szene zeigte, damit Gary ihr entsprechende Anweisungen geben konnte. So entwickelten sie sich nach und nach zu einer immer schlagkräftigeren Mannschaft. Gary hatte Iris ursprünglich nicht sonderlich gemocht, doch inzw i schen war sie in seiner Wertschätzung gestiegen. Sie konnte wir k lich sehr saubere Arbeit leisten, wenn sie sich nur anstrengte.
Schließlich hob Gary den Blick und löste sich aus seiner träum e rischen Betrachtung des Steins – doch das Illusionsbild blieb in sämtlichen Einzelheiten erhalten. »Das ist sehr gut«, sagte er. »Wenn wir den richtigen Stein gefunden haben, können wir die ganze Geschichte selbst wiederherstellen.«
Iris lächelte. »Ja, das können wir wohl. Du hast wirklich eine b e merkenswerte Gabe, das Geheimnis des Gesteins zu ergründen.«
Gary machte die Entdeckung, daß seine stumme Abneigung g e gen Iris zu verblassen begann. Sie hatte zwar ihre Umgebung in Illusion gehüllt, an ihrem eigenen Aussehen aber nichts verändert. So sah Gary eine gutgebaute, jugendlich-reife Menschenfrau vor sich und begann langsam zu ahnen, welchen Reiz dies doch au s üben konnte.
Da erschien D. Mentia. »Ich glaube, wir haben einen guten Stein gefunden«, verkündete sie. »Er befindet sich hoch genug, um die gesamte Ebene zu überblicken, jedenfalls alles, was sich innerhalb des Hügelkreises befindet. Die anderen bauen schon an einem Gerüst, damit ihr hinaufsteigen und ihn lesen könnt.«
»Haben sie denn genug totes Holz dafür gefunden?« wollte Iris wissen, während sie sich in Bewegung setzten.
»Nein. Überraschung hat die Holzstücke geschaffen, dazu N y lonseil zum Verzurren. Es scheint, daß Hiatus weiß, wie man so etwas konstruiert.«
»Was ist denn Nylon?« wollte Gary wissen.
»Das ist ein Stoff, der aus den Strümpfen von Nymphen gewo n nen wird«, erklärte Mentia. »Deren Strümpfe sind ja etwas Beso n deres. Deshalb haben sie auch so schöne Beine und können so gut laufen.« Während sie sprach, verwandelte sie sich selbst in eine Nymphe mit schlanken Beinen. »Manchmal haben die Strümpfe sogar die Masche, für sich allein zu laufen, aber das hat niemand gern. Laufmaschen mag wirklich keiner. Jedenfalls werden die Strümpfe so fest miteinander verdreht, daß sie ein kräftiges Seil ergeben, so lang und so fest, wie man es nur haben will. Soviel ich weiß, bilden die Strümpfe eine einzige zähe, feste Masse, sofern man sie fest genug zusammenpreßt. Und das alles entspringt der Magie, die eigentlich für Nymphenbeine gedacht war.«
»Wirklich erstaunlich. Wie fängt man denn die Nymphen, um i h nen die Strümpfe wegzunehmen?«
»Das weiß ich nicht so genau. Es muß ziemlich schwierig sein; denn normalerweise verstehen sie sich darauf, zwar ganz dicht heranzutänzeln, aber immer gerade außerhalb der Reichweite der Männer zu bleiben, die sie verfolgen. Nur Faune fangen regelm ä ßig Nymphen ein; aber das liegt daran, daß Faune zur selben Art gehören und außerdem Ziegenfüße haben, die sie schneller m a chen. Außerdem versuchen die Nymphen gar nicht ernsthaft, den Faunen zu entkommen. Vielleicht besticht ja jemand die Faune, um an die Strümpfe heranzukommen.«
»Ein solches Paar Strümpfe könnte ich auch gebrauchen«, b e merkte Iris. »Dann müßte ich meine Beine nicht mehr mit Illusion behandeln, wenn ich wieder älter werde. Gibt es auch irgendwas Vergleichbares für die oberen Körperbereiche?«
Doch sie bekam keine Antwort mehr, weil sie im selben Auge n blick ans Ziel gelangten. Hier war der größte aller stehenden Steine überhaupt. Trotz seines Scharniers ragte er hoch in den Himmel. Inzwischen war er von einem Gerüst eingekleidet worden. Dazu gab es eine hölzerne Leiter, damit Gary die Holzplattform beste i gen konnte, die sich spiralförmig um den Stein nach oben wand. Die beiden hatten ganze Arbeit geleistet!
»Dann sag es ihnen auch«, murmelte Mentia.
»Woher weißt du, was ich gerade denke?« wollte Gary wissen.
»Gesunder Menschenverstand – etwas, von dem ich im Auge n blick viel zuviel
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