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Wasser-Speier

Wasser-Speier

Titel: Wasser-Speier Kostenlos Bücher Online Lesen
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»Trotzdem, es sieht g e nauso aus. Ein Scharnier aus Stein, das die beiden Steine miteina n der verbindet.«
    »Warum sollte man einen Stein mit einem Scharnier versehen?« wollte Hiatus wissen. »Um auch nur einen dieser Steine zu heben, würde man einen Riesen oder zwei Oger brauchen. Schließlich ist jeder einzelne schon so groß wie ein kleines Gebäude.«
    »Und weder Riesen noch Oger betätigen sich als Baumeister«, ergänzte Mentia. »Das tun in der Regel nur Menschen und Term i ten, wobei Termiten für gewöhnlich nicht in Stein arbeiten.«
    Gary ging die Sache im Geiste durch. »Wasserspeier arbeiten auch nicht in Stein«, warf er ein, »aber wir haben eine Vorliebe dafür. Ich würde sagen, das hier stellt die Stütze eines komplizie r ten Gebäudes dar. Ein Stein ist tief in den Boden eingelassen, wä h rend der andere oben auf der Oberfläche ruht; den könnte man in die Waagerechte heben und mit dieser weiteren Steinsäule hier verbinden.« Er legte die Hand auf eine Säule, die in der Nähe stand. »Mit anderen Steinen könnte man dann ähnlich verfahren, um auf diese Weise ein festes Dach für das Gebäude zu erhalten. Wie ich sehe, stehen überall an den richtigen Stellen Säulen he r um.«
    »Das siehst du?« fragte Hiatus. »Ich kann nichts anderes erke n nen als Haufen aus zerbrochenem Gestein.«
    »Sie sind zwar zerbrochen, bilden aber zusammen ein Muster. Schau mal, hier ist noch eine Scharniersäule. Und dort hinten ist eine, deren Steinscharnier abgebrochen ist. Diese Stadt mag zwar von Zeit und Wetter zerstört worden sein, aber früher bestand sie mal aus wunderschönen Bauten.«
    Die anderen schüttelten den Kopf, weil sie es nicht erkennen konnten. Doch für Gary war alles deutlich genug. Er wünschte sich, er wäre in der Lage, den Gefährten seine Vision des Steins zu zeigen. Aber die anderen waren eben keine Wasserspeier.
    Sie durchstreiften die Ruinen, ohne irgend etwas Besonderes zu entdecken. Selbst wenn hier vormals Größe geherrscht haben mochte, war sie inzwischen in Vergessenheit geraten – und zwar schon lange, bevor der Wahnsinn sie überlagert hatte. Außerdem war weit und breit kein Philter zu finden. Sie suchten den ganzen Tag danach, doch alles, was sie erreichten, waren noch tiefere E r schöpfung und noch größere Niedergeschlagenheit. Selbst Überr a schung wirkte gelangweilt und passiv.
    In der Mitte der Ebene befand sich ein schlammiger Teich. Er war überwuchert von übellaunigen Schimpfkräutern, die jeden anzischten, der versuchte, etwas Wasser zu schöpfen; doch Hiatus ließ ihnen einige wahrhaft abscheuliche Auswüchse angedeihen, bis sie verstummten. Als Lagerplatz für die Nacht war der Ort so gut wie jeder andere in dieser Gegend.
    Diesmal versuchte Iris nicht, Gary zu behelligen – zu seiner gr o ßen Erleichterung! Zwar versuchte sie, Hiatus ein wenig abzule n ken, doch dem stand der Sinn allen nach Desiree. Schließlich schuf Iris sich einen hübschen Pavillon aus Illusion und zog sich z u sammen mit Überraschung zurück, die darin ihren eigenen, klein e ren Pavillon entstehen ließ.
    Gary lag auf seinem Menschenrücken und blickte zu den Sternen empor. Er kannte die Sternbilder gut; schließlich hatte er sie im Laufe der Jahrhunderte oft genug betrachten können. Doch heute nacht stimmte irgend etwas nicht. Gary konnte keines der Ster n bilder wiedererkennen. Statt dessen erblickte er einen Meermann, der durch ein Feld grasender Mäuse schwamm. Der Meermann bemerkte, wie Gary ihn beobachtete, und rief ihm lautlos zu: WAS GAFFST DU ZU UNS HOCH, WASSERSPEIER?
    »Wo sind denn die normalen Sternbilder?« wollte Gary wissen.
    » Wir sind die normalen Sternbilder«, erwiderte der Meermann zornig.
    »Aber nicht dort, wo ich herkomme.«
    »Du bist auch nicht dort, wo du herkommst, Steinherz.«
    Und sowohl Meermann als auch Mäuse funkelten ihn böse an. »Du kommst von der langweiligen Seite des Schleiers.«
    Gary dachte darüber nach und gelangte zu dem Schluß, daß es stimmte. »Dies hier ist das Gebiet des Wahnsinns. Da kann es nicht verwundern, wenn es sich um Wahnsinnssternbilder ha n delt.«
    »Das hast du richtig begriffen, Menschenrumpf.«
    »Wie lange bist du denn schon da, Fischschwanz?« zahlte Gary es ihm mit gleicher Münze heim.
    Der Meermann beruhigte sich ein winziges bißchen. Vielleicht war es schon eine ganze Weile her, seit irgend jemand ihn ernst genommen hatte. »Solange, wie der Wahnsinn vorherrscht.«
    »Dann mußt du diese Ruinen ja

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