Wassergeld
Tank bei der Firma Port-Chemie in die Luft zu sprengen, und nebenbei eine Menge Menschen zu töten.«
»Nein!«, schrie von Welchingen. »Das stimmt so nicht. Die Chemikalie in dem Tank ist in der vorliegenden Konzentration nicht tödlich, das haben wir vorher überprüft. Man wird von dem Zeug nur etwas benommen, höchstens für kurze Zeit bewusstlos. Bei unserer Festnahme haben wir etwas gepokert, als ich sagte, dass unser Vorhaben tödlich sei.«
»Okay«, Borgia machte sich Notizen und Gerhard schien sich zu langweilen. »Der Inhalt des Tanks ist noch nicht analysiert. Wir werden sehen, ob Sie recht haben. Wie auch immer, Sie wollten der Metropolregion einen Denkzettel verpassen und danach einen zweiten Erpressungsversuch starten. Wollten Sie diesen auf die gleiche Art und Weise durchführen wie Ihren ersten Versuch?«
»Keine Ahnung, so weit waren wir in unseren Überlegungen noch nicht. Zuerst wollten wir etwas Chaos veranstalten, was uns fast geglückt wäre. Den genauen Plan wollten wir danach festlegen.«
»Das wäre Ihnen in der Tat fast gelungen. Nur dem beherzten Eingreifen des Dienststellenleiters Diefenbach der Schifferstadter Kriminalinspektion haben wir es zu verdanken, dass Sie rechtzeitig geschnappt wurden.«
Halt! Was hatte ich da gerade Ungeheuerliches gehört? Ich starrte Borgia an, konnte aber seinem Pokerface nicht entnehmen, ob er diese Aussage ernst gemeint oder nur von sich gegeben hatte, um Gerhard und mir einen imaginären Dolchstoß zu verpassen.
»Ja, da muss ich Herrn Borgia recht geben«, fügte ich nach kurzem Überlegen hinzu. »Die Beamten der Schifferstadter Kripo sind bei ihren Ermittlungen immer einen Tick schneller und besser als die Staatsanwaltschaft in Frankenthal.«
Ich war mir sicher, wenn Borgia und ich in diesem Moment allein gewesen wären, hätte mich nicht nur ein imaginärer Dolchstoß erwischt.
Zum Zwecke der Selbstbeherrschung blätterte Borgia zerstreut in dem vor ihm liegenden Aktenordner, bevor er die Vernehmung fortsetzte.
»Verraten Sie mir noch, wo Ben Kocinsky wohnte?«
»Das wissen Sie nicht?«, antwortete von Welchingen erstaunt. »Ben ist verheiratet und wohnt mit seiner Frau in Mannheim am Paradeplatz.«
»Das wissen wir selbstverständlich. Doch nach der Aussage seiner Frau lebte er seit einiger Zeit von ihr getrennt.«
Monato schmunzelte. »Das hat er uns dieses Mal gar nicht verraten, der alte Casanova. Für Ben war das aber nicht ungewöhnlich. Er suchte öfter eine Zeit lang seine persönliche Freiheit, wenn Sie wissen, was ich meine. Johanna, seine Frau, hat ihn aber immer wieder aufgenommen, wenn er sich die Hörner abgestoßen hatte.«
Borgia machte sich wieder Notizen. »Was können Sie mir noch über Ben Kocinsky sagen?«
»Er war unser Schiffsführer und ein schlauer Fuchs. Wenn es nach seinem Kopf ging, war alles bestens. Wenn nicht, konnte er schnell wütend werden, was meist in einen Tobsuchtsanfall mündete. Vor ein paar Wochen hatte er mal einen Disput mit so einem seltsamen Typen von der Wasserschutzpolizei. Wir haben gedacht, der bringt den Bullen um.«
Borgia versuchte, den beiden eine Falle zu stellen, indem er die bereits getätigten Aussagen aus anderen Blickwinkeln infrage stellte. Doch so sehr er sich auch bemühte, Widersprüche zu entwickeln, die Aussagen der beiden blieben konsistent. Nach einer mir endlos vorkommenden Zeitspanne ließ er die Verdächtigen abführen.
»Alles Humbug, was die uns erzählt haben«, resümierte Borgia, als wir wieder allein waren. »Große Unbekannte, die im Hintergrund agieren, gibt es nur in schlechten Kriminalfilmen. Die beiden selbst haben ihren Kumpanen erschlagen, dafür lege ich meine Hand ins Feuer. Warten wir ab, was die DNA-Analyse des Tatwerkzeugs ergibt. Ob ich die Anklage erweitere, wird die Analyse des Tankinhalts bei Port-Chemie zeigen, genauso wie das Mittel, das Monato für den Schutz seines Büros einsetzte.«
»Wie Sie meinen, Herr Borgia. Vergessen Sie den Sprengstoff nicht. Laut LKA war das eine Profiarbeit.«
»Sie mit Ihrer Logik, Palzki. Ich habe nie behauptet, dass die drei den Sprengstoff selbst hergestellt haben. Auf den russischen Schwarzmärkten können Sie, das nötige Kleingeld vorausgesetzt, das Zeug zentnerweise kaufen.«
Ich bestätigte ihn aus einem einzigen Grund: Ich wollte so schnell wie möglich heim. Mein Kollege Gerhard, der der Vernehmung schweigend beigewohnt hatte, stand auf und nickte Borgia zum Abschied zu. Erst im Auto brach er seine
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