Wassergeld
Landeskriminalamt sieht in diesem Fall eine Angelegenheit überregionaler Bedeutung. Das Erpresserschreiben wurde inzwischen als authentisch erkannt. Es wird gedroht, am heutigen Abend weitere Anschläge zu verüben, die in unmittelbarem Zusammenhang mit dem Rhein und den Großstädten Ludwigshafen und Mannheim stehen.«
»Herr Eifler meint mit seinen Ausführungen, dass wir die Lage selbstverständlich im Griff haben«, unterbrach KPD.
»Die Lage im Griff?«, fuhr ihn Eifler brüsk an. »Seit gestern läuft die Fahndung nach diesem von Welchingen und seinem Matrosen. Haben Sie den geringsten Anhaltspunkt, wo sie sich aufhalten können? Nein! Die können was weiß ich wo stecken und gerade Sprengstoffstangen verbuddeln.«
Oha, das wurde interessant. Ich war gespannt, wie unser Chef auf diese Provokation reagieren würde, und schnappte mir ein Brötchen mit gekochtem Schinken.
»Das ist doch nur eine Frage der Zeit, Herr Eifler. Der Matrose Monato wurde erst vor einem halben Jahr eingestellt. Wir haben inzwischen die Personalakte bei seinem Arbeitgeber gefunden. Glücklicherweise war sie nicht von dem Diebstahl betroffen. Auch in diesen Unterlagen steht die falsche Adresse. Und bei dem Drexler waren wir nahe dran. Doch er scheint sich nach Florida abgesetzt zu haben.«
Gerhard verschluckte sich fast an seinem Kaffee, als er den Namen Drexler hörte. Jetzt wurde es bizarr.
»Drexler? Wer ist das denn?«, unterbrach ihn der LKA-Beamte.
Unser Chef lächelte selbstbewusst und siegessicher. »Wusste ich doch, dass Ihre Behörde nicht alles weiß. Drexler ist einer der Hauptverdächtigen. Er ist der Chef des Bergungsunternehmens. Ja, darauf muss man erst einmal kommen!«
»Äh, Herr Diefenbach«, stammelte der Leiter der Wasserschutzpolizei, doch KPD legte, bestärkt dadurch, einen Trumpf aus dem Ärmel ziehen zu können, noch einen drauf.
»Ich habe mir gestern die Frage gestellt, wer alles die Möglichkeit hatte, an die Metallkiste zu kommen. Und da lag die Lösung auf der Hand: das Bergungsunternehmen mitsamt den Tauchern. Erst tun sie so, als wäre die Kiste weg, dann kommen sie später zurück und bergen das Geld im Alleingang.«
Unfassbar, KPD gab meine Idee als die Seinige aus. So etwas kannte ich nur aus der freien Wirtschaft, in der Angestellte Aufsätze und ganze Bücher schrieben, die ihr Chef dann nach Vollendung als seine eigenen Werke der Öffentlichkeit vorstellte und verkaufte.
Eifler überlegte, die Information kam für ihn überraschend.
Endlich schaffte es Herr Strommeier, unseren Chef zu unterbrechen.
»Ich glaube nicht, dass Sie auf der richtigen Fährte sind, Herr Diefenbach. Herrn Drexler kenne ich schon seit Jahrzehnten. Er fliegt jedes Jahr mit seiner Frau nach Florida, denn dort lebt ihre Familie. Ich halte es für unwahrscheinlich, dass Drexler in die Sache verwickelt ist. Außerdem wurde die Kiste auf dem Gelände der Rheingüter GmbH gefunden. Dass wir es mit zwei Parteien zu tun haben, dürfte sehr, sehr unwahrscheinlich sein.«
Eifler wurde ärgerlich. »Das ist ja schlimmer, als wir im LKA vermutet haben. In Schifferstadt scheint es bei polizeilichen Ermittlungen weder ein einheitliches Vorgehen noch ein tragbares Durchführungskonzept zu geben. Ich werde im Anschluss an unsere Krisensitzung direkt den zuständigen Staatsanwalt kontaktieren.«
Bumm, das saß. KPD hatte einen neuen Feind. Wenn es Eifler gelingen sollte, meinen Chef zu feuern, würde ich ihm einen Blumenstrauß ins LKA schicken.
»Ich finde Herrn Diefenbachs Überlegungen nach wie vor interessant«, mischte ich mich als Schleimer alter Schule in die Diskussion ein. KPD strahlte und nickte mir zu. Dafür würde er mich nachher zum ›Mitarbeiter der Woche‹ küren. »Wir sollten berücksichtigen, dass Drexler sein Gewerbe abgemeldet hat. Das sieht in meinen Augen nicht nach Urlaub, sondern eher nach etwas Endgültigem aus.«
»Ich weiß zwar nicht, wer Sie sind«, maulte Eifler, dem die Sache mit Drexler suspekt war. »Doch eines kann ich Ihnen sagen: Wir brauchen keine Polizeibeamte, die ihrem Chef nach dem Mund reden. Was wir brauchen, sind freidenkende Beamte, die ihre eigenen Ideen verwirklichen. Das lernt heutzutage jeder auf der Polizeischule. Ich hoffe, dass dies in Schifferstadt nicht unterdrückt wird.«
»Niemand wird unterdrückt«, verteidigte sich unser Chef. »Ich habe sogar ein eigenes Mitarbeitermotivationsprogramm entwickelt. Sagen Sie doch auch einmal etwas, Frau Wagner.«
»Stimmt, Herr
Weitere Kostenlose Bücher