Wassergeld
mein Glück und warf eine Münze in den Geldeinwurf. Es kam, wie es kommen musste: Mein Druck auf die Cola-Taste war gleichbedeutend mit dem Erhalt einer Diätlimonade. Ich war nahe dran, dem Automaten meine aufgestaute Aggression zu demonstrieren. Erst ein lachender Jürgen, der gerade den Raum betrat, brachte mich davon ab.
»Was gibt’s da zu lachen?«, blökte ich meinen Jungkollegen an.
»Lass mich raten, Reiner, du wolltest eine Cola trinken, stimmt’s?«
Ich nickte.
»Dazu hättest du die Taste für die Diätlimonade drücken müssen. Dann hättest du deine Cola bekommen.«
Nach einem ratlosen Blick erklärte er mir: »Der neue Hausmeister, der zuständig fürs Auffüllen des Automaten ist, hat zum Spaß die Inhalte der Fächer vertauscht, das ist das ganze Geheimnis.«
Wütend ließ ich die Diätlimonade auf dem Automaten stehen und ging zu Jutta.
»Da bist du ja endlich! Habt ihr euch auf dem Rückweg von Bad Dürkheim verfahren?«, begrüßte sie mich. »Wo hast du unseren Casanova gelassen?«
»Der kommt gleich nach, der hat zu viel Kaffee getrunken.«
»Damit du gleich Bescheid weißt, die Krisensitzung ist vorverlegt worden, wir haben nur noch ein paar Minuten –«
Die Tür ging auf und Gerhard trat ein.
Jutta wiederholte ihren letzten Satz und vervollständigte ihn: »Ich habe vorab eine Information für euch. KPD hat den Studenten Dietmar Becker in meinem Beisein als informellen Mitarbeiter beauftragt, die Immobiliengeschichte von Johanna Kocinsky und Hieronymus Windler undercover zu untersuchen. Unser lieber Chef sagte wortwörtlich, er habe zurzeit leider keine geeigneten Beamten für solch eine diffizile Aufgabe.«
»Das kostet ihn den Kragen.«
»Wen meinst du? Becker oder KPD?«
»KPD natürlich. Der kann doch nicht einfach einen Zivilisten in die Polizeiarbeit einschleusen! Die Zeiten der Hilfssheriffs sind längst vorbei.«
»Ich denke, das fällt bei unserem Chef unter das Resort ›Pressearbeit‹«, meldete sich Gerhard zu Wort.
»Hast du noch weitere Hiobsbotschaften?«
Jutta schüttelte ihre Mähne. »Wir gehen am besten gleich rüber in die Höhle des Löwen und sichern uns einen guten Platz.«
Auf dem Weg zu KPDs Büro stieß Jürgen zu uns. Unser Dienststellenleiter war in seinem Element. Diefenbach stellte uns den bereits anwesenden Leiter der Wasserschutzpolizei, Herrn Strommeier, und seinen Kollegen, Herrn Schliefensang, vor, so als hätten Gerhard und ich die beiden noch nie gesehen.
»Es freut mich sehr, die Kollegen von der Wasserseite mit im Boot zu haben.« Er stutzte, dann lachte er über sein unbeabsichtigtes Wortspiel. »Mit Spezialisten sind wir an dieser Dienststelle bekanntermaßen schlecht besetzt. Gerade bei schwierigen Fällen sind meine Mitarbeiter schnell überfordert.«
Unsere protestierenden Blicke übersah er.
»Seit ich hier in Schifferstadt Dienststellenleiter bin, liegt die Aufklärungsquote der Kapitalverbrechen bei 100 Prozent. Das muss mir erst einmal jemand nachmachen. Ich sage immer: Ein Chef muss alle Fäden in der Hand halten und seine Untergebenen zur richtigen Zeit an den richtigen Ort lotsen. Nur mittels meines Organisationstalents und Wissens kann man diese Dienststelle zum Wohl der Mitarbeiter und der Allgemeinheit führen. Lassen Sie uns jetzt mit der Krisensitzung beginnen.«
Während seiner Einführungsrede kamen zwei leitende Feuerwehrbeamte und vier weitere mir unbekannte Personen in den Raum. KPD schien sie zu kennen und bedeutete ihnen mit der Hand, Platz zu nehmen. Das Vorstellen ersparte er sich dieses Mal.
Der Besprechungstisch war um einen Beistelltisch ergänzt worden. Nicht etwa, um mitgebrachte Unterlagen ausbreiten zu können, dazu war nach wie vor kein Platz, sondern um das reichhaltige Buffet aufzunehmen.
»Greifen Sie zu, meine Damen und Herren, es soll niemand sagen können, dass er bei uns an Hunger leiden muss. Den Buuz lasse ich mir zweimal im Monat direkt aus der Mongolei kommen.«
Unser Chef schnappte sich etwas von dem Buuz und setzte sich noch gerader hin, als er bereits saß.
»Lassen Sie uns beginnen, wir sind heute wegen einer ernsten Sache zusammengekommen. Zunächst wollen wir Herrn Eifler hören, er ist extra vom Landeskriminalamt geschickt worden, obwohl das meiner Meinung nach nicht nötig gewesen wäre.«
Der mir bis eben unbekannte Eifler öffnete seine Aktentasche und holte ein paar Papiere heraus. Das Buffet ignorierte er.
»Die Meinung von Herrn Diefenbach ist irrelevant. Das
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