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Wassergeld

Wassergeld

Titel: Wassergeld Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gmeiner-Verlag
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könnte ich in meiner Buchführung nachschauen, was wir alles befördert haben. Dazu brauche ich von Ihnen aber einen richterlichen Beschluss. Manche Güter sind heikle Geschäftsgeheimnisse, deren Namen oder Zusammensetzung nicht in falsche Hände geraten dürfen. Wenn bei mir etwas durchsickert, kann ich meinen Laden sofort zumachen. Die Vertragsstrafen sind drakonisch.«
    »Kein Problem, den Beschluss werden Sie bekommen. Sie können mit der Liste gerne bereits anfangen, meine Kollegin und ich werden jetzt rüber zur Halle gehen. Falls unser Vorgesetzter bei Ihnen anrufen sollte: Wir haben alles im Griff, der Geschäftsführer ist momentan der Verdächtige Nummer eins.«
    Lindes Körper verdrehte sich so merkwürdig, als würde sein Skelett ein Eigenleben besitzen und mit dem Rest des Körpers in Konkurrenz stehen. Mit offenem Mund versuchte er, sich selbst in den Griff zu bekommen, doch bis dahin waren wir aus seinem Büro verschwunden.
    Die große Halle stand weit offen. Die erste Person, der wir über den Weg liefen, war ausgerechnet Staatsanwalt Borgia.
    Provozierend, wie es sein Lebensinhalt zu sein schien, schaute er auf seine Armbanduhr und begann, ebenfalls nicht ungewohnt, ohne Begrüßung zu meckern: »Ich muss unbedingt einmal mit Ihrem Vorgesetzten sprechen, Herr Palzki. Bis Sie an einem Tatort auftauchen, ist der Täter bereits an Altersschwäche gestorben.« Er erkannte Jutta und ergänzte vorwurfsvoll: »Frau Wagner, nehmen Sie doch bitte in Zukunft positiv Einfluss auf Ihren Kollegen. Ich kenne keine zweite Dienststelle, in der solch ein Lotterleben herrscht.«
    Er kam nun einen Schritt näher auf mich zu. Im gleichen Moment zog er seinen Kopf zur Seite, während er deutlich hörbar seine gesamte Atemluft ausstieß. »Das gibt’s ja nicht, jetzt riechen Sie sogar nach Alkohol. Ihre Fahne stinkt rekordverdächtig. Gleich nachher werde ich Herrn Diefenbach konsultieren.«
    Ich versuchte, die Situation zu entspannen. »Das riecht nur nach meinem Erkältungsmittel.« Doch Borgia hatte sich bereits anderen Dingen zugewandt.
    Die Halle wirkte von innen beträchtlich größer als von außen. Beide Längsseiten waren mit gigantischen Schwerlastregalen bestückt, auf denen alles Mögliche lag. Einige Teile sahen aus wie Motorteile, den großen Rest konnte ich nicht zuordnen. Am hinteren Ende der Halle befand sich ein durch Mauerwerk abgetrennter Bereich, zu dem mehrere Türen führten. Der große Mittelteil der Halle war leer. Zwei Gabelstapler parkten an der Seite und unter der Decke war ein Lastkran montiert, der auf einem Schienensystem entlanglaufen konnte. Vor einem Regal lag ein weißes Laken auf dem Boden, durch das sich deutlich menschliche Extremitäten abbildeten. Die Spurensicherer waren noch unermüdlich am Werk. Es waren alles Schifferstadter Kollegen. Zu allem Überfluss entdeckte ich in diesem Moment Dr. Metzger, der sich lachend mit einem der Beamten unterhielt. Als er mich erkannte, brach er das Gespräch ab und drehte sich mit seinem schmutzgrauen Kittel grimmig dreinblickend zu mir, während sein Mundwinkel heftig zuckte. »Da sind Sie ja endlich, Herr Palzki. Herr Borgia hat schon vor einer Stunde gemeint, dass Sie jeden Moment hier sein werden. Ich habe schließlich noch andere Dinge zu tun, auch sonntags ist mein Terminkalender voll. Gerade vorhin habe ich ein paar walnussgroße Hämorrhoiden verödet.« Angewidert drehte er sich von mir weg. Anscheinend hatte ich zu stark ausgeatmet. Ich musste dringend Jutta fragen, ob sie vielleicht einen Kaugummi für mich hat.
    »Aha«, sagte er, ohne seine Feststellung näher zu begründen. »So ist das also. Na ja, meinetwegen, jeder wie er will. Machen wir’s kurz: Der Tote heißt Ben Kocinsky und ist Schiffsführer des Frachters Walburga.« Er zog seine obligatorische Banane aus dem Kittel und entfernte die Schale von der deutlich angematschten Frucht.
    Walburga? Den Namen hatte ich erst kürzlich gehört. Auch Jutta schien aufgehorcht zu haben und im gleichen Moment fiel es mir wieder ein.
    »Der Tote ist verheiratet, seine Frau weiß bis jetzt nicht Bescheid. Borgia meinte, Sie würden den Job gerne übernehmen.«
    »Ja ja«, winkte ich ab. »Sagen Sie mir lieber etwas zur Todesursache.«
    »So wie es aussieht, wurde er mit einer Eisenstange niedergestreckt. Seine Schädeldecke ist im Stirnbereich aufgeplatzt. Ein paar Meter entfernt lag die vermeintliche blutverschmierte Tatwaffe auf dem Boden, sie ist inzwischen sichergestellt. Der

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