Wassergeld
wie ich bereits deutlich gemacht habe, nur alte Zeitungen. Das muss aber niemand wissen, ist das klar? Wie sollten wir auch 50 Millionen Euro in 500er- Scheinen so schnell auftreiben? Es gibt rheinland-pfälzische Wirtschaftsminister, die monatelang vergeblich versucht haben, an so viel Geld ranzukommen.«
Nachdem die beiden verschwunden waren, schaute ich mir das liegen gebliebene Menü an. Bier, selbst ein Pils, kam jetzt wirklich nicht infrage und durch die herrschenden Temperaturen war das Steak inzwischen genauso kalt wie die Flasche. Dummerweise hatte KPD vergessen zu bezahlen, was ich notgedrungen für ihn übernahm.
Das Gelände der Wasserschutzpolizei war durch einen Sicherheitsdienst abgesperrt. Ich wunderte mich, dass man dafür keine Beamten der Schutzpolizei eingeteilt hatte, aber vielleicht gehörte das zu KPDs Plan. Ich zeigte flüchtig meinen Ausweis und wurde ohne weitere Fragen oder Kontrollen zum Helikopter durchgelassen. Nebenan stand ein Geldtransporter des privaten Sicherheitsdienstes.
Conrad Bienenfels kam auf mich zugelaufen. »Wir haben gerade den ersten kurzen Testflug hinter uns. Es lief alles glatt, trotz der schweren Kiste. Fünf Leute haben sie unter den Hubschrauber wuchten müssen.«
Die silberne Metallkiste hatte die Ausmaße einer Gefriertruhe und war mit breiten Gurten unter dem Hubschrauber an einem überdimensionalen Karabinerhaken befestigt.
»Das viele Geld«, sinnierte Bienenfels, »insgesamt 112 Kilogramm bestehend aus 500-Euroscheinen. Vielleicht sollte ich es riskieren. Haben Sie nicht Lust, ebenfalls auszuwandern, Herr Palzki?«
»Nein danke, Geld allein macht nicht glücklich. Was sind das eigentlich für Gummibänder, die um den Behälter gestrafft sind?«
»Das wurde bereits so angeliefert. Die Kiste ist zugeschweißt, damit sie sich in der Luft nicht versehentlich öffnet. Sonst hätten wir in der Vorderpfalz unser eigenes Konjunkturprogramm, wenn es auf einmal 100.000 Geldscheine regnen würde. Die verklebten Gummibänder sorgen dafür, dass der Kasten wasserdicht ist. Die Geldbündel selbst sind außerdem aus Platzgründen plastik-vakuumverschweißt. Es sieht zwar im Moment nicht nach Regen aus, aber man weiß ja nie, was sich da oben zusammenbraut.« Er schaute auf seine Uhr. »In einer Stunde geht es los. Sind Sie sehr nervös?«
»Nein, nicht die Spur«, log ich. »Unser Chef hat einen todsicheren Plan. Aber sagen Sie mal, haben wir heute mit vielen Luftlöchern zu rechnen?«
»Luftlöcher? Ich bitte Sie. Dafür fliegen wir viel zu langsam. Ein paar kleine Turbulenzen kann es schon mal geben, aber das ist nicht der Rede wert. Wird Ihnen beim Fliegen schlecht?«
Ich wiegelte lautstark ab. »Nein, mir doch nicht. Mich hat das nur so allgemein interessiert.«
»Glück gehabt. Im Sommer hatte ich einen dabei, der hat mir das ganze Cockpit vollgekotzt. Aber so etwas passiert nur Warmduschern.«
Die nächste Stunde verbrachte ich Kaffee trinkend bei Herrn Strommeier. Er wusste noch einiges über den Rhein und seine Deiche zu berichten. Es war alles hochinteressant, zumal es mich ein wenig von dem unmittelbar bevorstehenden Hubschrauberflug ablenkte.
Mit wackligen Knien, aber ohne mir etwas anmerken zu lassen, stieg ich zum verabredeten Zeitpunkt zu Herrn Bienenfels in das noch bodenständige Fluggerät. Das Tageslicht würde sich nicht mehr lange halten und ein kühler Wind zog auf. Zum Glück hatte es seit heute Morgen nicht mehr geregnet.
Schliefensang, Strommeier und weitere Beamte der Wasserschutzpolizei schauten zu, als Bienenfels den Helikopter einschaltete. Vorher hatte er mir noch gezeigt, wie ich mit dem Funkgerät umzugehen hatte.
»Unsere Position wird automatisch im Fünfsekundenrhythmus gefunkt, damit brauchen Sie sich nicht zu befassen. Sobald bei uns auf dem eingestellten Kanal eine Anweisung reinkommt, drücken Sie bitte auf diesen blauen Knopf und geben die Information über das Mikrofon an Ihrem Headset an Ihre Kollegen weiter. Das ist deshalb notwendig, weil wir nicht wissen, woher das Signal der Erpresser kommt und wie stark es sein wird. Daher könnte es passieren, dass Ihre Kollegen nichts mitbekommen würden. Ihr Vorgesetzter, Herr Diefenbach, fährt zweigleisig. Zum einen lässt er uns verfolgen, um die Geldübergabe zu vereiteln, zum anderen versucht ein kleines Spezialistenteam den Sender zu orten. Also denken Sie daran: Immer schön den blauen Knopf drücken, wenn Sie etwas durchgeben wollen. Das gilt auch für andere
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