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Wassermanns Zorn (German Edition)

Wassermanns Zorn (German Edition)

Titel: Wassermanns Zorn (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Winkelmann
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den Stepptanz ein, ihre Hände fielen auf die Oberschenkel, dafür schüttelte sie jetzt den Kopf.
    «Es liegt auf der Hand, das spüre ich. Sind doch immer die einfachsten Dinge, die einen am Ende weiterbringen, oder nicht?»
    «Würde ich so nicht bestätigen», sagte Peter Nielsen. «Die meisten Fälle sind so komplex, dass man nicht einmal einen Film daraus machen könnte.»
    «Trotzdem. Es ist eine Kleinigkeit, und ich komme einfach nicht drauf, und das macht mich ganz hibbelig.»
    An einer Kreuzung stoppte Nielsen seinen Toyota. Vor ihnen hielt einer dieser riesigen Range Rover, der so hoch war, dass Manuela seine Stoßstange mit dem darin montierten Kennzeichen direkt auf Augenhöhe hatte.
    In ihrem Kopf fiel etwas an seinen Platz.
    «Ich hab’s», rief sie und klatschte sich mit beiden Händen auf die Oberschenkel. Nielsen zuckte zusammen.
    «Jetzt bleib mal ruhig», fuhr er sie an. «Ich bekomme noch einen Herzinfarkt deinetwegen.»
    Manuela überging ihn einfach. «Weißt du, was mich stört?», fragte sie.
    «Mich stört so einiges», murmelte Nielsen und behielt die Ampel im Auge.
    «Erinnerst du dich daran, was der Taxifahrer über den Vorfall vor drei Jahren erzählt hat?»
    «Über den Mordversuch an Susan Hoffmann am See?»
    «Genau.»
    «Meinst du etwas Bestimmtes?»
    Die Ampel schaltete um, der Range Rover vor ihnen setzte sich in Bewegung, und auch Nielsen gab Gas. Er warf Manuela einen Seitenblick zu.
    «Also», begann Manuela, und schon tanzten ihre Hände durch die Luft. «Frau Wolff bringt Susan Hoffmann zu einem vereinbarten Treffpunkt, weil die beiden nicht wollen, dass ein Kunde sie von zu Hause abholt.»
    «Kann man nachvollziehen», sagte Nielsen.
    «Genau. Aber ich will auf etwas anderes hinaus. Der Täter weiß nichts davon, er denkt, Susan Hoffmann sei mit dem Bus gekommen. Lavinia Wolff folgt den beiden. Die Fahrt dauert sicher mehr als zehn Minuten, und zumindest in der Stadt wird Frau Wolff dem Wagen das eine oder andere Mal sehr nahe gekommen sein. Wer weiß, vielleicht ist sie draußen am See, während sie wartete, sogar ausgestiegen und hat sich den Wagen genauer angesehen. Ich meine, bei all den Sicherheitsmaßnahmen, die die beiden praktizierten … Ich hätte es getan.»
    «Worauf willst du hinaus?», fragte Nielsen, der sich dem Kreisverkehr am Landgericht näherte und sich auf den dichter werdenden Verkehr dort konzentrieren musste.
    «Sie muss das Kennzeichen erkannt haben. In dem Ermittlungsprotokoll ist aber keine Rede von einem Kennzeichen. Der Täter wurde ja auch nicht ermittelt. Mit dem Kennzeichen wäre das leicht möglich gewesen.»
    Im nächsten Augenblick musste Nielsen scharf bremsen, und sie wurden beide in die Gurte geworfen. Vor ihnen stockte der Verkehr in der Ausfahrt des Kreisels. Eine alte Dame mit Rollator zockelte langsam über den Zebrastreifen.
    Der Motor des Toyota war abgesoffen.
    «Shit!», fluchte Nielsen, startete ihn wieder und bog dann ab.
    «Nicht schlecht», sagte er schließlich, ohne sie anzusehen. «Das hätte mir auch auffallen müssen.»
    «Und jedem anderen auch, der damals an den Ermittlungen beteiligt war. Und Polizeichef Bender. Der hat die Akte doch sicher auch gelesen.»
    «Nicht so voreilig», sagte Nielsen. «Du kannst nicht durch die Gegend laufen und Kollegen und Vorgesetzte verdächtigen, sonst überlebst du kein Jahr im Polizeidienst. Vielleicht hat sich tatsächlich keine von den beiden Frauen das Kennzeichen gemerkt.»
    Manuela schüttelte den Kopf.
    «Glaub ich nicht. Sie fahren extra zu zweit da raus, zur Sicherheit, und dann merken sie sich das Kennzeichen nicht? Dazu hätten sie doch sogar noch Gelegenheit gehabt, als sie vor dem Täter geflohen sind. Nee, das glaub ich einfach nicht.»
    Für einen Moment herrschte angespanntes Schweigen zwischen ihnen, bevor Nielsen sagte:
    «Tja, dann bleibt nur eine Erklärung.»
    Welche das war, musste er nicht aussprechen. Eric Stiffler hatte die Nummer nicht notiert. Entweder hatte er sie bewusst verschwiegen, weil er etwas zu verheimlichen hatte, oder aber er hatte einfach äußerst schlampig gearbeitet. Letzteres konnte Manuela sich bei einem so erfahrenen Ermittler nicht vorstellen. Oder hatte Stiffler schon damals ein Alkoholproblem gehabt?
    Aber warum zum Teufel hat ihm niemand auf die Finger geschaut?»
    «Hast du damals etwas von dem Fall mitbekommen?», fragte Manuela.
    Nielsen schüttelte den Kopf.
    «Das ist drei Jahre her. Ich weiß nicht einmal mehr, mit welchem Fall

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