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Wassergeld

Wassergeld

Titel: Wassergeld Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gmeiner-Verlag
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werden, bevor morgen mein Familienurlaub begann. Und dass der Fall noch nicht abgeschlossen war, war mir längst klar. Ich schnappte das Telefon und rief Stefanie an. Auch dieses Mal hatte ich keinen Erfolg. Enttäuscht legte ich auf. Vielleicht war es besser so. Was hätte ich ihr sagen sollen? Sie hätte trotzdem gespürt, dass etwas im Busch war. Stefanie merkte immer, wenn ich schwindelte. Ich versuchte, mich mit mittelfristigen Zukunftsplänen abzulenken. Morgen Mittag würde ich mit Paul in den Wald fahren und einen Tannenbaum erlegen. Melanie wünschte sich sehnlichst einen neuen MP3-Spieler mit einem größeren Speicher. Auch den würden wir morgen kaufen. Und für Stefanie lasse ich mir auch etwas einfallen.
    Meine Gedanken wurden unter Zwang von meinen kurzfristigen Zukunftsplänen boykottiert. ›Reiner, du brauchst ein Netz oder einen doppelten Boden‹, hämmerte mir mein Gewissen ins Bewusstsein. Ich gab auf.
    Ich nahm das Telefon und rief Jutta an. Diese reagierte ziemlich aufgebracht.
    »Wo treibst du dich herum, Reiner? Gerhard und ich machen uns die größten Sorgen!«
    »Ich bin daheim«, meldete ich kleinlaut.
    »Daheim? Bist du krank?«
    »Nein, es ist alles in Ordnung, Jutta. Ich bin nur ein paar Stunden früher in Urlaub gegangen.«
    Am anderen Ende der Leitung wurde es einen Moment lang still. »Da stimmt doch etwas nicht. In ein paar Minuten fängt die Pressekonferenz an. Ist dir KPD so auf den Magen geschlagen?«
    »Nein, dieser Typ ist mir im Moment völlig egal, es geht um etwas anderes.«
    Ups, das war zu viel. In Juttas Ohren musste das wie ein Geständnis klingen. Sie würde mit Sicherheit sofort richtig kombinieren.
    »Rück mit der Sprache raus, was weißt du mehr als wir?«
    »Ach Jutta, es ist nur so ein komisches Gefühl –«
    Harsch unterbrach sie mich. »Dein komisches Gefühl kenne ich. Da kommt nichts Gutes bei raus. Was hast du vor? Du warst doch nicht bei Jacques, oder?«
    Mein Schweigen war ihr Zustimmung genug.
    »Mensch, Reiner, jetzt sag endlich. Was habt ihr vor?«
    »Mach dir mal keine großen Gedanken, Jacques und ich werden das schon schaffen. Schließlich willst du auch, dass dieser Dietmar Becker wieder einen Krimi schreiben kann.«
    »Lass KPDs Spitzel aus dem Spiel«, fuhr sie mich an. »Sag endlich, was plant ihr?«
    Um nicht zu riskieren, dass meine Kollegen in ein paar Minuten vor meiner Haustür standen, erzählte ich ihr die wesentlichen Punkte. Inständig flehte ich sie an, sich im Hintergrund zu halten und auf keinen Fall KPD zu informieren. Jutta versprach, mit Gerhard und ein paar Beamten den Ort zu sichern, ohne vorzeitig einzugreifen. Bevor ich das Telefonat beendete, bat ich Jutta, den inzwischen vermutlich zentnerschweren Posteingang in meinem Büro zu bearbeiten, da ich wegen meines Urlaubes nicht mehr ins Büro kommen wollte. Ordnung muss sein, schließlich war ich schon immer ein ordnungsliebender Mensch.

17. Gespräche im Wasserturm
    Gegen 20.30 Uhr machte ich mich auf den Weg. Jacques hatte sich nicht mehr gemeldet, daher ging ich davon aus, dass alles in Ordnung war. Ich schaltete den Backofen aus und verließ das Haus. Weitere Vorbereitungsmaßnahmen waren nicht notwendig. Selbst der Hunger hatte sich verflüchtigt. Es war bitterkalt geworden. Ich fuhr über die Mutterstadter Straße nach Mutterstadt. Wegen der dichten Bewölkung sah ich den gut 50 Meter hohen Wasserturm erst kurz vor meiner Ankunft. Er hatte einen quadratischen Grundriss und sein Äußeres war mit geometrischen Formen bemalt. In etwa zwei Drittel seiner Höhe konnte ich unter einer Uhr einen Balkon erkennen. Ich parkte unmittelbar vor dem Gebäude und registrierte, dass mein Wagen der einzige weit und breit war. An der Westseite fand ich die Zugangstür zum Innern des Turmes geöffnet vor. Das war Jacques’ Werk. Er hatte mir etwas von Experimenten mit einem langen Pendel erzählt, die er im Turm zurzeit durchführte. Dafür hatte er von den Wasserwerken einen eigenen Schlüssel ausgehändigt bekommen. Mit einem mulmigen Gefühl ging ich in den Turm und schaltete forsch das Licht ein. Eine Betontreppe führte auf der Innenseite der Außenwand, unterbrochen durch mehrere Podeste, die jeweils komplett um den Turm liefen, nach oben. In der Mitte konnte ich bestimmt 30 Meter nach oben blicken. Wie ich wusste, befand sich über der Zwischendecke der Wasserbehälter, der früher zur Aufrechterhaltung des Leitungsdruckes diente. Ein paar nicht allzu dicke Rohre führten nach oben.

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