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Wassergeld

Wassergeld

Titel: Wassergeld Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gmeiner-Verlag
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nämlich nicht. Daher würde, wie meist in solchen Fällen, eine vorläufige Festnahme nicht zum Ziel führen.«
    Jacques fing an, zappelig zu werden. Er roch ein neues Abenteuer. »Dann erzähle mir mal von deinem Verdacht, dann werde ich sehen, was ich für dich machen kann«, forderte er mich auf.
    Seine Mimik wurde immer erstaunter, während ich ihm alle Details offenbarte. Als ich fertig war, saß er eine Weile grübelnd auf seinem Stuhl. Ich traute mich nicht, ihn in seinen Gedanken zu unterbrechen. Schließlich fing er an zu lächeln. »Ja, genau so könnte es funktionieren. Wir werden den Bandenchef mit seinen eigenen Waffen schlagen. Auch einen geeigneten Ort wüsste ich. Zufällig besitze ich im Moment dafür einen Schlüssel. Hast du dir schon überlegt, wie wir die Person anlocken können? Es wäre viel zu auffällig, wenn du einfach anrufen würdest.«
    Ich musste Jacques recht geben, soweit hatte ich nicht gedacht.
    »Wie wäre es, wenn du diesen Studenten fragen würdest?«
    »Dietmar Becker? Mir scheint, du hast an ihm einen Narren gefressen. Aber von mir aus, eine bessere Idee habe ich auch nicht.«
    »Na prima, da hat es sich für dich ja gelohnt, zu deinem alten Freund zu kommen. Am besten dürfte sein, wenn du Becker gleich anrufst.«
    Was blieb mir anderes übrig, als das Wählscheibentelefon von Jacques zu benutzen und Dietmar Becker anzurufen. Seine Rufnummer war eine der wenigen, die ich inzwischen auswendig wusste. Becker überschlug sich am Telefon förmlich. Keine 15 Minuten später klingelte er an der Haustür. Vermutlich hatte er sämtliche Geschwindigkeitsrekorde gebrochen, dabei hatte er nicht einmal einen eigenen Wagen. Jacques und ich klärten den Studenten über unsere Pläne auf. Er staunte, als ich ihn von meinem Verdacht erzählte. Selbstverständlich war er sofort mit von der Partie. Ähnlich wie mein Freund, der Erfinder schien er dem neuen Abenteuer entgegenzufiebern. Für mich war dies mehr als nur ein aufregendes Erlebnis. Auch wenn ich solchen Eskapaden gelegentlich aufgeschlossen gegenüberstand, war es alles andere als ungefährlich. Wenn KPD oder Borgia davon erfuhren, könnte ich mich mit einer Imbissbude selbstständig machen. Dietmar Becker versprach, in seiner Funktion als Journalist unverzüglich den Lockvogel zu spielen. Jacques benötigte mindestens vier Stunden Vorbereitungszeit. Wir verabredeten, die Falle um 21 Uhr zuschnappen zu lassen. Als ich mich verabschiedete, hinterließ ich zwei aufgedrehte kleine Jungs.
    Ich fuhr nach Hause, um mir eine kurze Verschnaufpause zu gönnen. Als ich die Eingangstür öffnete, schlug mir kühle Luft entgegen. Die Flurdecke war glücklicherweise noch ohne Eiszapfen. Wütend schnappte ich mir das Telefonbuch und suchte die Nummer des zuletzt beauftragten Heizungsnotdienstes heraus. Ich rechnete mit dem Schlimmsten, wahrscheinlich hatte meine Nachbarin auch diesen Handwerker abgepasst. Doch dieses Mal lag das Problem bei mir selbst. Ich hatte heute Morgen vergessen, meinen Haustürschlüssel am Empfang der Kriminalinspektion zu hinterlegen. Daher konnte der Handwerksmeister nicht in meine Wohnung gelangen. Da ich ab morgen Urlaub hatte, erübrigten sich weitere Überlegungen. In der Hoffnung, Stefanie und den Kindern eine warme Wohnung bieten zu können, bat ich den Meister dringend, möglichst am Vormittag die Heizung zu reparieren. Danach schaltete ich, garantiert zum ersten Mal, meinen Backofen ein und öffnete die Ofentür. Diese Art von Energieverschwendung dürfte ich in meinem Bekanntenkreis niemals verraten. Doch in dieser Notsituation machte ich mir darüber keine Gedanken, hier ging es schließlich ums nackte Überleben. Während ich auf dem Küchenstuhl saß und meine Füße auf der warmen Backofentür lagen, begann mein Verstand langsam abzukühlen. Was hatte ich da wieder angefacht? Anscheinend hatte ich aus den gefährlichen Situationen der Vergangenheit nichts gelernt. Das mag zwar für andere Dinge in meinem Leben ebenso gelten, wie mir meine Frau ständig vorhielt, doch heute konnte es folgenschwerer ausgehen. Stefanie, die Kinder, sollte ich wirklich alles aufs Spiel setzen? Ich liebte doch meine Familie, warum ließ ich mich dann zum wiederholten Mal auf solch eine Geschichte ein? Noch dazu in unerlaubter Art und Weise. Borgia hatte mir bereits bei meinem letzten Fall angedroht, dass er bei der nächsten Eigenmächtigkeit für meine Entlassung sorgen würde. Es half nichts, der Fall musste abgeschlossen

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