Wasserläufer (Aqua Stellata) (German Edition)
dann ist es schon wichtig, oder?“
„Ist es “, sagte Hawk langsam. „Wie heißt denn der Arzt, zu dem Nico gebracht wurde?“
„Das ist Doktor Fin ghan. Da gehen wir auch hin. Das ist der Wohlfahrtsdoc für den Hafen. Da bekommst du alles umsonst. Untersuchung, Medikamente und alles. Der ist da drüben. Oder wär‘s, wenn er nicht Urlaub hätte. Jetzt ist Doktor Delgado da.“
Hawk hatte seinen mattsilbernen, stark verkratzen Kommunikator herausgezogen und gab Namen ein. Dann schrieb er einen kurzen Text. Er schob Volcano das Gerät zu.
„Sieh mal“, sagte er. „Stimmt da so?“
Sie zuckte die Achseln.
„Kann nich lesen.“
„Oh. Kein Problem. Ich brauche ohnehin noch das Datum.“
„War genau vor acht Wochen. Wir haben uns heute Morgen noch drüber unterhalten. Genau acht Wochen.“
Hawk las: „Am 30 .8.04 Standardzeit wurde Nico ... weißt du seinen Nachnahmen?“
„Webster. Er war einer von den Webstern.“
„Ach, so. Am 30.08.04 wurde Nico Webster beim Versuch der illegalen Wasserentnahme aus dem Schiff Tuna IV von einer unbekannten Person, wahrscheinlich einem Besatzungsmitglied der Tuna IV, aus der Höhe der Abpumpöffnung vom Schiffsrumpf vorsätzlich zu Boden gestoßen, wobei besagter Nico Webster ums Leben kam. Ein Versuch, ihm Hilfe zu leisten, wurde seitens der Besatzung der Tuna IV nicht unternommen. Zeugin: Volcano Galileo Larsberg. Zu Todesursache und Todeszeitpunkt: Doktor Finghan, Wohlfahrtsarzt des Raumhafens Alabaster. Ist das korrekt?“
Volcano nickte.
„Gut“, sagte Hawk. Er drückte ein grünes Feld. „Das geht jetzt an unsere Abteilung. Es wird dort an die Zuständigen weitergeleitet, die es zu einer Anzeige wegen Körperverletzung mit Todesfolge und unterlassener Hilfeleistung umformulieren und einen Kollegen mit der Untersuchung beauftragen.“
Volcano nippte beeindruckt an ihrem Drink. Lace bot ihr an, Essen zu bestellen, aber sie schüttelte den Kopf.
„Bares ist mir lieber“, sagte sie und setzte dazu ein schiefes Grinsen auf. „Oder Wasser. Die Jungs bringen manchmal Mineralwasser in Flaschen. Das ist eigentlich noch besser als eine Barcard. Besonders, wenn die Flasche noch zu ist.“
„Ich verstehe “, sagte Lace. „Wenn du so eine Flasche bekommst, was machst du dann damit? Trinkst du sie selber oder ...“
„Sind Sie wahnsinnig?“, fragte Volcano. „Ich soll mir flüssiges Gold hinter die Binde gießen? Seh ich echt so blöd e aus? Ich verkauf das Ding natürlich! Wenn ich Wasser will, geh ich mit nem Kunden aufs Zimmer. Da kann man aus dem Hahn trinken.“
„Verkaufst du das Wasser dann gegen Barcard oder gegen Sachen, die du gebrauchen kannst?“
„Bar oder Anteil“, sagte sie. „Aber nur, wenn du die Leute kennst. Sonst hauen die dich auch wieder übers Ohr. Ich habe ein paar Anteile, aber bisher haben sie nicht viel gebracht.“
„Anteile an was denn?“, wollte Hawk wissen, der Volcano jetzt immer wachsamer beobachtete.
„Von den Schürfern“, erklärte sie bereitwillig. „Wenn die verkaufen, bekommst du den Anteil, so groß, wie du dich eingekauft hast. Edelmetall vor allem. Seltene Sachen, die Firmen kaufen. Ich habe keine Ahnung davon. Deswegen nehm ich meine Anteile immer als Barcard.“
Lace bestellte eine Flasche Mineralwasser und zuckte zusammen, als der Robo den Preis von seiner Card abbuchte.
„Achtzehn WE! Nicht übel. Für eine Dreihundert-Milliliter-Flasche. Die Drinks haben zusammen weniger gekostet!“
„Die sind ja auch nicht aus Wasser“, sagte Volcano. Sie nahm die Flasche in die Hand wie andere Frauen ein Diamanthalsband. Ihre Finger fuhren zärtlich über das silbrig- blaue Etikett. „Mit Kohlensäure. Das ist prima. Da ist gleich klar, dass du nicht herumgepfuscht hast. Sonst gehen die Bubbel raus.“
„Für dich “, sagte Lace und kam sich vor, als hätte er eine Runde Champagner geschmissen.
Volcano lief pinkfarben an.
„Man darf die nicht mit rausnehmen!“
Lace lächelte.
„Der Inspektor schmuggelt sie für dich bis nach draußen.“
Hawk nickte tapfer.
„Mach ich“, versprach er.
Lace versuchte mehr über Wasserläufer und den Weiterverkauf aus Volcano herauszubekommen, aber für sie war das alles so selbstverständlich, dass ihre Erklärungen vage ausfielen. Er beschloss deswegen, zur Praxis des Arztes zu laufen, um mit Hawks Hilfe an die Kartei des verunglückten Jungen zu kommen.
Hawk schob also die kleine blaue Flasche in die Innentasche seiner Jacke und ging damit zur Tür.
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